Türkische Kollegen werden selbstbewußter, sagte Monika M. Kabay (Mitte), rechts im Bild Birgit Muth, links Timofey Neshitov
Foto: Michael Schwerberger

Türkische Medien leiden unter massiven Repressionen

BJV-Podiumsdiskussion zum Tag der Pressefreiheit

München, 04.05.2012
München - Wie frei sind die Medien in der Türkei? Das fragte der BJV zum Tag der Pressefreiheit und lud zusammen mit dem PresseClub München und der Deutschen Journalistenschule am Donnerstag zur Podiumsdiskussion in das Funkhaus des Bayerischen Rundfunks nach München.


Die Situation der Presse in der Türkei scheint sich verschlechtert zu haben: Die Zahl der dort inhaftierten Journalisten hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Moderatorin Birgit Muth vom Bayerischen Fernsehen sprach mit ihren Gästen über die Gründe. Monika M. Kabay, verantwortliche Redakteurin beim Axel Springer Verlag und Vorstandsmitglied im DJV Hamburg, sieht das Problem vor allem in den dortigen Anti-Terrorgesetzen. Dennoch sei das Selbstbewusstsein der türkischen Kollegen bereits enorm gestiegen.

Auch Ismail Kul von der konservativ-islamischen Tageszeitung Zaman (Informationen zu dieser Zeitung finden Sie in der Wikipedia) spricht über die Journalisten, erhebt jedoch einen Vorwurf: Journalisten in der Türkei ließen sich zum Teil von extremen Gruppen instrumentalisieren.

Timofey Neshitov, Kulturreporter bei der Süddeutschen Zeitung, widerspricht: es reiche bereits, sich als Journalist mit der Kurdenproblematik zu befassen. Im Kampf der Eliten gerieten die Medienvertreter zwischen die Fronten. Die Unfreiheit, die sie dabei wahrnehmen, gebe es auch im Internet, berichtet Hakan Tanriverdi. Der Schüler der Deutschen Journalistenschule stellt fest: Der Informationsfluss im Web ist massiv behindert und Seiten gesperrt. Die Angst vor einer Überwachungsstruktur wachse.

Der Politiker Ismail Ertug, der die SPD im Europäischen Parlament vertritt, appellierte an die Haltung der EU-Länder. Solange man der Türkei signalisiere, dass sie nicht willkommen sei, werde sich die Lage nicht bessern. Die Podiumsdiskussion zeigte, dass die Medien in der Türkei unter massiven Repressionen leiden. Um die Situation zu verbessern, müssen Journalisten in ganz Europa darüber berichten und sich für die Pressefreiheit einsetzen.

Christian Pfaffinger

Ein ausführlicher Bericht folgt in der Ausgabe 3/2012 des BJVReport.

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