Der BJV-Vorsitzende Michael Busch überreicht Caroline Schmidt die Trophäe für den ersten Preis beim Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit.
Foto: Benedikt Frank

BJV-Pressemitteilung

Pressefreiheit in Gefahr: im Kampf gegen die russische Zensur

BJV-Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit. Die Siegerinnen und Sieger.

München, 08.05.2023

Eine Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat den Film „Russische Exil-Journalist:innen im Kampf gegen Zensur“ von Caroline Schmidt und Lennart Banholzer mit dem ersten Preis des bundesweit ausgeschriebenen BJV-Wettbewerbs zum Tag der Pressefreiheit 2023 ausgezeichnet. Die Reportage wurde für den Norddeutschen Rundfunk und das Medienmagazin ZAPP produziert und am 23. Februar 2023 gesendet.

Hunderte russische Journalistinnen und Journalisten sind ins Exil geflohen, um unabhängig über das Putin-Regime und den Krieg berichten zu können. Sie bauen neue Redaktionen auf, vernetzen sich in großen Hubs: in Riga, Berlin, Tiflis und Amsterdam. Caroline Schmidt und Lennart Banholzer waren in Riga und Berlin und haben mit einigen dieser Exiljournalisten über ihren Kampf gegen die russische Zensur gesprochen und darüber, wie sie mit Morddrohungen umgehen.

Die Autorin aus Hamburg und ihr Co-Autor erhalten für ihren Film ein Preisgeld von 1500 Euro. Caroline Schmidt wurde bereits vor drei Jahren vom BJV ausgezeichnet. In einem ebenfalls für den für den NDR und die Sendung ZAPP produzierten Feature beschrieb die Autorin, wie regimekritische Journalisten in Idlib die Zeit der Corona-Pandemie als Ruhe vor dem letzten Sturm erleben.

Zum Beitrag: bjvlink.de/exil-journalisten

 

Zweiter Platz für netzpolitik.org-Autor Alexander Fanta

Alexander Fanta, der als EU-Korrespondent von netzpolitik.org über die Digitalpolitik der Europäischen Union berichtet, recherchiert investigativ über große Technologiekonzerne und ihr Lobbying. Seit einigen Jahren setzt er sich intensiv mit der Frage auseinander, welche „Auswirkungen großzügige Geldgeschenke und immer engere wirtschaftliche Beziehungen der Presseverlage mit dem Google-Konzern auf die journalistische Unabhängigkeit und die Autonomie journalistischer Medien haben“. Als Co-Autor brachte Fanta eine Studie heraus, die zum Thema „Mäzenentum Google“ die bei der Otto-Brenner-Stiftung erschienen ist.

In dem im Juni 2022 verfassten und nun zum Wettbewerb eingereichten Text mit dem Titel „Diese Schlagzeile ist für Google optimiert“ hat der Journalist seine Gedanken zum Thema in eine erzählerische und dennoch faktenreiche Form gebracht. Für diesen Beitrag zeichnet der BJV den Korrespondenten mit dem zweiten Preis aus. Das Preisgeld beträgt 750 Euro.

Zum Beitrag: bjvlink.de/google-optimiert

 

Dritter Preis geht an Volontär der Leipziger Volkszeitung

Den dritten Platz vergab die Jury an den 25 Jahre jungen Journalisten Bastian Raabe aus Rackwitz bei Leipzig und seine im Oktober 2022 entstandene Reportage „Die Feindbilder der Demonstranten“.

Der Volontär der Leipziger Volkszeitung beschreibt an einem lokalen Fall, wie es im Verlauf der Proteste in Sachsen gegen Corona-Maßnahmen und den Krieg in der Ukraine vermehrt zu Angriffen auf Journalistinnen und Journalisten kam. Für seine Story begleitete er die Twitter-Bloggerin Kili Weber, die immer wieder zum Ziel rechter Übergriffe wurde, bei ihren Recherchen im Leipziger Umland.

Das Preisgeld beträgt 500 Euro.

