Klare Botschaft der Journalisten aus Baden-Württemberg und Augsburg auf dem Ulmer Münsterplatz: "Worte sind wertvoll"
Foto: Bernhard Weizenegger

Tarifrunde Tageszeitungen 2013

Journalisten streiken bei einem Dutzend bayerischer Verlage

Kreative Streikaktionen in Bayern und anderswo +++ Neunte Tarifrunde am Mittwoch endet ohne Ergebnis

München, 24.03.2014

+++ Aktualisierung 27.03.2014: Die neunte Verhandlungsrunde endet ohne Ergebnis – Einschätzungen finden Sie in einer DJV-Pressemitteilung und in einem DJV-Tarifinfo (PDF, 2 S., 40 kb) von DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring. +++

Am Montag und Dienstag streikten erneut Hunderte Journalisten bei bayerischen Tageszeitungen. „Lasst uns nicht im Regen stehen“, unter diesem Motto versammelten sich rund 100 Redakteure, Volontäre und Verlagsangestellte der Augsburger Allgemeinen vor dem Verlagsgelände, um dort gemeinsam die kälteste Redaktionskonferenz des Jahres zu halten.

Streikbotschaften statt Nachrichten
Eine Aktion, die auf das kühle Arbeitsklima vorbereiten soll, das droht, wenn es Lohn- und Gehaltskürzungen geben sollte. Alle der Teilnehmer der Konferenz arbeiteten an diesem Tag einmal nicht an ihren Artikeln, sondern an kurzen Botschaften, warum sie Journalist geworden sind und sich nun im Streik befinden.

„Ich streike, weil …“
Das Spektrum reichte von: „Ich streike, weil ich mit meinem Job meine Familie ernähren will“ über „Ich streike, weil immer weniger Redakteure nicht immer mehr leisten können, ohne dass die Qualität leidet“ bis zu „Ich streike, weil überdurchschnittlicher Einsatz nicht unterdurchschnittlich entlohnt werden darf." Auch am 25. März werden die Redakteure, Volontäre und Verlagsangestellten der Augsburger Allgemeine ihre Arbeit niederlegen, ebenso wie die Redakteure der Allgäuer Zeitung in Kempten.

In München wird an zwei Tagen gestreikt – über 200 Teilnehmer an Streikversammlung
In München streikten am Montag rund 40 Kolleginnen und Kollegen des Münchner Zeitungsverlags, des Zeitungsverlags Oberbayern und der Schongauer Nachrichten. Auch morgen werden die oberbayerischen Journalisten wieder in den Ausstand treten. An einer gemeinsamen Kundgebung des BJV und von dju/ver.di im Münchner Ratskeller nahmen am Dienstag 200 Kolleginnen und Kollegen (darunter zirka 30 Verlagsangestellte) teil. Neben den Merkur-Blättern und der tz waren auch Journalisten von Süddeutsche Zeitung und SZ.de dabei.

Starke Onliner-Beteiligung
BJV-Geschäftsführerin Jutta Müller, die an der morgigen Verhandlungsrunde teilnehmen wird, erläuterte den Teilnehmern die aktuelle Situation. Müller und der BJV-Vorsitzende Michael Busch freuten sich über die starke Beteiligung von Online-Journalisten. Von SZ.de streikten rund 40 Journalisten, vom Münchner Merkur war die komplette zweiköpfige Online-Redaktion vertreten. Ein Kollege des Münchner Merkurs mahnte die Verleger, dass sie mit ihrer Sparpolitik zukünftig auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr konkurrenzfähig seien.

Protest mit Körpereinsatz
Zusammen mit Kollegen einiger baden-württembergischer Zeitungen formten Journalisten der Augsburger Allgemeine am Dienst auf dem Ulmer Münster den Slogan "Worte sind wertvoll". Zuvor erläuterte Richard Mayr in der Fußgängerzone das "Angebot" der Verleger: "Für die Mehrarbeit und die vielen unbezahlten Überstunden, die jeder Redakteur leistet, bekommen wir nun von Verlegerseite zum Dank ein Angebot, das Gehaltseinbußen vorsieht".

Streikausflug an einen historischen Ort
Die Kolleginnen und Kollegen des Oberbayerischen Volksblattes aus Rosenheim unternahmen einen Streikausflug nach Herrenchiemsee. Am Tagungsort des Verfassungskonvents, der 1948 unser Grundgesetz mitsamt der darin garantierten Pressefreiheit ausarbeitete, hielten sie ihre Streikversammlung ab.

Wider den „Geiz ist geil“-Predigern
In Nürnberg zogen rund 40 Kolleginnen und Kollegen der Nürnberger Nachrichten, Nürnberger Zeitung und von der Fränkischen Landeszeitung durch die Innenstadt. Für den DJV sprach Wolfgang Grebenhof, er betonte, dass sich der Streik gegen den Verlegerverband und nicht gegen den tariftreuen Nürnberger Verleger Bruno Schnell richte.

Der Verlegerverband höre nicht mehr auf die moderaten und vernünftigen Stimmen seiner Journalisten, sondern offenbar nur noch auf die „Geiz ist geil“-Prediger in den eigenen Reihen: „Selbst wir hier in Nürnberg, wo es uns noch vergleichsweise gut geht, haben die Schnauze gestrichen voll von immer neuen Spar-Diktaten, von immer neuen Kürzungsbegehren, von immer neuen Ideen, Kosten auf Kosten der Mitarbeiter zu senken – so wie der völlig absurde Vorschlag, Langzeitkranken, schnell mal das Weihnachtsgeld zu kürzen“, sagte Grebenhof.

Das monatelange Hinhalten der Verlagsangestellten sei eine maßlose Geringschätzung ihrer Leistungen. „Euren brutalen Sparkurs zu unseren Lasten fahren wir nicht mit!“, sagte Grebenhof an die Verleger gerichtet.

Weitere Streikaktionen
Nachdem in Aschaffenburg beim Main-Echo fünf Tage lang gestreikt wurde, in Augsburg und bei der Allgäuer Zeitung ebenfalls mehrere Tage, geht es morgen u.a. mit Aktionen in München bei Süddeutscher Zeitung, tz und Münchner Merkur weiter. In der gesamten Republik werden weitere Aktionen folgen (siehe auch DJV-Tarifinfos vom 24.03.2014: "Trotz Sauwetter: Heißer Montag im Südwesten" sowie vom 25.03.2014: "Streik in Köln: Bange machen gilt nicht" und "Streik mit Körpereinsatz").

Anträge auf Streikunterstützung
Hier finden Sie Anträge auf Streikunterstützung für angestellte Journalisten (PDF) und für freie Journalisten (PDF). Über aktuellen Entwicklungen informieren wir Sie auch auf unseren Twitter- und Facebook-Angeboten.

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