Auskunftsfreudiger Gastgeber (von links): Ralf Zinnow, Ina Tenz und Stefan Assfalg
Foto: Thomas Mrazek

Fachgruppe Rundfunk

Antenne Bayern: Nichts dem Zufall überlassen

Fachgruppe Rundfunk besucht Deutschlands meistgehörten privaten Radiosender

München, 19.07.2018

Eigentlich sollten nur 20 Kolleg*innen an dem Besuchstermin bei Antenne Bayern im Münchner Vorort Ismaning teilnehmen: Doch dann waren es zwei Dutzend Journalisten, die sich für Einblicke in die Arbeit von Deutschlands meistgehörten privaten Radiosender interessierten – trotz Biergartenwetters und spannender WM-Spiele.

Irgendwas machen die wohl richtig gut bei dem 1988 gegründeten Sender. Denn nicht nur die Hörerzahlen stimmen – laut MA 2018 hören klassisch und online zusammen werktäglich über fünf Millionen Hörer Antenne Bayern – auch wirtschaftlich rechnet sich das Unternehmen von Anfang an, berichtete Unternehmenssprecher Stefan Assfalg. Gesellschafter sind u.a. die bayerischen Tageszeitungen, Axel Springer und Burda.

Aktuell 200 Mitarbeiter , davon 40 Redakteure und Moderatoren, sorgen im 1996 erbauten Sendezentrum in Ismaning rund um die Uhr für das Programm. Programmdirektorin Ina Tenz und Chefredakteur Ralf Zinnow führten die BJV-Besucher durch das Haus. „Wenn in Bayern etwas passiert, muss alles ineinander funktionieren“, erläuterte Tenz. Mit fünf Regionalstudios und sieben Bayern-Reportern werden nicht nur der Hörfunk sondern auch die Social Media-Kanäle bespielt.

Nix für hippe Veganer
Ihr Publikum kennen sie natürlich sehr genau: „Unsere Hörer erwarten Begleitung“, sagte Tenz. Die Nachrichten bei Antenne Bayern dauern nur 3.30 Minuten, ob dies nicht sehr oberflächlich sei, möchte ein Kollege wissen. „Da muss ich widersprechen“, sagte Chefredakteur Zinnow, diese kurze Dauer entspreche der Erwartungserhaltung der Hörer. Wenn es notwendig sei, sende man auch mal achtminütige Stücke.

Die Zielgruppe sei eher ländlich und familiär geprägt und wolle Nebenbeiunterhaltung, beschreibt Tenz die Ausrichtung, „wir senden nicht für hippe Veganer in München-Schwabing“. Tenz ergänzte: „Wir machen emotionales Radio und gewinnen dadurch Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei unseren Hörern“. Ein Erfolgsrezept dafür seien auch die Moderatoren und Personalities wie etwa Wolfgang Leikermoser. „Die sind nahbar für unsere Hörer und bilden deren Lebenswelt ab“.

Gesamtkunstwerk Antenne Bayern
Wöchentlich werden die gespielten Musikstücke auf die „Durchhörbarkeit“ geprüft, auch bei der Werbung überlässt man nichts dem Zufall. „Schlechte Werbung“ wie etwa ein nur dreisekündiger Spot werde gegebenenfalls entfernt. Schließlich gelte es das „Gesamtkunstwerk“ zu pflegen, sagte Tenz.

Stolz sei man auch darauf, dass man als öffentlich-rechtlicher Sender wahrgenommen werde. Bei aller akribischen Planung gebe es bei ihrem Sender noch viel „Trial and Error“, erzählten die beiden Radiomacher den Besucher*innen.

Kein Betriebsrat
Zu 95 Prozent arbeiten für Antenne Bayern Festangestellte. Einen Betriebsrat gebe es nicht, betonte Tenz. Dass das Betriebsklima stimme, spüre man unter anderem an der geringen Fluktuation. Derzeit beschäftige man neun Volontäre, rund ein Drittel behalte man in der Regel. „Jeder findet einen Job“, sagte Zinnow, viele Volontäre seien vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk sogar abgeworben worden.

Gängelung durch die BLM
Auch in zehn werde der Sender noch ein Audio-Unternehmen betonen die Gastgeber, wichtig werde es sein, dass die Hörer den Sender – egal auf welchen Wegen – finden. Als verbesserungswürdig betrachten die Radioprofis die gegenwärtige Regulierung: Während ihr Sender etwa durch die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) akribisch beobachtet werde, dürften andere Wettbewerber im Netz nahezu alles machen, da fühle man sich „etwas gegängelt“.

Thomas Mrazek

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