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Hinweisschild auf die Platzordnung am Trainingsgelände des TSV 1860 München
Kritische Berichterstatter sind beim TSV 1860 seit November 2016 mitunter nicht willkommen
Foto: 
Thomas Mrazek

BJV-Geschäftsstelle

TSV 1860 sperrt Münchner Journalistin aus

Maßnahme ist nicht mit dem Grundrecht auf freie Berichterstattung vereinbar

München, 03.03.2017

Am Montag teilte der TSV 1860 München der Münchner Bild-Redaktion schriftlich mit, dass die Redakteurin Kristina Ellwanger „aufgrund der jüngsten Berichterstattung um Karim Matmour beim TSV 1860 derzeit nicht willkommen“ sei.

Am Donnerstag wurde Ellwanger auch die Akkreditierung für das Heimspiel der Löwen am Samstag gegen den FC St. Pauli verweigert, bei der heutigen Spieltags-Pressekonferenz wurde auf ihre Frage nicht eingegangen. „Ich bin sehr befremdet, wie 1860 mit den Journalisten umgeht“, kommentierte Frank Schneider, stellvertretender Sportchef, Bild Süd, dieses Vorgehen.

Restriktionen unverzüglich aufheben!
Die Geschäftsführerin des Bayerischen Journalisten-Verbands (BJV), Jutta Müller, äußerte sich wie folgt: „Wir fordern die Vereinsleitung des TSV 1860 auf, die Restriktionen gegen einzelne Medienvertreter unverzüglich aufzuheben und allen Medienvertretern ohne Unterschied Zugang zum Bundesligaspiel gegen den FC St. Pauli zu gewähren.

Die Behinderung von unabhängiger Berichterstattung und der Versuch, einzelne Journalistinnen und Journalisten für kritische Beiträge über den Verein dadurch abzustrafen, dass ihnen der Zugang zu Spielen verwehrt wird, ist mit dem Grundrecht auf freie Berichterstattung unvereinbar.

Der Verein missbraucht das Hausrecht dafür, missliebige Berichterstattung zu unterbinden. Bei berechtigten Einwänden gegen eine Berichterstattung gibt es rechtliche Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Missliebige Meinungsäußerungen sind aus gutem Grunde hinzunehmen und vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit geschützt.“

Appell an die Journalisten-Kollegen
„Wir appellieren an die Solidarität der Presse, eine Berichterstattung insgesamt zu boykottieren, sollte der Verein weiter an seiner Haltung festhalten und Medienvertreter einzelner Medien nicht zum Spiel zulassen“, ergänzte Müller.

TSV 1860 schikaniert Journalisten seit November
Bereits in den letzten Wochen hatte der TSV 1860 München immer wieder versucht, Journalisten aufgrund ihrer Berichterstattung regelrecht zu schikanieren. Wir berichteten darüber ausführlich:

Thomas Mrazek

Aktualisierung, Montag, 06.03.2017, 20.00 Uhr
Pressemitteilung des TSV 1860: 1860 hält an seiner Medienpolitik fest
Auszug aus der PM: „Der TSV 1860 München ist grundsätzlich an einer professionellen Zusammenarbeit mit den Medien interessiert. Da das aus Sicht des Klubs zuletzt nicht der Fall war – damit beziehen wir uns explizit nicht auf kritische Berichterstattung im Allgemeinen, sondern auf falsche und tendenziöse Wiedergabe von Sachverhalten – , verfolgt der TSV 1860 München derzeit eine restriktive Medienpolitik. (...) Dabei schränken wir weder die Pressefreiheit noch die Meinungsfreiheit ein. Zudem ist es nicht unser Ziel, die Journalisten bei ihrer Arbeit zu behindern.“
Die seit November und jüngst erfolgten Maßnahmen im Rahmen des Medienpolitik TSV 1860, die wir hier dokumentieren, ergeben leider ein anderes Bild. tm

Aktualisierung, Montag, 06.03.2017, 13.00 Uhr
Pressemitteilung der DFL: Stellungnahme der DFL Deutsche Fußball Liga zum TSV 1860 München
Die DFL sieht „keine statuarische Grundlage, weitergehend tätig zu werden.“ Indes gibt der Ligaverband, der auch für die Lizenzerteilung zuständig ist, seine Mißbilligung über die Vorgänge beim TSV 1860 deutlich zu verstehen: „In den vergangenen Jahrzehnten hat sich im deutschen Profifußball auch bei kritischer Berichterstattung ein professionelles Miteinander von Clubs und Medien bewährt. Dies zeichnet die Bundesliga ebenso wie die 2. Bundesliga aus und sollte nicht in Frage gestellt werden.“

Aktualisierung, Montag, 06.03.2017, 9.00 Uhr
Der Chefredakteur des Kicker, Jörg Jakob, teilt in einem Kommentar, „Unser Signal an 1860 München“ mit, dass sein Magazin vorerst auf Interviews mit Klubverantwortlichen und Spielern verzichtet. U.a. sagt er: „Wer unabhängige Berichterstattung verhindern will, dem gehört auch im Profifußball besonders genau auf die Finger geschaut“.

Aktualisierung, Sonntag, 05.03.2017, 9.00 Uhr
Verein Münchner Sportjournalisten (VMS): Aufforderung an den TSV München von 1860

Thomas Walz, 1. Vorsitzender des VMS schreibt u.a.: „Der Verein Münchner Sportjournalisten – VMS, als von der DFL und vom VDS im Akkreditierungsstreit eingesetzter Schlichter, verurteilt auf das Schärfste das Gebaren der Verantwortlichen des TSV 1860 München gegenüber Vertretern der Medien (BILD München) und fordert den Verein unmissverständlich auf, die in der ersten Schlichtungsrunde gegebenen Zusagen bezüglich voll umfänglicher Tagesakkreditierungen einzuhalten. Das Vorgehen stellt einen klaren Verstoß gegen die Medienrichtlinien der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH dar. (...)“

Aktualisierung, Samstag, 04.03.2017, 16.00 Uhr
Sehr ausführlich dokumentieren tz und Münchner Merkur den Vorgang: Maulkorb für Bild-Reporterin: Nach Medien-Eklat: Wer die Löwen attackiert und wer 1860 verteidigt (gleichlautend bei Münchner Merkur)

Aktualisierung, Freitag, 03.03.2017, 22.00 Uhr
Bild: Weil sie die Wahrheit schrieb: 1860 sperrt Bild-Reporterin aus
Auch die Abendzeitung berichtet: TSV boykottiert Presse: Erneuter Löwen-Eklat: Arena-Verbot für Reporterin

Aktualisierung, Freitag, 03.03.2017, 16.30 Uhr
Ausführlich berichtet die tz: Eklat bei 1860: Reporter verlassen Pressekonferenz vorzeitig – „Der Verein möchte die Journalistin mundtot machen“
tz-Video: „TSV 1860: Eklat bei der Pressekonferenz“ [2:56 Min.]
Auch sport1 berichtet: Eklat bei Pressekonferenz von 1860: 1860 München entzieht Reporterin Akkreditierung und verweigert Antwort

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