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Demonstrationszug von Journalisten in der Passauer Innenstadt
Angeführt vom BJV-Vorsitzenden Michael Busch (mit Megafon) demonstrierten rund 30 Journalisten in der Passauer Innenstadt für fairere Arbeitsbedingungen bei der Passauer Neuen Presse
Foto: 
Tobias Köhler

BJV-Geschäftsstelle

Journalisten fordern „Wertschätzung statt Wertschöpfung“

Mitarbeiter der Passauer Neuen Presse demonstrieren erneut für bessere Arbeitsbedingungen

Passau, München, 29.01.2017

Rund 30 Journalisten, Verlagsangestellte und Gewerkschaftsvertreter zogen am Samstag Plakate schwenkend, trillerpfeifend und trötend durch die Passauer Innenstadt: Anlass war der Protest gegen die Verlegerin der Passauer Neue Presse (PNP), Simone Tucci-Diekmann, die sich seit Monaten weigert, mit den Gewerkschaften BJV und Ver.di Verhandlungen über einen Haustarif aufzunehmen.

„Dreist und unverschämt“
Eine Anspielung auf die Kälte, hier die winterliche, dort die soziale im Verlagshaus, konnte sich der BJV-Vorsitzende Michael Busch bei seiner Rede nicht verkneifen. Die Verlegerin hat – als einzige Reaktion auf eine erste Protestkundgebung vom November – in einem internen Schreiben die Aktionen der Gewerkschaften und Mitarbeiter als „Ehrverletzung“ und „Beleidigung“ bezeichnet.

Busch konterte, dass vielmehr das Verhalten der Verlegerin „ehrverletzend“ sei, die sich weigere, mit Menschen zu reden, für die sie Verantwortung trage, die glaube, mit einer Einmalzahlung das Unrecht der Vergangenheit ungeschehen zu machen. Diese „lächerliche Versöhnungsgeste“, sagte Busch, sei „dreist und unverschämt“. Tucci-Diekmann hatte vor der ersten Demonstration im November publiziert, dass sie jeden Vollzeitbeschäftigten mit einmalig 500 Euro belohnen wolle, Teilzeitbeschäftigte mit entsprechenden Anteilen.

Wertschätzung gefordert!
„Wertschätzung bringt Wertschöpfung“, hatte eine Demonstrationsteilnehmerin auf ihr Plakat gemalt. Die mangelnde Wertschätzung der Mitarbeiter ist das Kernproblem. Sie führt zu Unzufriedenheit in vielen Verlagshäusern: Nordbayerischer Kurier, Obermain-Tagblatt, Mediengruppe Oberfranken und natürlich bei der Passauer Neuen Presse (PNP) … . „Ich und mein Kollege von Ver.di wissen schon nicht mehr, wo wir anfangen sollen“, sagte Michael Busch.

Öffentlicher Protest für faire Arbeitsbedingungen
Für Samstag hatten die Gewerkschaften Mitarbeiter der Passauer Neuen Presse zu einer Protestdemonstration in der Passauer Innenstadt aufgerufen. In ihrem Aufruf beschrieben die Arbeitnehmervertreter deutlich, wie die PNP-Redakteure durch ihren Verlag erheblich benachteiligt werden.

Die Passauer Demo, an der rund 30 Journalisten teilnahmen, endete nach einem kilometerlangen Marsch durch die Innenstadt vor der „Alten Presse“, die bis 1996 der Verlags- und Redaktionssitz der PNP war. Es war eine symbolische Station für eine Zeit, da die Tarifordnung noch galt und die Redakteure sich wertgeschätzt fühlten. Manche Passauer Bürger haben mit Applaus und Kopfnicken ihre Solidarität mit den PNP-Redakteuren bezeugt, Autofahrer unterstützten die Trillerpfeifen mit Hupen.

Die PNP beschäftigt im alten Kerngebiet rund 120 Redakteure, 20 Volontäre und 400 Verlagsangestellte. Altverleger Dr. Axel Diekmann hatte sich bereits 2004 vom Tarif verabschiedet. Er zersplitterte die PNP in Gesellschaften (heute 15, ohne Donaukurier), um die Mitarbeiterrechte zu schwächen.

PNP berichtet über Protest der eigenen Mitarbeiter
Nachdem die erste Demonstration von PNP-Mitarbeitern im November noch von den PNP-Medien überhaupt nicht erwähnt wurden, berichtet heute das kostenlose Anzeigenblatt der PNP, Am Sonntag (Seite 4), über die Demonstration und auch auf der Website der PNP findet sich der Bericht: „PNP-Mitarbeiter demonstrieren in Passau“.

PNP drohen Warnstreiks
Bislang lehnt die PNP-Geschäftsleitung Gespräche mit den Gewerkschaften über einen Haustarifvertrag ab. Sollten auch nach dieser Protestaktion keine Gespräche erfolgen, sind Warnstreiks von Redakteuren nicht mehr ausgeschlossen.

Hubert Denk/tm

P.S.: Bitte beachten Sie auch die engagierte Berichterstattung anderer Kollegen unter „Externe Links“. Wir bedanken uns für deren Arbeit.  

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