BJV-Pressemitteilung
Seehofer-Schelte der Medien ist ein Armutszeugnis
Auch die CSU muss kritische Beobachtung durch die Presse aushalten
"Wenn der Ministerpräsident Horst Seehofer den BJV als 'unvermeidlich' bezeichnet, nehmen wir das als Kompliment", sagt Michael Busch, erster Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes. Denn wenn es darum gehe, Politikern kritisch auf die Finger zu sehen, komme den Medien und ihrem Berufsverband in der Tat eine wichtige Aufgabe zu, die man auch weiterhin wahrnehmen werde.
Seehofer hatte den Journalisten in einem Interview mit dem Spiegel (Heft 50/2013) "etwas mehr Selbstkritik" empfohlen und einen Qualitätsverlust in manchen Medien. moniert. Die Herabsetzung von Politikern und Parteien nehme zu.
Wenn Politiker es wagten, einen Journalisten zu kritisieren, gebe es einen beliebten Fluchtweg: "Es wird behauptet, die Pressefreiheit sei gefährdet. Dann springen alle Journalisten dem armen Kollegen bei, und der
unvermeidliche Journalistenverband hebt warnend den Finger. Am Ende sind dann alle stolz, dass sie das Grundrecht auf das freie Wort verteidigt haben", erklärt Seehofer in dem Spiegel-Interview.
Der BJV beobachtet mit Sorge das neue Medien- und Demokratieverständnis des Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden. Denn es gehöre schließlich "zu den ureigentlichen Aufgaben der Presse immer wieder nachzufragen, immer wieder kritisch zu sein", betont der BJV-Vorsitzende Michael Busch. Das müssten Politiker, die selbst auf das Grundgesetz vereidigt sind, auch aushalten. Insoweit sei 'etwas mehr Selbstkritik' auch manchen Politikern angeraten.
Dass sich ausgerechnet Seehofer, der sich selbst zahlreiche sprachliche Ausrutscher leistete, bei Kritik seitens der Presse als Mimose geriere, sei geradezu skurril. In der Vergangenheit hatte der Ministerpräsident dem neuen Heimatminister Markus Söder pathologischen Ehrgeiz und charakterliche Schwächen attestiert, Peter Ramsauer wurde als "Zar Peter" und Theodor von Guttenberg als "Glühwürmchen" tituliert.
Eine Fußnote: Reporter ohne Grenzen hat Deutschland wegen Pressekonzentration und Bedrohung von Journalisten durch Extremisten auf der Pressefreiheit-Rangliste herabgestuft, zwischen Costa Rica und Tschechien – und zwar auf Platz 17. Die Äußerungen Seehofers und seine Interventionen beim ZDF tragen ihren Teil dazu bei.
Kontakt: Maria Goblirsch, Bayerischer Journalisten-Verband e.V.,
E-Mail:presse@bjv.de [1], Telefon 0171 6876973
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- Pressemitteilung zur Seehofer-Medienschelte [3] (pdf, 202KB)