Eröffneten die Ausstellung (von links): Thomas Geiger (Vorsitzender BJV-Fachgruppe Bild), Dr. Ingmar Reither, Matthias Murko und Michael Busch
Foto: Maria Goblirsch

Pressefoto Bayern 2016

„Eine Dose Ravioli für den Fotografen ist gesichert“

Ausstellung Pressefoto Bayern 2016 bis 4. Juni 2017 zu Gast in Nürnberg

Nürnberg, München, 08.05.2017

Mit etwas Wehmut eröffnete der scheidende Leiter des Nürnberger Museum Industriekultur, Matthias Murko, die Ausstellung Pressefoto Bayern. Es sei wieder eine große Überraschung und Freude gewesen, die Holzkisten mit den Bildern zu öffnen und zu sehen, welche Fotografen und Aufnahmen es in diesem Jahr in die letzte Runde und damit in die Ausstellung geschafft hätten.

Diese Bilder spiegelten, mit welchen neuen Herausforderungen und Gefahren sich die Pressefotografie in den letzten zwölf Monaten konfrontiert gesehen habe – wie etwa den Anfeindungen von Rechts oder terroristischen Anschlägen. Sie seien aber auch eine Dokumentation des Alltags, der in dauerndem Wandel begriffen sei. Murko dankte dem BJV und versicherte, sein Nachfolger Dr. Ingmar Reither werde den Schwerpunkt Pressefotografie ebenso im Museum aufnehmen und weiterentwickeln.

Der neue Leiter des Museums betonte, die Ausstellung strahle weit über den regionalen Rahmen hinaus, Presse und Foto hätten einen hohen Stellenwert in seinem Haus, nicht zuletzt durch die Tradition der Zeitungsherstellung in Nürnberg. Er hoffe, dass die besten Pressefotos aus Bayern noch viele Jahre nach Nürnberg und in das Museum für Industriekultur kämen.  

Pressefotografie ist keine Knipserei
Kritische Töne äußerte der BJV-Vorsitzende Michael Busch in seiner Begrüßungsrede. Mit dem Wettbewerb und der Ausstellung wolle der BJV die Bildjournalisten, die sonst nur hinter der Kamera stünden, in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Sie hätten mit immer schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

„Verlage behandeln die Bildjournalisten oft despektierlich. Festangestellte Fotografen werden ausgegliedert, man sagt den Redakteuren, ‚das kannst Du doch mitknipsen‘. Doch die Pressefotografie ist keine Knipserei, sondern eine Arbeit, die sehr wertvoll ist“, betonte er.

So zahle beispielsweise ein Verlag aus Franken „satte Drei Euro und 57 Cent“ pro Foto. „Damit ist eine Dose Ravioli für den Fotografen gesichert. Das ist schlicht eine Unverschämtheit“, sagte Busch. Wenn ein Verlag Bilder veröffentlichen wolle, sei der Fotograf auch angemessen zu entlohnen.

Welche Angst müssen Politiker vor der Presse haben?
Er kritisierte außerdem die Knebelbedingungen für Konzertfotografen wie jüngst beim Nürnberger Auftritt des Sängers Andreas Gabalier (siehe hierzu auch Artikel bei Nordbayern.de). Die Veranstalter ließen die Berichterstattung nur in sehr beschränktem Rahmen zu („Aufnahmen nur von den ersten drei Liedern oder in den ersten drei Minuten“) und verlangten zudem, dass ihnen die Rechte der Mehrfachverwertung an den Aufnahmen übertragen würden.

Noch bedenklicher sei es, wenn politische Parteien wie die AFD die Presse bei ihren Veranstaltungen ausschlössen. „Wie viel Angst müssen diese Politiker vor der Presse, vor deren Bilder haben? Fürchten sie die Presse vielleicht nur, weil sie die Wahrheit spiegelt“, fragte der BJV-Vorsitzende die zahlreich erschienenen Gäste. Journalisten seien ein wichtiges Element der demokratischen Gesellschaft, daher werde der BJV nicht aufhören, diese Behinderung der Berichterstattung zu kritisieren.

Die BJV-Bilderschau ist von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und am Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr im Museum Industriekultur, Äußere Sulzbacher Straße 62, zu sehen. Die Ausstellung endet am 4. Juni. Danach macht die Tour der besten Pressefotos Bayerns in Aschaffenburg Station. Weitere Informationen zum Wettbewerb, u.a. alle Bilder und den Katalog zum Download finden Sie auf der BJV-Website.

Maria Goblirsch

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