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Entgelttransparenzgesetz: Frauen klagen nur selten – auf dem Podium: Nora Markard, Henrike von Platen und Angelika Knop
Entgelttransparenzgesetz: Frauen klagen nur selten – auf dem Podium (v.l.n.r.): Nora Markard, Henrike von Platen und Angelika Knop
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Laura Krzikalla

Fachgruppe Chancengleichheit

Frauen im Journalismus: Stärkt euch gegenseitig!

Durchweg positive Resonanz auf die DJV-Tagung im SZ-Hochhaus

München, 16.04.2018

Es sei schon „kein allzu üblicher Anblick“, sagte die Online-Chefin der Süddeutschen Zeitung, Julia Bönisch, zur Begrüßung der DJV-Journalistinnenkonferenz „Frau macht Medien“, die am 15. und 16. April unter dem Motto „Rasender Stillstand – Feminismus zwischen Hype und Stagnation“ im SZ-Hochhaus stattfand.

Kein allzu üblicher Anblick, weil an diesem Samstag ausschließlich Frauen im Publikum saßen. Nicht allzu üblich, weil auch auf dem Podium nur Frauen agierten. Und weil schließlich auch ihr eigener Arbeitgeber nicht gerade bekannt sei für viele Frauen in Führungspositionen, sagte Bönisch.

Langsam wie eine Schildkröte
Frauen in Führungspositionen – nur eines der Themen, um die es bei der zwölften Journalistinnenkonferenz in München ging. Journalistinnen schreiben über das Gender Pay Gap, über die MeToo-Debatte, über Rollenklischees – aber wie geht es ihnen im eigenen Beruf?

Auf den Punkt brachte es die Journalistin Silke Burmester, die eine vieldiskutierte Keynote vortrug: „Dass wir überhaupt noch über Frauen in Führungspositionen sprechen müssen, empfinde ich als beschämend.“

Den Weg zur Gleichberechtigung im Journalismus nannte Burmester einen „Ritt auf der Schildkröte“: gemächlich, einlullend. „Es ist naiv, nur klarzumachen, dass etwas ungerecht ist und dann schon die Plätze freiwerden“, sagte sie. Während ihrer Rede applaudierte das Publikum immer wieder, so treffend beschrieb Burmester, was Frauen in der Branche bewegt: „Gleichstellung bedeutet auch, dass wir die Möglichkeit haben, auch mal genauso beknackt zu sein wie die Männer, so zu scheitern, nicht so erfolgreich zu sein.“

Sprecht über Gehälter!
Auch die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen bewegte die Teilnehmerinnen der Konferenz besonders. Als „Gender Pay Gap“ bezeichnet man den Unterschied des Bruttostundenlohns zwischen Frauen und Männern. In Deutschland sind das rund 4,50 Euro – auch im Journalismus gibt es diese Lücke.

Auf dem Podium diskutierten Nora Markard von der Gesellschaft für Freiheitsrechte e.V. und Henrike von Platen vom Fair Pay Innovation Lab.

Obwohl es seit Mitte 2017 das Entgelttransparenzgesetz gibt, das ungleichen Gehältern entgegenwirken soll, klagen Frauen nur selten. Auch, weil das Gesetz häufig in der Kritik stand; es kann zum Beispiel erst in einem Betrieb ab 200 Mitarbeitern angewandt werden. Markard sagte dazu: „Es ist kein gutes Gesetz, aber es ist überhaupt eins.“

Dass das Gesetz fast niemand nutze, ließe den Trugschluss zu, es sei nicht notwendig. Das sei falsch – gemeinsames Engagement sei gefordert, um es nachzubessern.

„Wir reden alle nicht gern über Geld“, sagte von Platen, und appellierte an die Zuhörerinnen: „Sprechen Sie miteinander. Verraten Sie sich gegenseitig Ihre Löhne. Tun Sie's einfach.“

Laura Krzikalla

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Schlagworte:

#medienfrauen2018

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