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Gute Resonanz: Erfahrener Journalist trifft Nachwuchsjournalisten - Bernhard Wabnitz zu Gast bei der KU Eichstätt
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Wolfgang Grebenhof

BJV-Hochschulgespräche

„Auslandskorrespondent ist keine Geheimwissenschaft“

Der Leiter des ARD-Studios Rom, Bernhard Wabnitz, berichtete an der Katholischen Universität Eichstätt über seine Arbeit

Eichstätt, 27.05.2013

Mit seiner Veranstaltungsreihe Hochschulgespräche war der BJV zu Gast an der Katholischen Universität in Eichstätt. Der Leiter des ARD-Studios in Rom, Dr. Bernhard Wabnitz, stand dort 50 Nachwuchsjournalisten Rede und Antwort. Humorvoll und pointiert berichtete der erfahrene Auslandskorrespondent aus seinem Berufsalltag und sparte zur Freude der Studenten nicht an deutlichen Worten über Vatikan und Kurie, Politik und Mafia.

Wabnitz berichtete über Berlusconi, den „originellsten Politclown der Weltgeschichte“, über den „spannenden Epochenwechsel“ im Vatikan. Außerdem reflektierte er über die Auswirkungen der Finanzkrise, die er beispielsweise in Athen erlebte, denn auch Griechenland wird vom Studio Rom aus betreut.

Wabnitz warnt vor „journalistischem Imperialismus“
Vor allem aber gab der 61-Jährige den Studenten Einblicke in die Praxis. „Auslandskorrespondent ist keine Geheimwissenschaft, keine schwarze Magie“, sagte Wabnitz. Wichtige Voraussetzungen seien Neugier und Interesse an den Menschen.

Nur wer zuhören könne, begreife, wo die wirklich interessanten Geschichten stecken. Dazu müsse man den Gastgebern unvoreingenommen begegnen, denn wer im „verlängerten Interesse Deutschlands“ berichte, der laufe Gefahr, „journalistischen Imperialismus“ zu betreiben. Als Korrespondent im Ausland müsse man vielmehr „die Würde des Landes“ zeigen.

Geduld vs. Hype
Kritisch bewerte Dr. Wabnitz die Beschleunigung im Journalismus. Um Ereignisse wirklich analysieren zu könne, bedürfe es bisweilen einer gewissen Geduld, sagte er – den „Hype“ um die schnellste Meldung „müssen wir aber leider mitmachen“. Als Beispiel nannte er die US-Invasion in Grenada im Jahr 1983. „Da waren die Kameras schon vor den GIs da. Das war sensationell, aber sinnlos.“

Der Journalist, der seit 2006 das ARD-Studio in Rom leitet, sparte in dem Gespräch mit seinen jungen Kollegen auch nicht mit Kritik an seinem Arbeitgeber. Der Bayerische Rundfunk plane Einsparungen in Millionenhöhe. Es sei eine „Illusion“, zu glauben, dass dies die Qualität der Berichterstattung nicht beeinträchtigen werde, betonte Wabnitz. Schon jetzt müssten Recherche-Reisen oft deutlich kürzer ausfallen als früher. Vom Kostendruck besonders stark betroffen seien Freie Journalisten. Auswirkungen auf die Qualität habe auch der Zwang zur „Trimedialität“ bei den Rundfunkanstalten.

Moderiert wurde der Abend vom Vorsitzenden der Fachgruppe Junge Journalisten, Christian Pfaffinger, der den Zuhörern eingangs den BJV und dessen vielfältige Angebote und Serviceleistungen vorstellte. Vorstandsmitglied Wolfgang Grebenhof ging kurz auf die Bedeutung gewerkschaftlicher Arbeit in Zeiten von Spar-Zwang und Spar-Wahn der Arbeit- und Auftraggeber im Medienbereich ein.

Ziel der Reihe Hochschulgespräche ist es, reihum an allen bayerischen Hochschulen mit einem Journalismus-Studiengang einen interessanten Gesprächspartner und natürlich auch den BJV zu präsentieren.

Wolfgang Grebenhof

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