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Reinhard Karger
Reinhard Karger: „Der intelligente Text, der auch eine Aussage treffen kann, kommt vom Menschen“.
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Laura Krzikalla

Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Künstliche Intelligenz im Journalismus: Mehr Zeit für gute Arbeit

Experte Reinhard Karger plädiert für offenen Umgang mit KI

München, 07.06.2019

Nimmt Künstliche Intelligenz uns irgendwann die Arbeit weg? Diese Diskussion wird branchenübergreifend geführt, auch im Journalismus und der PR. Ruhe bewahren, rät ein Experte – und erklärt, wie wir von Künstlicher Intelligenz profitieren können.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) macht Arbeit wieder menschlicher – eine These, die im ersten Moment nicht gerade naheliegend scheint, wirft man einen Blick in die Medien: Dort wird oft ein Szenario der Bedrohung vermittelt, wenn es um Künstliche Intelligenz geht.

Viele Menschen finden sie unheimlich. Reinhard Karger, einer der renommiertesten KI-Experten Deutschlands, nannte diese Art der Berichterstattung bloße „Untergangsschlagzeilen“. Im Münchner Presseclub legte der Unternehmenssprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken, BJV-Mitgliedern – auf Einladung der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – einen anderen Umgang mit Künstlicher Intelligenz nahe.

Maschinen können analysieren, aber nicht fühlen
Wenn eine Künstliche Intelligenz erstmals einen Menschen in einem Lesetest schlägt, sorge das zwar für eine Schlagzeile. „Das ist aber nicht relevant“, urteilte Karger. Die Maschine schlage den Menschen in solchen Tests aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten.

Sie könne beispielsweise sehr viel schneller große Mengen an Text nach bestimmten Wörtern durchsuchen. Entscheidend aber sei auch die emotionale Intelligenz und damit das Handeln aufgrund menschlicher Erfahrungen. „Das sind unglaubliche Reflexionen. Darin sind Menschen sensationell, Maschinen mindestens schlecht“, meinte Karger.

Wo KI im Journalismus helfen kann – und wo nicht
Im Journalismus werden Maschinen zwar schon heute für das Schreiben datenbasierter Texte eingesetzt. Sie kommen zum Beispiel bei der Sportberichterstattung, für Börsen-Nachrichten und den Wetterbericht zum Einsatz.

Künstliche Intelligenz kann strukturelle Daten, zum Beispiel über Sportergebnisse, in Textelemente umwandeln. Und sie kann auch „menscheln“, indem sie am Ende eines Texts noch einen flotten Spruch, eine Floskel einbaut. Das mache es schwieriger, computergenerierte Texte zu erkennen. Karger schlug deshalb vor, dass solche Texte speziell gekennzeichnet werden sollten. 

Der entscheidende Unterschied zum Menschen aber sei das Bewusstsein. „Der intelligente Text, der auch eine Aussage treffen kann, kommt vom Menschen“, sagte Karger. Journalist*innen einfach ersetzen könnten Computer nicht – noch nicht, sehr wahrscheinlich nie. Künstliche Intelligenz könne keine Ideen haben, nicht einordnen, nicht zu einer Erkenntnis kommen. „Aber sie ist vielleicht das, was uns zu einer Erkenntnis bringt.“

KI als kognitives Werkzeug nutzen
Das führte zum Kern von Kargers These, Künstliche Intelligenz mache Arbeit in Zukunft menschlicher. Dafür müsse man sie als Werkzeug wahrnehmen und nutzen – um rein kognitive Arbeiten an sie abzugeben. „Damit wir uns auf die Arbeiten konzentrieren können, die deutlich interessanter sind, bei denen wir deutlich mehr Mensch sind.“

Als Journalist habe man dann mehr Zeit, hinter die Dinge zu blicken. „So sind in Zukunft die Journalisten erfolgreich, die die interessanten Fragen stellen, und nicht die Maschinen, die nur Daten für einen Text zusammenschustern.“

Laura Krzikalla

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