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"Ich werde auch nicht so gerne fotografiert", sagt Björn Stephan. Für den Stegmann-Preis machte er eine Ausnahme
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Martin Morris

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Junge Journalisten sollten vor allem lesen

Helmut-Stegmann-Preisträger Björn Stephan rät, von anderen Reporterkollegen zu lernen

München, 14.11.2014

Herr Stephan, Glückwunsch zum Preis. Wie kamen Sie dazu, Journalist zu werden?

Björn Stephan: Ganz klassisch über die Schülerzeitung. Als ich später Student war, kam die Initialzündung, da wurde gerade das Uni-Magazin Furios gegründet. Ich schrieb meine ersten größeren Texte, die im Nachhinein betrachtet ganz furchtbar waren. Sie wimmelten nur so vor Adjektiven und Pathos. Ich dachte natürlich, sie wären großartig. Aber wir hatten ein sehr hartes Redigat, lasen untereinander kritisch gegen. So begann ich, mich mit meinen Arbeiten auseinanderzusetzen.

Wie kamen Sie mit der Kritik klar?

Ich empfand sie zunächst als kränkend. Als ich aber verstanden hatte, dass es zum Arbeitsprozess dazugehört, korrigiert zu werden, ging es mir besser. Vorher war mir das einfach nicht klar, das war meiner fehlenden Erfahrung geschuldet. Als ich merkte, dass die Texte besser werden, fand ich Redigieren prima.

Und Ihre nächsten Schritte?

Nach dem Bachelor ging ich nach Ghana. Ich hatte abends viel Zeit, kein Fernseher, kein Internet. Ich las Reportagen, die ich mir vorher beim ReporterForum heruntergeladen hatte. Je mehr ich las, desto größer wurde der Drang, wieder selbst zu schreiben. Deshalb eröffnete ich das Blog Ghanacalling. Und ich war so vermessen, einige meiner Geschichten deutschen Medien anzubieten. Da saß ich im Busch in einem Internetcafé und erhielt eine Mail von der FAZ, dass sie meine Geschichte über einen Typen, der einen Sonnenschirm für den König gefertigt hatte, drucken wollen.

Gerade besuchen Sie noch die Henri-Nannen-Schule. Was kommt danach?

Ich werde zurück nach Berlin ziehen und als freier Journalist arbeiten. Ich habe gar keine andere Möglichkeit, offene Stellen gibt es ja kaum. Ich finde es aber auch nicht schlimm, sondern eher verlockend. Der Schulalltag ist strikt getaktet, als Freiberufler kann ich selbst entscheiden, wann ich aufstehe, arbeite und Pause mache. Anfangs wird es vielleicht schwierig, ich muss ja auch Miete zahlen.

Jetzt haben Sie Ihr Preisgeld von 5000 Euro.

Genau, das gibt mir ein gutes Gefühl. Ich werde als Erstes die Protagonistin meiner Siegergeschichte Alice und ihre Tochter Angela groß ausführen. Vielleicht ins Adlon, das mag Alice nämlich sehr.

Sie zitieren im Text immer wieder die Protagonistin. Haben Sie bei den Treffen das Tonband mitlaufen lassen?

Anfangs nicht, wir trafen uns ja als Freunde, nachdem ich vor acht Jahren ihr Zivi war. Später drängten mich immer mehr Leute aus meinem Umfeld, die Geschichte unserer besonderen Freundschaft aufzuschreiben. Da habe ich Alice gefragt, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich das Band mitlaufen lasse. Hatte sie nicht. Allerdings hatte ich Skrupel, eine so persönliche Geschichte aufzuschreiben. Als Journalist bleibt man lieber im Hintergrund und überlässt den Protagonisten die Bühne. Ich werde auch nicht so gerne fotografiert.

Dann haben Sie das Thema verschiedenen Magazinen angeboten.

Da war ich noch etwas blauäugig, das war nämlich am Anfang meiner Zeit an der Journalistenschule. Ich wusste nicht, dass man zunächst einmal ein Exposé schickt. Also bot ich den fertigen Text zwei Redaktionen an. Eine davon war das ZEIT Magazin. Von der anderen Redaktion bekam ich eine Absage.

Ihr Text ist eine Mischung aus Journalismus und Literatur. Stimmen Sie dem zu?

Ich weiß nicht so recht. Er ist in der Form frei, ich wollte bewusst mit ihr spielen. Schließlich sollte es keine Geschichte über Alice werden, sondern ein Text an sie. Deshalb immer wieder der Wechsel zwischen „du“ und „ich“. Und ich wollte keine Distanz vorgaukeln, die es nicht gibt.

Was raten Sie anderen jungen Journalisten?

Lesen! Das ist die beste Schule, weil man sieht, wie die besten Reporter ihre Texte schreiben. Deshalb habe ich auch mit meinem Kollegen Martin Fischer die Plattform REPORTAGEN FM gegründet. Wir küren jede Woche die drei besten Reportagen und verlinken sie.

Kira Brück

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