Zum Beitrag: bjvlink.de/angriffe-medien

 

Sonderpreis „Ukraine“ für Marcus Lenz und Mila Teshaieva

Zum ersten Mal hat der BJV in diesem Jahr einen mit 1000 Euro Preisgeld dotierten Sonderpreis „Ukraine“ vergeben, für den sich Journalistinnen und Journalisten aus ganz Europa bewerben konnten, die in den letzten zwölf Monaten vor dem Einsendeschluss aus der Ukraine oder über die Situation in der Ukraine berichtet haben. Zugelassen waren auch journalistische Werke, die dort unter den besonderen Bedingungen des Kriegs entstanden sind und die die Situation der Menschen im Land beschreiben.

Die Jury zeichnet mit diesem Sonderpreis den Kameramann und Regisseur Marcus Lenz aus Berlin und seine Co-Autorin Mila Teshaieva mit ihrer Dokumentation „Hoffnung und Trauma – Leben nach Butscha“ aus. Diese wurde Anfang Juli 2022 in der ARD ausgestrahlt.

Die drei Kleinstädte Borodjanka, Butscha und Irpin markieren die Orte, welche die russische Armee auf ihrem Eroberungsfeldzug in Richtung Kiew über Wochen besetzt hatte. In den Gärten zwischen den Wohnhäusern schossen die Panzer und Scharfschützen. Nach einem Monat schwerster Kämpfe wurde die russische Armee zurückgeschlagen.

Mila Teshaieva und Marcus Lenz sind mit der Kamera in der Zeit von Februar bis Mai 2022 in die Region gereist, sie geben mit ihrem Film den Menschen nach der Katastrophe eine Stimme. Ihre Dokumentation zeigt „das Leben danach“, sie suchen Antworten auf die Frage, wie man im Angesicht des Grauens und inmitten der Zerstörung lebt. Was es bedeutet, mutmaßliche Kriegsverbrechen ertragen zu müssen und ob die Menschen dort noch hoffen können.

Zum Beitrag: bjvlink.de/nach-butscha
 

Sonderpreis „Junger Journalismus“ geht an den Fränkischen Tag

Der zum dritten Mal vergebene Sonderpreis „Junger Journalismus“ geht in diesem Jahr an die Volontärinnen und Volontäre des Fränkischen Tag und dessen Online-Auftritt infranken.de: Karsten Babucke, Julia Gebhard, Anna-Lena-Reif, Isabell Schaffner, Julia Scholl, Verena Schultheiß, Verena Stephan und Katharina Steinhäuser. Das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro wird von der Presseversorgung gestiftet.

Das Team aus acht Nachwuchsjournalistinnen und -Journalisten im Alter von 24 bis 33 Jahren untersuchte über mehrere Monate die Berichterstattung zur „Boni-Affäre“ im Bamberger Rathaus. Knapp eine halbe Million Euro öffentlicher Gelder soll die Stadt an Mitarbeitende der Verwaltung, Tarifbeschäftigte und Beamte gezahlt haben – und das scheinbar ohne rechtliche Grundlage. Die Staatsanwaltschaft Hof erließ dazu im Juli 2022 Strafbefehle gegen Oberbürgermeister Andreas Starke und drei weitere städtische Mitarbeiter.

Die Ergebnisse ihrer Recherchen veröffentlichten die Volos aus Oberfranken von Juni bis Dezember 2022 in einem sechsteiligen Podcast unter dem Titel „Razzia im Rathaus“. Für den Wettbewerb reichten sie die Podcast-Folge 6 ein, die sich der Frage des journalistischen Anspruchs im eigenen Haus und der Pressefreiheit widmet.

Zum Beitrag: bjvlink.de/razzia-rathaus

Der BJV-Vorsitzende Michael Busch betonte nach der Jurysitzung die hohe Qualität der Wettbewerbs-Beiträge in diesem Jahr. „Dieser bundesweite Wettbewerb setzt mit den ausgezeichneten Arbeiten ein Zeichen für die Pressefreiheit“, sagt er. Busch fügte hinzu, es freue ihn besonders, dass zum erstmals ausgeschriebenen Sonderpreis „Ukraine“ zahlreiche Beiträge eingegangen seien, vor allem auch aus dem Kriegsgebiet selbst.

Mit dem zum achten Mal bundesweit ausgeschriebenen Preis will der BJV das Thema der Pressefreiheit an die Öffentlichkeit bringen und sie für dieses wichtige Grundrecht sensibilisieren.

 

Maria Goblirsch

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