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Irmi Fezer (rechts im Bild): "Ein gutes Foto ist prägnant und für den Leser leicht erfassbar."
Foto: 
Maria Goblirsch

Fachgruppe Freie Journalisten

Wie fotografiere ich für welches Medium?

Bild-Trends im Fokus mit Fotodesignerin Irmi Fezer

Freising, 04.10.2015

Gibt es das Foto auch in schön? Diese Frage bekam Irmi Fezer als Bildredakteurin von einem Art Director öfter zu hören. Doch was macht ein Foto so ansprechend, dass es nicht nur den Text unterstützt, sondern in seinem Medium ein echter Eyecatcher wird? Als Referentin im FREItag-Workshop „Bild-Trends im Fokus“ erläuterte die Fotodesignerin aus München an praktischen Beispielen, was eine gute Bildsprache ausmacht.

Schärfen
Ein Motiv wird spannend durch die Verteilung von Schärfe und Unschärfebereichen, rät Irmi Fezer. Also: Vor Ort ein Objekt suchen, das unscharf im Vordergrund platziert wird. Das können eine Blüte am Wegrand, ein Buch auf dem Schreibtisch des Interviewpartners, die geöffnete Haustür sein. Oder man bezieht ein Auto ins Bild ein, das unscharf im Hintergrund parkt. Dazu Blende 4,4 oder 5 oder 5,5 benutzen, je nachdem, was das Objektiv hergibt.

Perspektiven
Auch ungewöhnliche Perspektiven wie Drauf-, Ober- oder Untersicht oder die Vogelperspektive und der wechselnde Standort des Fotografen machen ein Bild ungewöhnlich, zeigte sie an Beispielen. Warum nicht das Portrait eines Vaters mit seinem Baby aus der Untersicht fotografieren, also aus der „Sicht“ des Kleinkindes zu zeigen, wie groß ihm die Welt erscheint?

Porträts
Ein schönes Porträt vermittelt dem Leser, er sei dabei gewesen, sagt die Fotodesignerin. Daher sollten möglichst auch die Emotionen des Portraitierten erfasst werden: Spaß haben, Begeisterung zeigen, Macht ausüben, Angst haben.

Was aber tun, wenn der Mensch vor der Kamera „erstarrt“ und eine „gestellte“ Pose einnimmt? Ein guter Trick ist hier Bewegung, verrät Irmi Fezer. „Lassen Sie die Person sich drehen oder auf sich zu laufen.“ Und: Ein guter Fotograf erkennt einstudierte Posen und negative Körpersprache (etwa verschränkte Arme) und vermeidet sie.

Lichtverhältnisse
Freundliche, helle Bilder sind ansprechend, der Betrachter fühlt sich wohl. Daher sollte man natürliches Licht auch in Räumen einbeziehen. „Grelles Mittagslicht nach Möglichkeit meiden, da sonst harte Schlagschatten entstehen. Besser ist diffuses Licht, etwa bei einer leichten Bewölkung“, sagt die Referentin.

Also die Termine entsprechend legen. Wenn es sich nicht vermeiden lasse, müsse man mit Aufheller oder Blitz arbeiten. Ihr Tipp: Wer sich unsicher über die richtige Belichtung sei, solle man lieber einen Tick zu dunkel als zu hell belichten. Denn in dunklen Bildern seien mehr Bildinformationen enthalten, die man aufhellen kann. „In überbelichteten Motiven dagegen ist nichts mehr rauszuholen“.

Bildausschnitte
Bildausschnitte wählt der gute Fotograf bewusst, eigentlich unwichtige Dinge wie die nasse Fahrbahn oder eine unberührte weiße Schneefläche können wichtige Bestandteile eines Bildes werden. Aber es gelte immer die Maxime: Konzentration auf das Wesentliche: Weniger ist mehr. „Die Kernaussage des Motivs steht im Mittelpunkt, der Fokus, die Schärfe liegt auf dem Wesentlichen. Ein gutes Foto ist prägnant und für den Leser leicht erfassbar“, betont die Referentin.  

Sie beschreibt ausführlich auch die technischen Vorgaben, die je nach Medium einzuhalten sind. Die Kamera sollte für Printprodukte immer in der höchsten Auflösung eingestellt sein, mindestens 300 dpi. Bildlegende 12:10. Hat man den Eindruck, dass etwas nicht stimmt, ist die Rückkehr zum Vollautomatik-Status unter Zeitdruck die Notlösung. 

Maria Goblirsch

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