_auto_6074617.jpg

Schlechte Bilanz: Nur 40 Prozent der bayerischen Zeitungen nennen die Namen ihrer Fotografen korrekt
Foto: 
Thomas Schumann

Silberne Zitrone für den Bayernkurier

Mangelhafte Namensnennungen von Fotografen in bayerischen Tageszeitungen – „Verlage treten die Urheberrechte der Fotografen mit Füßen“

München, 15.06.2012

 

Die bayerischen Zeitungsverlage nehmen es offenbar nicht so genau, wenn es um die Namensnennung unter den veröffentlichten Fotos geht. Das hat sich in einer BJV-Stichprobe gezeigt. Der Bayerische Journalisten-Verband wertete 39 Tageszeitungen aus und prüfte jeweils, ob der Urhebervermerk unter den Bildern korrekt ist. Exakt 3836 Bilder der Ausgabe vom 23. April wurden gezählt und kontrolliert. Das Ergebnis ist alarmierend.

Während für die schreibenden Journalisten die Autorenzeile inzwischen die Regel scheint, sieht das bei den Fotografen ganz anders aus. Liegt es am wachsenden Zeitdruck und der Arbeitsüberlastung in den Redaktionen? An schlichter Unkenntnis oder falschen Auskünften?

Tatsache ist: In den bayerischen Blättern fanden sich bei dem Test jede Menge Fotos ohne oder mit falschem Vermerk. Da wurden nur die Namen der Nachrichten- oder Bildagenturen, eines Verlags oder einer Firma genannt, die die Nutzungsrechte inne hat. Oder Kürzel wie „kn“ (kostet nichts), oH (ohne Honorar) „privat“ oder „Archiv“ verwendet. Was zwar üblich, rechtlich aber ungenügend ist.

In nackten Zahlen ausgedrückt: Von 3836 Bildern enthielten nur 1547 (40,3 Prozent) auch die richtigen Urhebernennung. Drei von vier Verlagen schafften es nicht, wenigsten bei jedem zweiten Bild auch den Namen des Fotografen korrekt zu nennen. „Die Verlage treten die Urheberrechte der Fotografen mit Füßen“, kritisiert Michael Schwerberger, Vorsitzender der Fachgruppe Bildjournalisten im BJV. Dabei seien vor allem freie Fotografen in Zeiten magerer Honorare und sinkender Aufträge darauf angewiesen, durch gute Arbeiten auf sich aufmerksam zu machen und so den eigenen Marktwert zu steigern.

Rote Laterne für den Bayernkurier
Der BJV hat für jede der 39 Tageszeitungen in der Ausgabe vom 23. April (dem Welttag des Urheberrechts) gezählt, wie viele der veröffentlichten Fotos einen korrekten Urhebervermerk hatten und danach aus dieser Prozentzahl eine Rangliste erstellt.

Die silberne Zitrone als Spitzenreiter im negativen Sinn hat sich im BJV-Check 2012 der Bayernkurier, das offizielle Organ der CSU, verdient. In der Ausgabe vom 21. April veröffentlichte das Wochenblatt 85 Bilder. Viele trugen keinerlei Vermerk, ganze fünf den Namen des Fotografen – macht 5,9 Prozent Richtige und die rote Laterne. Auf den vorletzten Rang schaffte es mit deutlichem Abstand zum Rest des Feldes das Straubinger Tagblatt, das 124 Bilder im Blatt hatte, von denen nur zwölf auch den richtigen Urhebervermerk trugen (9,7 Prozent): Drittletzter im BJV-Ranking ist die Abendzeitung München mit 23 „Richtigen“ bei 108 veröffentlichten Bildern (21,3 Prozent).

Welt kompakt vorne
Positiv fiel dagegen im BJV-Test die Welt kompakt auf, die wie im Vorjahr die Rangliste anführt. Unter 60 von 85 überprüften Bildern steht der Name des Fotografen (70,6 Prozent). Auf Platz zwei folgt Die Welt München (40/62 oder 64,5 Prozent), Platz drei belegt die Fränkische Landeszeitung aus Ansbach mit 58,7 Prozent „Richtigen“. (Welchen Platz die übrigen 33 Blätter im BJV-Ranking einnehmen, zeigt die Tabelle, die unten als pdf zum Download bereit steht).

Am Welttag des Urheberrechts hatte der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) dazu aufgerufen, in möglichst vielen Städten bundesweit zu prüfen, ob die veröffentlichten Fotos jeweils mit einer korrekten Urhebernennung versehen sind. Neben dem BJV haben weitere 15 Landesverbände bundesweit an der Aktion „Fotografen haben Namen“ teilgenommen. Die Ergebnisse des BJV-Tests fließen in diesen Vergleich ein. In Kürze wird sich zeigen, wie die bayerischen Verlage im gesamtdeutschen Ranking abschneiden.

Maria Goblirsch

Weitere Informationen

Download:

BJV-Newsletter abonnieren!

Hier können Sie unseren kostenfreien Newsletter abonnieren. Bitte geben Sie Ihre E-Mail Adresse an. Das System sendet an diese Adresse einen Link, mit weiteren Informationen zum Abschluss der Anmeldung.