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Zeitschriften aus dem Burda-Verlag (hier u.a. "Focus" und "Bunte") spielen auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt noch eine bedeutende Rolle
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Markus Böhm

BJV-Geschäftsstelle

Burda-Verlag macht Schlussredaktionen dicht

Durch Outsourcing will der Verlag 60 Prozent der Kosten einsparen

München, 16.01.2015

Der Burda-Verlag plant, seine Schlussredaktionen in München, Hamburg und Berlin bis zum Herbst 2015 zu schließen. Das teilten Vertreter des Unternehmens am Freitag auf einer Betriebsversammlung bei Focus in München mit. Insgesamt sollen 42 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden, davon 16 beim Münchner Focus. Von den Entlassungen sind auch die Objekte Bunte, Elle, InStyle und Focus Money in München betroffen.

Outsourcing schon länger geplant
Die Burda-Geschäftsleitung will die Arbeiten an der Schlussredaktion künftig outsourcen und damit 60 Prozent der bisherigen Kosten einsparen. Ein Modell, welches sich nach ihren Angaben bereits erfolgreich in Offenburg praktiziert habe. Entsprechende Angebote für die fünf aktuell betroffenen Magazine hat Burda bereits im Dezember 2014 eingeholt – und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem weder Chefredaktion noch Mitarbeiter von den Outsourcing-Plänen wussten. Auch der Betriebsrat konnte keinen Einblick in die Ausschreibungsunterlagen nehmen, wie auf der Betriebsversammlung bei Focus deutlich wurde.

Dort verwies die Geschäftsführung darauf, dass sich auch die von der Kündigung bedrohten Journalisten nach dem Weg in die Selbständigkeit um die ausgeschriebenen Aufträge als Dienstleister bewerben könnten. Ob sie dabei gegen etablierte Agenturen eine reelle Chance haben, darf bezweifelt werden.

Entsprechend mies ist die Stimmung, die Mitarbeiter reagierten geschockt auf die Ankündigung, dass ihre Redaktionen nun nach einem Dreistufenplan abgewickelt werden und sie in den nächsten Monaten ihren Arbeitsplatz verlieren.

Dabei galt auch bei Burda die Schlussredaktion stets als das Herzstück der Produktion, dort bekamen viele Beiträge noch den letzten journalistischen Kick. Um die gekündigten Mitarbeiter in den letzten Arbeitswochen noch bei Laune zu halten, hat die Geschäftsleitung ihnen eine „Motivationszulage“ in Höhe von rund 1000 Euro brutto im Monat versprochen, soweit sie ihre Arbeit in gewohnter Professionalität verrichten.

Verantwortungsloses Handeln
Der BJV-Vorsitzende Michael Busch wirft der Burda-Geschäftsleitung soziale Verantwortungslosigkeit vor. „Es ist zynisch, wenn man Redakteurinnen und Redakteuren, die viele Jahre für die Qualität der journalistischen Produkte im Verlag verantwortlich waren, nun darauf verweist, ihre Dienste als Freie anzubieten.“

„Dass hier ausgerechnet Hubert Burda als Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) mit schlechtem Beispiel voran geht, macht die Sache besonders pikant“, betont Busch. Er müsse sich die Frage gefallen lassen, ob er mit einem solchen Verhalten seiner Vorbildfunktion als Verleger und als VDZ-Präsident künftig noch gerecht werden könne.

Der BJV-Vorsitzende fordert die Verlagsleitung auf, ihre Sparpläne sofort ad acta zu legen und sich als Tarifpartner sozial zu verhalten. Sollte es dennoch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen, müssten diese über einen fairen Sozialplan abgefedert werden.

Betroffene Mitglieder können sich an die BJV-Geschäftsstelle wenden und werden von den Justiziaren des Verbandes rechtlich beraten. Sie sollten vorher in keinem Fall Vertragsänderungen oder einer Kündigung durch Burda zustimmen.

Maria Goblirsch

Schlagworte:

Burda | Personalia

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