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Offener Brief des BJV an den BR-Intendanten
Offener Brief des BJV an den BR-Intendanten
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Jim Albright

BJV-Geschäftsstelle

Offener Brief an den Intendanten des Bayerischen Rundfunks

Zu den laufenden Tarifverhandlungen

München, 11.12.2019

Sehr geehrter Herr Wilhelm,

lassen Sie uns über Tarife sprechen. In einem offenen Brief. Denn in Tarifverhandlungen mag der Bayerische Rundfunk und seine Verhandlungspartner ja offensichtlich nicht mehr mit den Tarifpartnern reden.

Ja, wir Vertreter vom BJV wissen, dass es eine weitere „Tarifrunde“ am 12. Dezember gibt. Aber Hand aufs Herz, sehr geehrter Herr Intendant: Sie mögen ja nicht mehr verhandeln. Anders können wir uns die Aufforderung aus der letzten Verhandlungsrunde nicht erklären. Wir haben die Botschaft mitgenommen, dass wir uns entweder bis zum 9. Dezember mit dem vorgelegten Angebot einverstanden erklären oder, dass wir mit einer weiteren Verschlechterung des Angebots rechnen müssen.

Wir sind über diesen Umschwung des Verhandlungsstils entsetzt. Nicht nur, dass Ihr Angebot weitaus schlechter ist, als in anderen Rundfunkanstalten, Sie schaffen durch die einseitige Erhöhung der Gehälter und Honorare Fakten. Sie und Ihre Verhandlungsführer haben damit den Weg der Verhandlungen verlassen und haben einseitig Fakten geschaffen.

Letztlich zeigt uns Ihr Vorgehen eines: dass die Ideen und Lösungsversuche der Gewerkschaften und damit ihrer Beschäftigten Sie nicht interessieren. Es geht darum, einen fairen Abschluss zu erzielen, der die Leistungen der Belegschaft angemessen honoriert. Wir zeigen uns offen, einen Abschluss zu akzeptieren, der nicht vollständig den des öffentlichen Dienstes erreicht, aber eine Wertgleichheit über strukturelle Komponenten herstellt. Die derzeit angebotenen strukturellen Komponenten sind jedoch nicht ausreichend, um eine Wertgleichheit zu erzielen.

Wir haben uns vorhalten lassen, dass nicht ausreichend Geld vorhanden sei, um die Forderungen der Gewerkschaften zu erfüllen. Daraus entstand die Idee, Freizeit statt Vergütung zu gewähren. Nun wird uns vorgehalten, dass dies öffentlich nicht vermittelbar sei. Wir vermissen dabei den Mut, sich hinter Ihre Belegschaft – fest und frei – zu stellen, die tagtäglich für die Erfüllung des Programmauftrages arbeitet und mit viel Leidenschaft ein beachtliches Programm produziert.

Der BR möchte exzellente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansprechen. Wir fragen uns, wie dieses Ziel erreicht werden soll, wenn die Vergütungsentwicklung nicht attraktiv gestaltet wird.

Vor allem vermissen wir aber eines: Wertschätzung. Sie versuchen zu vermitteln, dass die einseitige Erhöhung der Gehälter und Honorare ein Akt der Wertschätzung sei. Es ist das Gegenteil. Wir verstehen es nicht als wertschätzend, statt Verhandlungen zu führen Fakten zu schaffen und damit zu versuchen, die notwendigen Diskussionen und Verhandlungen zu umgehen. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen Monaten wiederholt die Arbeit niedergelegt, um Zeichen zu setzen. Zeichen für einen fairen Umgang. Es geht darum, einen gemeinsamen Weg zu finden, für die Zukunft des Bayerischen Rundfunks. Diese Zukunft wird sich allerdings nicht einseitig diktieren lassen.

Wir fordern Sie daher auf, ohne Drohungen und „Verfallsdaten von Angeboten“, die so nicht akzeptabel sind, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu suchen.

Der BJV ist davon überzeugt, dass der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk ein wichtiger Bestandteil im medialen Feld Bayerns ist. Wir setzen uns voller Überzeugung für dessen Erhalt ein. Das kann aber nur in Gemeinschaft von Arbeitgeber und aller Beschäftigten geschehen. Diesen Weg sollten Sie, sehr geehrter Herr Wilhelm, wieder beschreiten.

Michael Busch
Vorsitzender

Dennis Amour
Geschäftsführer

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