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Thomas Schumann

Fachgruppe Tageszeitungen

Tarifwerk muss der Arbeitsrealität entsprechen

Tageszeitungskollegen debattieren über das Berufsbild des Redakteurs

Regensburg, 07.04.2013

Ganz im Zeichen der bevorstehenden Tarifauseinandersetzungen stand die Mitgliederversammlung der Fachgruppe Tageszeitungen am Samstag in Regensburg.

Dabei ging es weniger um mögliche Strategien für Arbeitskampfmaßnahmen, sondern dass man sich künftig besser positionieren müsse, was das Berufsbild Redakteur ausmache, betonten BJV-Geschäftsführerin Jutta Müller und Wolfgang Grebenhof, Mitglied des Landes- und Bundesvorstandes, der stellvertretend für den erkrankten Fachgruppen-Vorsitzenden Karl-Heinz Dix die Versammlung leitete.

Tarifwerk muss der Arbeitsrealität angepasst werden
Der Aufgabenkatalog oder die Tätigkeitsbeschreibung, wie im aktuellen Manteltarifvertrag (PDF, 18 Seiten, 64 kb) festgelegt, entspreche längst nicht mehr der Realität und müsse dem crossmedialen Arbeiten, das in vielen Redaktionen längst Alltag sei, angepasst werden.

Konkret bedeutet das: Nicht nur der durch Newsdesks veränderten Aufgabenteilung in Blattmacher/Producer und Reporter/Schreiber sollte Rechnung getragen werden, sondern auch Online-Veröffentlichungen oder die Verbreitung von journalistischen Nachrichten über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter müssten als gleichwertige Aufgaben eines Redakteurs in das Tarifwerk aufgenommen werden.

Dass diese crossmedialen Tätigkeiten Redakteursstatus verdienen, belegten in der Versammlung zahlreiche Beispiele der Vertreter aus den verschiedenen bayerischen Medienhäusern: Schließlich werden Beiträge im Netz derzeit von den Redakteuren meist zusätzlich geleistet bzw. bedient, was die Arbeitsbelastung zusätzlich erhöht.

Aber genau das ist der springende Punkt: Wenn der Redakteur, und zwar nicht nur auf dem flachen Land, nicht zur „Eier legenden Wollmilchsau“ verkommen soll, „die am besten auf noch fliegen kann“, wie es ein Teilnehmer formulierte, dann müssen sowohl die bisherigen als auch die neuen Aufgaben eines Redakteurs als gleichwertiges Nebeneinander gesehen werden.

Qualität braucht geregelte Arbeitszeiten
Das heißt: Es darf kein Draufpacken von zusätzliche Aufgaben (wie derzeit nicht selten gang und gäbe) auf das geduldige und selten störrische „Maultier Redakteur“ sein. Denn duldet man, dass die Belastungsspirale sich weiter ungebremst nach oben dreht, dann sind die Redakteure nicht nur an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt, sondern dann geht ihnen die Luft aus – und darunter leidet auch die Qualität.

Qualität braucht Zeit, doch diese Zeit wird einem Redakteur angesichts der Multitasking-Aufgaben oft nicht mehr gewährt, weshalb die Einhaltung der tariflichen Arbeitszeit – und auch dieser Eckpunkt war Diskussionsthema – ungemein wichtig ist.

Arbeitszeiterfassung muss verbindlich werden
Einig war sich die Mitgliederversammlung, dass die tariflich festgelegte Wochenarbeitszeit in nahezu allen Verlagen meist deutlich überschritten wird. Ein wichtiger Schritt wäre es deshalb, die Arbeitszeiterfassung verbindlich in den Manteltarifvertrag aufzunehmen.

Insgesamt sprach Wolfgang Grebenhof von einem schwierigen Spannungsfeld bei den anstehenden Tarifverhandlungen, bei denen darüber hinaus auch die berufliche Weiterbildung ein Thema sein wird.     

Margit Conrad   

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