Pfiffiges Streikmotto der KollegInnen von der Allgäuer Zeitung
Foto: Hermann Ernst

Tarifrunde Tageszeitungen 2013

Zeitungsjournalisten streiken gegen "tarifpolitischen Amoklauf"

Vom Allgäu bis Mainfranken – Streikaktionen in ganz Bayern

München, 21.02.2014

An Bayerns Tageszeitungen wurde in dieser Woche von Mittwoch bis Freitag gestreikt. Nachdem die siebte Runde der Tarifverhandlungen für die rund 14.000 Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen vor zwei Wochen ergebnislos endete, kämpften in dieser Woche Tageszeitungsredakteure, Verlagsangestellte und Drucker gegen die Absicht der Verleger, Raubbau an den Tarifen zu betreiben.

"Tarifpolitischer Amoklauf"
Bei der Augsburger Allgemeinen streikten am Mittwoch 120 Kolleginnen und Kollegen. Nach einer Demonstration vor dem Verlagsgebäude zogen sie ins Streiklokal, wo Wolfgang Grebenhof vom DJV-Bundesvorstand sprach. Was der BDZV am Verhandlungstisch aufführe, sei tarifpolitischer Amoklauf, sagte Grebenhof. Zynisch sei die Verlegerforderung nach weniger Weihnachtsgeld für diejenigen Kollegen, die unter dem wachsenden Arbeitsdruck für eine längere Zeit krank würden.

Konstruktive Vorschläge der Gewerkschaften
"Die Gewerkschaften sind bewußt mit maßvollen Forderungen und konstruktiven Vorschlägen für Umbau und Modernisierung des Tarifgefüges (zum Beispiel Onliner rein) in die Verhandlungen gegangen", betonte Grebenhof. Gute Rahmenbedingungen seien "ein Nährboden für Kreativität und Engagement. Gerade in Zeiten eines umfassenden Wandels in der Medienbranche brauchen Verlage hoch motivierte Mitarbeiter. Stattdessen bekommen wir nur demotivierende Signale", resümierte Grebenhof. Das sahen die streikenden Kollegen in Augsburg genau so. Sie setzten ihren Warnstreik fort.

Verleger machen Journalismus zum Bettelberuf
Der Augsburger BJV-Streikführer und Redakteur Josef Karg mahnte die Kollegen: "Es geht wirklich um den Berufsstand. Die Vorstellungen der Verleger sind eine Zumutung. Wenn wir uns darauf einlassen, verkaufen wir unsere Seele. Irgendwann ist der Journalismus dann ein Bettelberuf."

Streikaktionen vom Allgäu bis nach Mainfranken, von Oberbayern bis in die Oberpfalz
Bei der Allgäuer Zeitung in Kempten streikten am Mittwoch und Donnerstag 30 KollegInnen, am Freitag fand in der Innenstadt eine Kundgebung mit Wolfgang Grebenhof als Redner statt, an der rund 40 JournalistInnen und Verlagsangestellte teilnahmen. Zahlreiche JournalistInnen streikten auch beim Aschaffenburger Main-Echo. Rund 40 Kolleginnen und Kollegen aus Verlag und Redaktion legten beim Neuen Tag in Weiden und der Amberger Zeitung die Arbeit nieder. Gestreikt wurde außerdem beim Oberbayerischen Volksblatt in Rosenheim, dort beteiligten sich rund 40 KollegInnen aus Redaktion, Verlag und Druckerei.

Am Donnerstag traten rund 150 Kolleginnen und Kollegen von Redaktion, Verlag und Druckerei der Süddeutschen Zeitung und des Münchner Merkurs in den Streik. BJV-Geschäftsführerin Jutta Müller, die Mitglied der DJV-Verhandlungskommission ist, erläuterte im Streiklokal die gravierendsten Einschnitte nach dem "Tarifwerk Zukunft", das sich als "Tarifwerk Zumutung" entpuppe (auf der DJV-Homepage finden Sie unter der Überschrift „‚Zumutung Zukunft‘ des BDZV“ eine kurze Analyse der BDZV-Vorschläge sowie ausführliche Synopsen des Gehaltstarifvertrages (GTV) und des Manteltarifvertrages (MTV).

"Neue Sparvorschläge sind eine Frechheit!"
"Nach sieben Verhandlungsrunden noch weitere Sparvorschläge nachzulegen, ist keine Verhandlungsgrundlage, sondern eine Frechheit", betonte Müller. Für hörbaren Unmut sorgte im Streiklokal die Ankündigung, die Verleger wollten künftig für jeden Krankheitstag ein Prozent vom Weihnachtsgeld streichen. Auch der Vorschlag der Verlegerseite, die Einkommensentwicklung an den Kaufkraftindex im jeweiligen Verbreitungsgebiet zu koppeln, stieß bei den Teilnehmern Streikenden auf schieres Unverständnis.
 
Eine solche "Rückkehr ins tarifliche Mittelalter", die mit einem Tarifvertrag nichts mehr zu tun habe, werde der DJV nicht hinnehmen, erklärte die BJV-Geschäftsführerin. Daher werde es weitere Streikaktionen geben müssen, bis die Gegenseite endlich bereit sei, auf ihr "Wunschkonzert" an Einsparungen zu verzichten. Auch in anderen Bundesländern legten zahlreiche Journalisten die Arbeit nieder. Bis Freitag, 21. Februar, wird es weitere Streikaktionen geben.

Auf gut bairisch gesagt ...
Die Münchner tz erschien am Freitag, dem der Tag der Muttersprache, auf bairisch. Gestreikt wurde bei der Zeitung am Freitag und die Kolleginnen und Kollegen verfassten im Streiklokal eine Resolution auf bairisch: "Griaß eich miteinand! Mia hockn heit hia im Streiklokal und ned in da Arbeid, wei uns die Verlega vui Ged obzwicka woin. Dafia soin ma a no lenga arbeitn. Und krank derf ma a nimma wern. Mia dadadn scho mit de andern redn. Aber de redn nur untereinand. Falls eich wunderts, wei ma ned so vui san: Mia san in da Arbeid a nimma vui mehra." Auf gut deutsch gesagt, auch hier sind die JournalistInnen ziemlich verärgert über die Verleger.

So geht's weiter
Die Gewerkschaften und der BDZV verhandeln wieder am 8. März in Hamburg und am 26. März in Berlin. Wir informieren Sie über die aktuellen Entwicklungen ständig auf unseren Twitter- und Facebook-Angeboten.

Maria Goblirsch, Thomas Mrazek

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