Warnstreik der Kolleginnen und Kollegen der "Nürnberger Nachrichten", "Nürnberger Zeitung" und "Fränkische Landeszeitung" am Mittwoch, 29. Juni
Foto: Wolfgang Grebenhof

BJV-Geschäftsstelle

Tarifabschluss für Tageszeitungen erzielt

Ab Juni 2016 1,5 Prozent mehr Gehalt, ab August 2017 weitere 1,6 Prozent

Berlin, 29.06.2016

Mit einem Abschluss für die rund 13.000 Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen endeten am heutigen Mittwoch die Tarifverhandlungen in Berlin.

Die Tarifpartner DJV, dju in ver.di und Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger einigten sich in der fünften Verhandlungsrunde auf einen neuen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten bis Ende Dezember 2017.

Die Erhöhung beträgt rückwirkend zum 1. Juni 2016 1,5 Prozent. Eine weitere Gehaltssteigerung in Höhe von 1,6 Prozent wird im August 2017 fällig. „Ein in unseren Augen gerade noch akzeptables Angebot der Verleger empfiehlt die Mehrheit der Verhandlungskommission anzunehmen. Mit diesem Ergebnis liegen wir auf Höhe des Abschlusses, der in der Druckindustrie vereinbart wurde“, erläuterte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring.

„Die kürzere Laufzeit von 24 Monaten bringt uns fünf Monate eher an die nächste Gehaltsanhebung“. „Für uns war wichtig, dass die arbeitnehmerähnlichen Freien und insbesondere die Pauschalisten ohne Abstriche im gleichen Umfange profitieren wie die Redakteure. Wir konnten zudem nicht nur verhindern, dass der Norden schlechter gestellt wird – der Verband der Zeitungsverleger Norddeutschland trägt diesen Abschluss auch mit und damit hat der Flächentarif wieder mehr Gewicht“, sagte Döhring.

Das Tarifergebnis steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Gremien von DJV, ver.di und BDZV. Als Erklärungsfrist wurde der 29. Juli 2016 vereinbart.
Quelle: DJV-Pressemitteilung

„Keine Freude über ein mehr als bescheidenes Ergebnis“
Wolfgang Grebenhof, Vorsitzender der BJV-Fachgruppe Tageszeitungen, kommentiert das Ergebnis so:

„Freuen kann man sich über dieses mehr als bescheidene Ergebnis wahrlich nicht. Es bleibt deutlich hinter den berechtigten Erwartungen der seit vielen Jahren der allgemeinen Lohn- und Gehaltsentwicklung in Deutschland hinterherhinkenden Journalisten zurück.

Und es ist ein Schlag ins Gesicht vor allem all jener Kolleginnen und Kollegen, die sich aktiv für ein besseres Resultat eingesetzt haben. Die Arbeitgeber, die diesen Abschluss verantworten, haben einmal mehr unter Beweis gestellt, dass es ihnen ausschließlich um Profitmaximierung geht; soziale Verantwortung für diejenigen, die diese Profite erwirtschaften, zeigen sie nicht.

Verantwortungsbewusst haben sich dagegen die Verhandlungskommissionen von DJV und Ver.di gezeigt, indem sie den uneingeschränkten Erhalt des Flächentarifs über ein womöglich regional besseres Ergebnis gestellt haben.

Mit der Drohung, den Norden abermals schlechter zu stellen, wurden die Gewerkschaften eiskalt erpresst. Die Verleger haben bewusst versucht, einen Keil zwischen Nord und Süd zu treiben. Wäre ihnen diese Spaltung geglückt, wären die Tarife fortan noch stärker unter Druck geraten – und zwar hier wie dort.

Angesichts ihrer konsequenten Verweigerungshaltung müssen sich die Zeitungsverleger nach dieser Tarifrunde mehr denn je die Frage stellen lassen, mit welchem Recht sie Privilegien wie den Tendenzschutz in Anspruch nehmen. Weil sie bezüglich ihrer finanziellen Lage nicht mit offenen Karten spielen müssen, können sie in Tarifverhandlungen mit der angeblich so schlechten wirtschaftlichen Lage bluffen. Solange in Berlin die der Unternehmerlobby hörigen Neoliberalen regieren, wird sich daran freilich nichts ändern.

Auch wenn sich der Groll über das magere Ergebnis in erster Linie gegen die Arbeitgeber richten muss – eines darf bei der Bewertung nicht übersehen werden: Bei der Bereitschaft der Journalisten, für Tarifverbesserungen auf die Straße zu gehen, ist in vielen Redaktionen noch Potenzial da. Zwar wäre selbst das nun vereinbarte, karge Resultat noch deutlich niedriger ausgefallen, wenn sich nicht hunderte Kolleginnen und Kollegen mit großem Engagement an Warnstreiks beteiligt hätten. Es wäre aber durchaus noch mehr drin gewesen, wenn noch mehr Redaktionsmitglieder draußen geblieben wären. Denn die alte Gewerkschaftsregel gilt nach wie vor: ‚Ohne Streiks sind Tarifverhandlungen nur kollektives Betteln.‘“

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