BJV-Pressemitteilung

Journalisten als Vermittler von Medienkompetenz

BJV stellt Forderungskatalog und Thesen zur Medienerziehung vor

München, 11.06.2018

Erfahrene Journalisten sollen schon bald als Medienerzieher in bayerischen Schulen eingesetzt werden und Lehrkräfte dabei unterstützen, ihren Schülern Kompetenz im Umgang mit den Medien zu vermitteln. Daneben sollen die Medienprofis nach dem Prinzip „Train the Trainer“ in der Lehreraus- und -fortbildung mitarbeiten. Das fordert der BJV in einem neuen Positionspapier zum Thema Medienkompetenz.

Zwar existieren bereits zahlreiche Initiativen und Projekte, die die Vermittlung von Medienkompetenz an Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Ziel haben. So gibt es vereinzelt Zeitungsprojekte an Schulen oder den Medienführerschein der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Der Großteil dieser Projekte läuft jedoch bisher ohne die Beteiligung von Journalisten.

Das will der BJV, der sich seit 2007 intensiv mit dem Thema Medienerziehung beschäftigt, ändern. „Zur Vermittlung medialer und politischer Zusammenhänge und der Anleitung zum richtigen Umgang mit den Medien sind in erster Linie Journalisten als erfahrene Profis geeignet“, betont der BJV-Vorsitzende Michael Busch und bietet dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus eine Kooperation und die Entwicklung eines gemeinsamen Konzeptes an.

Schüler, Kinder und Erwachsene könnten von dem Fachwissen profitieren, das Journalisten sowohl im theoretischen wie im praktischen Teil der medialen Welt gesammelt hätten. Zum Einsatz kommen sollen Journalisten, die bereits didaktische Erfahrung vorweisen können. Sie sollen über Fortbildungseinrichtungen wie die Akademie der Bayerischen Presse (ABP) pädagogisch qualifiziert werden und könnten dann über einen Expertenpool für den Unterricht abgerufen werden.

In Bayern wurde Medienkompetenz bereits als fächerübergreifendes Bildungsziel in den Lehrplänen aller Schularten verankert. Dies soll nun mit Inhalten gefüllt werden. Aus Sicht des BJV wäre ein Einsatz von Medienerziehern bereits in der Grundschule wünschenswert, damit Medienwissen bei Kindern und Jugendlichen kontinuierlich entwickelt und gefördert werden kann.

Diese und weitere Forderungen und Vorschläge sind in einem Positionspapier enthalten, das der BJV jetzt an die Parteien in Bayern, an Organisationen von Lehrern, Schülern und Eltern sowie weitere Institutionen und Verbände sendet. In einem zweiten Schritt sollen Netzwerke mit in der Medienerziehung Tätigen geknüpft werden

Die Kurzfassung des Positionspapiers finden Sie im Anhang, die Langfassung unter www.bjv.de/medienkompetenz

Kontakt: Maria Goblirsch, Bayerischer Journalisten-Verband e.V.,
E-Mail: presse@bjv.de, Telefon: 0171 6876973

Anhang:

Seit 2007 befasst sich der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) mit der Bedeutung von Medienkompetenz für die gesellschaftliche Entwicklung und den Erhalt des Qualitäts-Journalismus. Dabei entstanden mehrere Thesenpapiere. Nun legt der BJV einen aktuellen Forderungskatalog vor, der sich an der aktuellen Entwicklung in der globalen Informationsgesellschaft orientiert.

Kernforderung ist die verpflichtende Einbeziehung der Medienerziehung in den Unterricht und in die Lehrpläne aller Schularten. Dabei sollen Journalisten, die bereits über didaktische Erfahrung verfügen, die Lehrkräfte bei der Unterrichtsgestaltung unterstützen.

Der BJV schlägt konkret vor, welche Kernkompetenzen dabei vermittelt werden sollen. Im Folgenden werden dazu Details beschrieben.

Kurzfassung:

In unserer heutigen Informations- und Wissensgesellschaft ist Medienkompetenz eine Schlüsselqualifikation. Mit Blick auf die digitale Integration aller Bürger ist es geboten, Menschen früh an den Umgang mit Medien heranzuführen und Medienkompetenz in allen Phasen des lebenslangen Lernens zu verankern. Angesichts der steigenden Informationsflut und der sehr unterschiedlichen Entstehung von Nachrichten und Fake News besteht hier erhöhter Handlungsbedarf.

Aufgabe der Bildungseinrichtungen ist es nicht nur, die Chancen neuer Medien zu nutzen, sondern vor allem Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, mit ihrem Medienalltag zurechtzukommen. Sie sind darüber aufzuklären, welche Konsequenzen entstehen können, wenn sie Texte, Bilder und Filme ins Netz stellen. Sie sind für Persönlichkeits- und Urheberrechte sowie den Schutz der Privatsphäre beziehungsweise ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu sensibilisieren.

