Foto: "Glück in Eritrea", lautet der Titel von Harald Schreibers Siegerbild bei Pressefoto Unterfranken 2014

Pressefoto Bayern

"Professionalität wird scheinbar nicht mehr benötigt"

Ausstellung der Siegerbilder 2014 in der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau eröffnet

Aschaffenburg, 15.04.2015

Bei ihrer Tour durch den Freistaat hat die Ausstellung Pressefoto Bayern nun Unterfranken erreicht. Noch bis zum 4. Mai sind die Siegerbilder des Bayern- und des Unterfranken-Wettbewerbes 2014 in einer Kooperation des BJV mit dem Main-Echo traditionell in der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau zu sehen.

Bei der Eröffnung am Dienstagabend unterstrich der BJV-Vorsitzende Michael Busch seine besondere Beziehung zu der Stadt, wurde er doch hier vor zwei Jahren an die Spitze des Verbandes gewählt. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die Wiege des Wettbewerbes, der inzwischen in vielen Landesverbänden des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) übernommen wurde, in Unterfranken war.

Doch es liege nicht alleine daran, dass der „Vater des Pressefotos“ Rainer Reichert eine gute Idee gehabt habe. Es brauchte auch ein Zeitungshaus wie das Main-Echo, das schon 1959 in eine hochmoderne Rotationsmaschine investierte und wenig später erstmals Farbfotos in der Zeitung druckte. „Solch eine Investition tätigt ein Unternehmen eigentlich nur, wenn es zu seinen Fotografen steht und um die Bedeutung der produzierten Lichtbilder weiß“, sagte Busch.

Professionalität lohnt sich
Dass dem auch heute noch so ist, beweist die Tatsache, dass das Main-Echo – als einer der immer weniger werdenden Zeitungen in Deutschland – noch hauptberufliche Fotografen beschäftigt. Die entsprechend seit Jahren auf unterfränkischer und bayerischer Ebene zahlreiche Preise einheimsten. Stefan Gregor gewann aktuell mit seinen Bildern über Tunnelarbeiten die Kategorie „Beste Serie“, Harald Schreiber überzeugte die Jury mit seinem Foto eines Aschaffenburger Arztes, der in Eritrea Kinder behandelt und wurde mit der Auszeichnung Pressefoto Unterfranken 2014 geehrt.

Stolzer und kritischer Verleger
Verleger Ulrich Eymann freute sich entsprechend: „Auf die Main-Echo-Fotografen ist Verlass.“ Seit es den Wettbewerb gebe, hätten sie die Jury immer wieder überzeugt. Ein Text brauche viel Raum, um Atmosphäre schaffen zu können. Dies könne ein Foto viel schneller. „Bilder wecken Neugierde, in einen Text einzusteigen, liefern Atmosphäre und Emotionen“, sagte er.

Gute Fotografen wie Gregor, Schreiber und alle beim „Pressefoto“ Ausgezeichneten hätten ein Gespür für besondere Perspektiven und den besonderen Moment. Er spielte auf die immer mehr um sich greifende „Copy-and-Paste-Mentalität“ an, Bilder und Texte seien aber nicht kostenlos zu bekommen. „Diese Ausstellung will auch gegen Selbstbedienungsmentalität ein deutliches Zeichen setzen“, fügte er an.

Kostenlos auf dem Vormarsch
In die gleiche Kerbe schlug auch Michael Busch, der zum wiederholten Mal vor einer Abwertung der Fotografen warnte. Viele Verlagshäuser seien der Meinung, dass sie diese nicht mehr benötigten und bedienten sich stattdessen geknipster Bilder von Pressestellen und Leserfotografen, nur weil die günstiger oder kostenlos sind. Die Kunst des Fotografen, den richtigen Moment zu erkennen werde nicht mehr entsprechend honoriert. „Es geht nur noch um das nüchterne Bild, Professionalität wird scheinbar nicht mehr benötigt.“ Er nannte es fatal, die Fotografen auszudünnen. Denn diese seien oft Garant für Emotionen, gefühlte Erlebnisse, für ein bewusstes Wahrnehmen.

Er zitierte aus einem Ausstellungskatalog des Main-Echos von 1999 zum Thema Fotografen: „Gut ausgebildete Menschen und eine solide technische Ausrüstung sorgen dafür. Der Dienst am Leser und die Freude an den Ereignissen sind einen hohen Preis wert.“ Dies gelte sicher noch für das Main-Echo, aber eben leider nicht mehr überall.

Pressefoto Bayern gehört zur Aschaffenburger Kultur
Für den Hausherren lobte Vorstandsmitglied Frank Oberle die Kooperation mit BJV und dem Medienhaus. Die Ausstellung gehöre inzwischen zum „festen Kulturprogramm“ der Stadt. Im Gegensatz etwa zu den millionenfach in sozialen Netzwerken geposteten Bildern fasziniere an guten Pressefotos, dass man sie in Sekundenbruchteilen erfassen und mit einem Ereignis verknüpfen könne. „Gelingt dies, kann ich mich noch Jahre später an ein Ereignis erinnern und Emotionen damit verknüpfen“, stellte er fest. Beispiele seien etwa die Bilder vom Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001.

Alle Bilder, alle Termine
Nach Aschaffenburg (dort sind die Bilder bis zum 4. Mai zu sehen) wandert die Schau weiter nach Mittelfranken, genauer ins Museum Industriekultur nach Nürnberg (5. bis 31. Mai). Dann geht es zurück nach Unterfranken, in die Sparkasse Mainfranken Würzburg (27. Juli bis 21. August). Weitere Orte und die Termine erfahren Sie jeweils aktuell auf der BJV-Website, dort können Sie auch alle Bilder betrachten und den Katalog durchblättern und runterladen (PDF).

Ralph Bauer

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