Michael Busch (links) und Matthias Göbhardt betrachten Gustl Mollath in Freiheit
Foto: Anand Anders

Pressefoto Bayern

Gustl Mollath in Bad Kissingen

Pressefoto Bayern ist bis zum 30. Mai im Amtsgericht zu sehen

Bad Kissingen, 20.05.2014

Es ist ein Foto, das berührt. Es zeigt einen Mann, der nach sieben Jahren Zwangseinweisung im August 2013 die Forensik des Bayreuther Bezirkskrankenhauses verlassen durfte und endlich in Freiheit ist: Gustl Mollath sitzt auf dem Beifahrersitz eines weißen Wagens, seine Hände umklammern eine Dattelpalme, die er in der Psychiatrie selbst gezogen hat. Sein Blick zeigt Erleichterung, aber auch Unsicherheit darüber, wie das neue Leben aussehen könnte. Es ist das vorläufige Ende eines Justizskandals, das der Fotograf David-Wolfgang Ebener aus Bamberg in dem Bild „Freiheit“ beschreibt.

Anschaulich wird der Vorgang bei einem Besuch im Amtsgericht Bad Kissingen. Dort ist das Foto „Freiheit“ zusammen mit rund 80 der besten Pressebilder des abgelaufenen Jahres bis zum 30. Mai 2014 zu sehen. Das Portrait Gustl Mollaths ist aber nicht der einzige Berührungspunkt zwischen Justiz und Pressefotografie, wie BJV-Vorsitzender Michael Busch bei der Eröffnung der Ausstellung am 19. Mai feststellte. Die Bilder werden aus Anlass der „Woche der Justiz“ gezeigt, die den Besuchern die Arbeit der Gerichte näher bringen will.

Pressefoto Bayern stellt erstmals in einem Gericht aus
„Auch die Justiz erfährt in der Öffentlichkeit nicht immer die Anerkennung, die sie sich wünscht. Das verbindet sie mit den Pressefotografen“, sagte Busch. Er drückte seine Freude darüber aus, dass Pressefoto Bayern zum ersten Mal zu Gast in einem Gerichtsgebäude sei. Dort erreiche der BJV mit seinen Pressefotos Menschen unterschiedlicher Herkunft, die aus einem ganz anderen Anlass an diesen Ort kämen.

Die Vernissage fand in einem Saal statt, in dem sonst das Schöffengericht über Angeklagte richtet, wie Amtsgerichtsdirektor Dr. Matthias Göbhardt in seiner Begrüßung feststellte. Er sei stolz darauf, das Bad Kissingen zu den ausgewählten Plätzen im Freistaat zähle, an denen die Ausstellung Pressefoto Bayern gezeigt werde. Zur Ausstellungseröffnung war auch der gerade im Amt bestätigte Oberbürgermeister der Stadt Bad Kissingen, Kay Blankenburg gekommen.

„Worte vergehen, bildhafte Eindrücke aber bleiben bestehen. Bilder können emotional viel mehr ausdrücken als Texte. Jeder Betrachter kann sich dabei etwas vorstellen, etwas damit verbinden“, sagte Göbhardt. Der Direktor des Amtsgerichts dankte den ausstellenden Fotografen, die es verstanden hätten, „einmalige Augenblicke mit der Linse festzuhalten und uns hier zugänglich zu machen.“ Er lud die Besucher dazu ein, „sich von diesem opulenten Querschnitt durch das Geschehen im Freistaat gefangen nehmen zu lassen“.

„5,11 Euro pro Bild – das ist einfach nicht fair!“
„Die Pressefotografie sei „momentan eine aussterbende Art“, warnte der BJV-Vorsitzende Michael Busch in der Einführung. Texter würden immer öfter angehalten, bei Terminen auch zu fotografieren. In den Redaktionen finde praktisch keine Ausbildung für Bildjournalisten mehr statt.

„Ich kenne keine andere Branche, die ähnlich unverschämt mit ihren Mitarbeitern umgeht, wie die Verlage mit den Fotografen“, betonte Busch. Wenn Verlage Dumpinghonorare von 5,11 Euro pro Bild zahlten, könne man sich ausrechnen, wie viele Fotos ein Bildjournalist am Tag verkaufen müsse, um einigermaßen zu überleben oder eine Familie zu ernähren. „Das ist gegenüber den Kollegen einfach nicht fair“.

„Missachtung der Mindesthonorare ist offener Rechtsbruch“
Er verwies darauf, dass die in Gemeinsamen Vergütungsregeln ausgehandelten Mindesthonorare nach wie vor von den meisten Verlagen ignoriert würden. „Das ist offener Rechtsbruch!“ Der BJV kämpfe weiter dafür, dass der Gesetzgeber einen gesetzlichen Anspruch auf angemessene Vergütung schaffe.

Siegerbilder und Katalog

Nach Bad Kissingen ist Würzburg die nächste Station der Ausstellungstour. Weitere Orte und die Termine erfahren Sie auf der BJV-Website, dort finden Sie auch den Katalog und die Siegerbilder.

Amtsgericht Bad Kissingen, Gebäude der Nebenstelle, Von-Hessing-Straße 7, 97688 Bad Kissingen, Telefon: 0971 8208-0.

Maria Goblirsch

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