Redaktionen im Streik: In Ulm waren heute 500 Journalisten auf der Straße
Foto: Stefan Puchner

Tarifrunde Tageszeitungen 2013

500 Journalisten demonstrieren in Ulm

Aktuelle Tarifrunde zeigt: Verleger wollen eine Sparorgie

Ulm, 11.11.2013

Umbau statt Abbau – unter diesem Motto gingen am Montag über 500 Zeitungsredakteure in Ulm auf die Straße. Mit ihrer gemeinsamen Aktion machten DJV und Verdi auf die zähen Tarifverhandlungen zwischen Zeitungsverlegern und Journalisten aufmerksam. Wolfgang Grebenhof, Mitglied im DJV-Bundesvorstand, bezeichnete die Aktion als "unmissverständliches Signal" an den Verlegerverband, dass sich die Gewerkschaften nicht länger hinhalten lassen. Der Vorsitzende des BJV-Bezirks Augsburg-Schwaben, Richard Mayr, sagte: "Seit Jahren nimmt die Arbeitsbelastung zu, und gleichzeitig verhandeln wir über Kürzungen. Das passt nicht zusammen."

An dem Streik beteiligten sich Redakteure der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten, der Nürtinger Zeitung, der Heilbronner Stimme, des Schwäbischen Tagblattes, der Südwestpresse, des Reutlinger Generalanzeigers, der Eßlinger Zeitung, der Badischen Zeitung, der Ludwigsburger Kreiszeitung, der Neuen Württembergischen Zeitung sowie aus Bayern angereiste Journalisten der Augsburger Allgemeinen und der Allgäuer Zeitung.

Resolution von SZ-Redakteurinnen und Redakteuren
Redakteurinnen und Redakteure der Süddeutschen Zeitung richteten am Montag eine Protestresolution an die Verhandlungskommission der Tageszeitungsverleger. Unter anderem schreiben die Kollegen darin Folgendes: "Wir fordern Sie auf, endlich ein Angebot für eine angemessene Erhöhung der Gehälter für Redakteurinnen und Redakteure und der Honorare für die freien Journalistinnen und Journalisten vorzulegen.

Die sehr moderaten Tarifabschlüsse der vergangenen zehn Jahre bedeuteten für die Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen einen Reallohnverlust. Sie nahmen nicht an der allgemeinen Entwicklung der Löhne und Gehälter in Deutschland teil. Das ist angesichts der ständig gestiegenen Belastungen und Anforderungen – besonders auch im Bereich der neuen Medien – nicht länger hinnehmbar. Wer einen Erhalt der guten journalistischen Qualität will, muss bereit sein, dies auch durch eine entsprechende Entlohnung zu honorieren."

200 Journalisten demonstrieren in Bielefeld

Bei einer weiteren Kundgebung in Bielefeld haben knapp 200 Journalisten aus Ostwestfalen-Lippe, Köln und Bonn bei einer zentralen Kundgebung in Bielefeld ein deutliches Signal gesetzt. Teilweise in alte, zerrissene Mäntel gekleidet, lautete die klare Botschaft an die Verleger: „Dieser Mantel taugt nicht!“ Der Protest richtet sich gegen die Absicht der Verleger, Einschnitte beim Manteltarifvertrag durchzusetzen. Zu den ganztägigen Warnstreiks hatten DJV und ver.di aufgerufen.

In Berlin fand am Montag die fünfte Verhandlungsrunde mit den Zeitungsverlegern statt. Der DJV fordert sechs Prozent mehr Gehalt bzw. Honorar für die Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen. In den zurückliegenden Verhandlungsrunden blieben die Verleger ein Angebot schuldig. Über die Gehaltsanhebung hinaus steht für den DJV in dieser Tarifrunde die Einbeziehung der Onliner in die Tarifverträge im Vordergrund.

+++ Aktualisierung, 11.11.2013, 19 Uhr: DJV: Verleger fordern Sparorgie

In Kürze, die wichtigsten Fakten

  • Weiterhin Verlängerung des Volontariats gefordert
  • Verleger fordern deutliche Einschnitte bei Sonderzahlungen
  • Laufzeit der Tarifverträge soll bis Ende 2015 dauern, 2014 Einmalzahlung in ungenannter Höhe, 2015 Erhöhung um 1,4 Prozent
  • Resümee des DJV-Verhandlungsführers: "Noch weit von einem Tarifabschluss entfernt"
  • Nächste Verhandlungsrunde am 18. Dezember

Pressemitteilung des DJV, 11.11.2013: Verleger fordern Sparorgie

"Eine klare Absage hat der Deutsche Journalisten-Verband den Vorstellungen des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) über die künftigen Tarifverträge für Zeitungsjournalisten erteilt.

In der heutigen fünften Verhandlungsrunde in Berlin zeigten sich die Verlagsvertreter unnachgiebig hinsichtlich der von ihnen geforderten Regionalisierung der Gehälter und der neuen Struktur der Berufsjahrstufen. Auf dieser Grundlage legten sie Zahlen für die künftigen Gehaltshöhen der Redakteurinnen und Redakteure vor. Die Vergütung der Volontäre soll sich nicht verschlechtern, allerdings blieben die Verleger bei ihrer Forderung nach einer Verlängerung des Volontariats.

Deutliche Einschnitte forderten die Verleger bei den Sonderzahlungen: im Schnitt über 20 Prozent Einsparung beim Urlaubsgeld und bis zu 40 Prozent beim Weihnachtsgeld. Besitzstände sollen dabei nicht gewahrt werden, forderte der BDZV. Ein Redakteur mit einem Gehalt von 4.060 Euro würde demnach nur 2.750 Euro Urlaubsgeld und 3.400 Euro Weihnachtsgeld bekommen. Die Zahl der Urlaubstage soll für alle künftigen Redakteurinnen und Redakteure einheitlich nur noch 30 betragen, die Altbeschäftigten behalten die ihnen jetzt zustehenden Urlaubstage.

Der BDZV forderte darüber hinaus eine Laufzeit der neuen Tarifverträge bis Ende 2015. Im nächsten Jahr solle es eine Einmalzahlung in unbekannter Höhe für alle Redakteure und im Jahr 2015 eine Erhöhung von 1,4 Prozent geben.

„Die Verleger haben heute ihr Tarifwerk Zukunft als Spardiktat entzaubert“, sagte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring. „So sichert man nicht die Zukunft des Journalistenberufs.“ Es sei jetzt an den DJV-Gremien, die BDZV-Forderungen zu bewerten. Döhrings Fazit der fünften Verhandlungsrunde: „Wir sind noch weit von einem Tarifabschluss entfernt.“ Die Tarifverhandlungen sollen am 18. Dezember fortgeführt werden."

Die wichtigsten Details finden Sie auch in der aktuellen DJV-Publikation DJV-Tarifinfo hier zum Download (PDF, 80 kb).

BJV-Workshop für Ansprechpartner und Betriebsräte am 15. und 16. November 2013 in Kainsbach:
Tarifrunde 2013: Die Verleger wollen es wissen – wir auch!

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