Gehen die digitale Transformation optimistisch an: Tim Cole (links) und Sascha Ihns
Foto: Klaus Wagner

Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Wer sich nicht weiterentwickelt könnte untergehen

Der Internet-Publizist Tim Cole sprach über den digitalen Wandel

München, 26.11.2015

„Mit der Digitalisierung steht uns eine Zeit des Umbruchs bevor. Dieser ist mit dem Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft im 19. Jahrhundert vergleichbar“, sagte Sascha Ihns, stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Alte Berufe würden in Frage gestellt und neue entstehen. In Journalismus und PR seien ältere KollegenInnen in Sorge, den Anschluss zu verlieren.

Um über die Auswirkungen der digitalen Transformation – vor allem für Medienmacher – zu diskutieren lud der BJV Tim Cole, Journalist, Blogger und Buchautor, in den Münchner Presseclub ein. 

Machen vorgetragene Blog-Beiträge sprachlos?
„Mein Vortrag für diesen Abend ist der Versuch eines Spagats“, sagte Cole. Er zitierte eigene Blogbeiträge zur Zukunft des Journalismus und zur digitalen Transformation. Mag sein, dass er seine Texte mit Titeln wie „Der Journalist als Auslaufmodell“ oder „Qualitätsjournalist – ein Hundeleben!“ beziehungsweise „Journalismus aus dem Automaten“ zu schnell vortrug. Oder den Zuhörern blieb schlicht die Spucke weg. Denn nicht nur bei seiner Zwischenbemerkung: „Ich hoffe, das war provokant genug“, reagierte das Publikum mit Schweigen.

Drei „Megatrends“
Die anstehenden Veränderungen skizzierte Cole anhand von drei „Megatrends“. Als erstes nannte Cole die Digitalisierung selbst, diese wirke sich gravierend auf die psychosoziale Entwicklung gegenwärtiger und zukünftiger Generationen aus.

Zweiter Trend sei die zunehmende Vernetzung: „Sie verleiht Dingen des täglichen Lebens, wie einem Kühlschrank oder einer Personenwaage, zusätzlich eine völlig neue Bedeutung“, erklärte Cole. Dies könne man spätestens dann spüren, wenn eine Aufforderung vom Hausarzt oder der Krankenkasse eintreffe, dass man seine Ernährungsgewohnheiten umstellen solle.

Als dritten Trend nannte er die gesteigerte Mobilität. Sie werde dazu führen, dass man immer und von jedem Ort aus arbeiten und kommunizieren könne.

Informationsflüsse bestimmen den Erfolg in Marketing und PR
Ging es früher in PR und Marketing darum, Botschaften selbst zu formulieren und zu verbreiten, haben sich heute längst die Konsumenten in den Strom der Informationen eingeschaltet. Über soziale Netzwerke und Videokanäle erkundigen sich diese über neue Produkte und tauschen Erfahrungen und Empfehlungen aus. „Der Verkäufer muss Teil dieses Gesprächs werden“, forderte Cole und ergänzte, dass Botschaften von außen mehr von den Kommunikationsabteilungen wahrgenommen werden müssen.

Nur wer sein Publikum überzeugt wird erfolgreich sein
„Ich bin froh, das nicht mehr mitmachen zu müssen“, äußerte sich Cole, im Hinblick darauf, dass häufig Klicks bestimmen, welche Inhalte publiziert werden, und die geschickte Platzierung von Schlüsselwörtern beeinflusse, was gelesen werde.

Wer heute Journalist ist, müsse lernen, auf mehreren Klavieren gleichzeitig zu spielen, sagte Cole und meinte damit Bücher und Blogs schreiben, Vorträge halten und in Talkshows auftreten. Modell eines modernen Vertreters unseres Berufs ist für ihn Paul Krugman, Harvard-Professor und Nobelpreisträger für Wirtschaft, da dieser den genannten Anforderungen entspreche. Dabei verfüge Krugman gar nicht über eine journalistische Ausbildung. „Kontext“ sei heute gefordert, denn Informationen allein würde niemand mehr bezahlen wollen.

„Der zukünftige Medienkonsument will überzeugt werden. Wenn wir diese Leistung bringen, werden die meisten von uns als Journalist überleben“, prophezeite Tim Cole am Schluss seines Vortrags. Und danach herrschte für einige Augenblicke wieder Stille.

Klaus Wagner

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