Heike Rost empfiehlt dem Nachwuchs die Lektüre von Henri Cartier-Bresson
Foto: Veronika Vogelsang

Süddeutscher Journalistentag

Bloß keine Filter-Sauce!

Bildkreative diskutieren über technische Neuerungen und Gefahren der digitalen Fotografie

Mainz, 20.03.2013

Das iPhone als Alternative zur Hasselblad ist im Nachrichtenjournalismus angekommen. Und längst ist nicht mehr die Library of Congress die größte Bilder-Bibliothek der Welt, sondern Facebook mit einem täglichen Upload von 400 Millionen Bildern. Ist das Fortschritt oder Frevel? Jedenfalls gar nicht bestürzt gaben sich jene Profis in der Bildbranche, die sich beim Süddeutschen Journalistentag in Mainz zur Diskussion einfanden. Ihr Thema im Forum Bild war: „Dokumentation, Illustration, Imagination – Macht & Missbrauch von Bildern in der Berichterstattung“.

Redet wieder mal über Inhalte!
Eberhard Wolf, der als Professor visuelle Kommunikation lehrt und dessen Münchener Designagentur unter anderen auch den BJV als Kunden zählt, sieht den Einsatz von Smartphones in der Nachrichtenfotografie gelassen: „Hauptsache, das Ergebnis trägt die Technik.“ Kommt dieses Ergebnis aber dadurch zustande, dass ein Foto nachträglich durch die „Filter-Sauce“ gezogen oder anderweitig mit Photoshop bearbeitet wird, um nach Effekten zu haschen, dann ist Eberhard Wolf strikt: Finger weg davon. „Die Freiheit des Autors endet da, wo Wahrheit verfälscht wird.“ Man müsse endlich wieder mehr über Inhalte reden als über Technik.

Wolfs Sicht teilt auch der Fotojournalist Michael Ebert. „Wenn Bilder beseelt sind, ist es egal, womit sie fotografiert sind.“ Die Fotografie habe sich schon immer der Technik ergeben, und meist zum Vorteil. Er erinnere sich gar nicht gerne an die Zeiten vor der Digitalisierung, als Fotografen noch im stinkenden Fixierbad hantieren mussten.

Appell an den Nachwuchs: Mehr lesen!
Trotzdem, da war man sich auf dem Podium einig, sei das Wissen um vergangene Technik und Theorien unentbehrlich. Da mögen junge Bildjournalisten noch so stöhnen: Muss man das alte Zeugs noch lesen? Ja, man muss. Die Moderatorin des Forums, die Fotografin Heike Rost, legte dem Nachwuchs die alten Interviews des „Fotografen-Gotts“ Henri Cartier-Bresson wärmstens ans Herz. Und auch auf dem Stundenplan, den Eberhard Wolf seinen Studenten mitgibt, findet sich der Punkt: Wir lernen lesen.

Es sei erschreckend, sagte der Professor, wie wenig Allgemeinbildung beim Nachwuchs vorhanden sei. Wann war die Renaissance? Was ist Barock? Dieses Wissen über Kunstgeschichte setze er bei den Kreativen eigentlich voraus. Nachholbedarf sieht Eberhard Wolf übrigens auch in der Disziplin: Wie ziehe ich mich als Fotograf richtig an. Mit ganz anderen jungen Fotokünstlern hat es dagegen Peter Bitzer täglich in seiner Kölner Agentur laif zu tun: Er sei „absolut fasziniert, wie gebildet und engagiert“ sie sind. „Die jammern nicht über schlechte Bedingungen. Sie machen.“

Senta Krasser

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