Es muss in der Medienbildung also nicht allein um technische Fertigkeiten gehen, sondern vor allem um kulturelle Kompetenzen. Wie die „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) im November 2014 herausfand waren zu diesem Zeitpunkt weniger als ein Viertel der Achtklässler in der Lage, mit einem Computer eigenständig Informationen zu suchen und zu bearbeiten. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung warnt der BJV vor einer Spaltung in medial Gebildete und Ungebildete.

Die „Kompetenzen in der digitalen Welt“ umfassen sechs Bereiche:

1. Suchen, Interpretieren und kritisches Bewerten von Quellen und Informationen
2. Situationsgerechtes und zielgerichtetes Kommunizieren und Kooperieren
3. Produzieren und Präsentieren – auch unter Beachtung von Urheber-, Nutzungs- und Persönlichkeitsrechten
4. Sicheres Agieren in digitalen Umgebungen
5. Nutzung digitaler Werkzeuge und Medien zum Lernen, Arbeiten und Problemlösen
6. Analysieren und Reflektieren von Medien
In Bayern wurde Medienkompetenz nun endlich als fächerübergreifendes Bildungsziel in den Lehrplänen aller Schularten verankert. Dies muss mit Inhalten gefüllt werden, die einem hohen Anspruch gerecht werden. Der Staat muss seine Pädagogen in die Lage versetzen, qualifiziert zu entscheiden, wann, zu welchem Zweck und mit welcher Methode sie Medien einsetzen.

Die Perspektive: Kooperationsangebot des BJV
Um die von der Kultusministerkonferenz (KMK) definierten Kompetenzen in der digitalen Welt strukturiert und flächendeckend zu vermitteln, bietet es sich für den Staat an, mit Partnern zu arbeiten, die belastbare Praxiserfahrung in den sechs Kompetenzbereichen mitbringen.

Der BJV fordert, Journalisten als Medienerzieher an Schulen und als Medien-Ausbilder für Lehrer, Sozialpädagogen etc. einzusetzen.
Für diese Tätigkeit muss Kompetenz durch journalistischer Tätigkeit, ein entsprechendes Studium oder eine entsprechende Ausbildung im Medienbereich nachgewiesen werden. Über eine Fortbildungseinrichtung wie die Akademie der Bayerischen Presse (ABP) erhalten die Journalisten eine strukturierte pädagogische Zusatzqualifikation. Vorrangig sollen auch Journalisten zum Einsatz kommen, die bereits über Lehrerfahrungen (z.B. an Hochschulen) verfügen.

Auf dieser Basis empfiehlt der BJV, dass diese pädagogisch weitergebildeten Journalisten die Lehreraus- und Fortbildung unterstützen. Nach dem Prinzip „Train the Trainer“ sollten die Experten aus der Praxis verstärkt in der Lehreraus- und -fortbildung mitwirken, insbesondere auch in der schulinternen Lehrerfortbildung (SCHILF).

Gerade im globalen Zeitalter müssen Zusammenhänge dargestellt und ethische Einordnungshilfen angeboten werden. Dies sind zentrale Bildungsaufgaben, die nach Auffassung des BJV verbindlich in den Regelunterricht, unter anderem im Fach Deutsch, gehören. Hier können Journalisten als Co-Lehrer für Unterrichtseinheiten über ein Expertenpool angefordert werden. Im Sinne einer kontinuierlichen Förderung hält der BJV den Einsatz von Medienerziehern bereits in der Grundschule für wünschenswert.

Um zu nachzuvollziehen, unter welchen Bedingungen Medien entstehen, sollten Schulklassen im Rahmen der Medienerziehung verstärkt Redaktionen, Verlage und Sendeanstalten besuchen. Durch aktive Medienarbeit könnten Schüler ein besseres Verständnis für Medien gewinnen. Der Ausbau von Ganztagsangeboten bietet neue Chancen für Projekte, in denen Schüler von Profis zu eigenverantwortlicher Recherche und Erstellung von Medienbeiträgen angeleitet werden.

Der BJV regt außerdem eine enge Vernetzung mit dem Institut für Medienpädagogik (JFF) und der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) an– beispielsweise durch Einbeziehung des BJV in Fachveranstaltungen zum Thema Medienkompetenz oder bei Aktivitäten wie Schulradio Bayern. Der BJV wird sich mit weiteren relevanten Akteuren vernetzen und sich um Mitgliedschaften unter anderem in der Landesvereinigung Kulturelle Bildung und im Wertebündnis Bayern bewerben.

Der BJV fordert, Journalisten mit entsprechender Zusatzqualifikation ins Referentennetzwerk der Stiftung Medienpädagogik aufzunehmen, insbesondere auch um Eltern über die Chancen und Risiken im Umgang mit Medien aufzuklären. Der Verband wird sich mit weiteren relevanten Akteuren vernetzen und strategische Kooperationspartner suchen. Konkret sollten alle an der Bildung beteiligten Organisationen und Träger auf den Pool an kompetenten Journalisten zugreifen können. Die Experten des BJV stehen auch als Ansprechpartner oder Referenten für Elternabende und außerschulische Angebote zur Verfügung.

Schlagworte:

Medienkompetenz

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