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Die gute Nachricht vom Podium: Bei der Journalistenausbildung wird derzeit nicht gespart.
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Michael Schwerberger

Aktuell

"Wollmilchsäue" gut ausbilden

Podiumsdiskussion von BJV und DJS auf den Medientagen

München, 25.10.2012

An der Ausbildung des journalistischen Nachwuchses wird in Verlagen und Sendern nicht gespart. Schon wegen der zusätzlichen Anforderungen durch die so genannten Neuen Medien müssen die Journalisten mehr Kenntnisse erwerben. Dies war der Tenor auf dem gemeinsamen Panel von BJV und Deutscher Journalistenschule (DJS) auf den Münchner Medientagen. Intensiv warb Ulrike Kaiser, stellvertretende DJV-Vorsitzende, um eine große Runde mit Verlagen, Berufsverbänden und Nachwuchsjournalisten, um einheitliche Standards bei der Ausbildung zu erarbeiten.

Technischer Aspekt wird überbetont
"Wir brauchen Qualität", sagte Nikolaus von der Decken, Leiter der Burda-Journalistenschule in München, mit Blick auf das Thema "Von eierlegenden Wollmilchsäuen und turboschnellen Fastfood-Journalisten." "Dazu muss man ausbilden und das müssen wir in unseren Verlagen machen." Seiner Meinung nach werde bei der Nutzung der Neuen Medien der technische Aspekt überbetont. Der Journalist müsse nicht nur wissen, wie er einen Print-Artikel für online umschreibt, sondern benötige auch die Kompetenz, mit der digitalen Informationsflut umzugehen. Dazu müsse er recherchieren und selektieren wieder neu lernen. Er benötige eine "Vernetzungskompetenz" und müsse dabei auch sein Spezialgebiet, seine Nische, seine "Marke" entwickeln.

In die Ausbildung werde wieder mehr investiert, berichtete Martin Kunz, Leiter der Akademie der Bayerischen Presse (ABP). Die ABP könne heuer erstmals mehr als 2000 Kursteilnehmer begrüßen. Allerdings müsse man die Verlage warnen, zu glauben, dass im zeitlichen Rahmen der bisherigen Grundkurse auch Social Media, iPhone und anderes ausreichend berücksichtigt werden könnte. Dafür müssten die Verlage ihren Journalisten mehr Zeit zur Verfügung stellen und eigene Kurse buchen.

Nur schreiben reicht nicht mehr
Der Web-Journalismus werde ganz klar ein Themenschwerpunkt der Ausbildung werden, sagte Anja Miller, Ausbildungsbeauftragte des Bayerischen Rundfunks. Ihr Haus setze ganz auf Trimedialität und erwarte vom Nachwuchs auch die entsprechende Bereitschaft. "Nur schreiben können reicht nicht", betonte Detlef Esslinger von der Süddeutschen Zeitung. Jeder Volontär müsse auch eine Zeit lang bei Süddeutsche.de mitarbeiten und in der iPhone-Redaktion.

Unterschiedlich waren die Meinungen, welche Ausbildung die besten Chancen im Beruf böte. Anja Miller sprach sich für ein Fachstudium aus, denn wer allgemein Journalistik studiert habe, entspreche nicht unbedingt den Erwartungen des BR. Die journalistische Praxis könne der Fachstudent im Hause erlernen. Deshalb kooperiere man mit einer ganzen Reihe von Hochschulen, um Standards anzugleichen. Ihr Ideal: ein Fach-Bachelor und einen Journalistik-Master obendrauf. Bei der SZ kommen auch Abgänger der Journalistenschule zum Zug. Allerdings, erklärte Esslinger, erhalte bei gleichwertigen Bewerbungen der Fachstudent den Vorrang.

"Ruck-Zuck-Studium" ist nicht unbedingt gefragt
Nikolaus von der Decken meinte, letztendlich setzten sich die Bewerber mit der größten Lebenserfahrung durch. So gesehen bekäme es manchen Studenten nicht gut, schon relativ frühzeitig ihre Studium abzuschließen, wenn auch erfolgreich: "Es gibt auch andere Werte, also ruck-zuck durch die Uni zu kommen." Bei abgeschlossenem Studium auf ein Volontariat verzichten wollten die Praktiker nicht.

Zurzeit gibt es rund 120 journalistische Studiengänge in Deutschland, gab Ulrike Kaiser zu bedenken. Es sei für die jungen Menschen fast unmöglich, hier die für sie persönlich passende Auswahl zu treffen. Der DJV gebe zwar in seinen Schriften Orientierungshilfen.

Sie sah es aber als unerlässlich an, das sich Verlage, Hochschulen, Verbände und Nachwuchsjournalisten an einen Tisch setzen, um gemeinsame Standards für die Ausbildung zu erarbeiten. Dies sei man auch der notwendigen Qualität schuldig. Das Panel moderierte Jörg Sadrozinski, Geschäftsführer der Deutschen Journalistenschule.  

Michael Anger

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