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Real – Medial – Digital: Gleichstellung auch in Bayern? Diskussionsrunde am 26.08.2018 – Bayerischer Landtag, München
Heiß, emotional und nicht immer sachlich diskutierten (von links): Angelika Knop, Katharina Schulze, Lilian Edenhofer, Micky Wenngatz, Tina Pickert und Sissi Pitzer
Foto: 
Beatrix Boutonnet

Fachgruppe Chancengleichheit

Sich trauen und einfach machen

Netzwerk Media Women Connect diskutiert im Landtag mit Politikerinnen über Chancengleichheit

München, 29.07.2018

Trotz des seit 1949 geltenden Artikel 3 des Grundgesetzes haben es Frauen im Arbeitsleben, vor allem in Führungspositionen, immer noch schwer. Zehn Frauennetzwerke – darunter die BJV-Fachgruppe Chancengleichheit – haben sich daher zusammengetan, um daran etwas zu ändern. Bei einer Diskussion im Maximilianeum legten sie den Finger in die Wunde und kritisierten Politikerinnen.

Es sind nicht nur Kleinigkeiten, an denen Frauen scheitern, wenn es um das Thema Karriere und Gleichberechtigung geht. „Es müssen die Rahmenbedingungen passen, damit sich etwas zum Besseren verändern kann“, forderte Schirmfrau Ulrike Gote bei ihrer Begrüßung im vollbesetzten Senatssaal des Maximilianeums in München.

Mit diesem Statement hatte die Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags die Teilnehmerinnen von Beginn an auf ihrer Seite. Die meisten der rund 140 Frauen – ein paar Männer waren auch dabei – im Saal dürften sich in diesem Moment gefragt haben, wann und wo sie selbst an die gläserne Decke gestoßen sind.

Gläserne Decke: Freiwilligkeit allein reicht nicht
Alle waren sich sicher, an der Ausbildung kann es nicht liegen, denn die besseren Abschlüsse haben Frauen schon lange. Viele Studien beweisen, sie sind nicht nur erfolgreicher in Schule und Studium, sondern bringen auch eine höhere Sozial- und Führungskompetenz mit, schätzen Risiken klüger ein und führen Unternehmen oft sicherer in die Zukunft.

Bleibt also die Frage, warum nach wie vor so wenige Chefsessel von Frauen besetzt sind, Frauen als weniger förder- und kreditwürdig eingestuft werden und sie in Medien und auf Experten-Panels zu wenig präsent sind.

Diesen Fragen gingen die Moderatorinnen Angelika Knop und Sissi Pitzer vom Journalistinnenbund nach. Rede und Antwort standen ihnen Tina Pickert, CSU-Landtagskandidatin in München-Milbertshofen, Micky Wenngatz, Landtagskandidatin und Landesvorsitzende AG sozialdemokratische Frauen Bayern, Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, und Lilian Edenhofer, Kandidatin der Freien Wähler und Sprecherin für den Bezirk München „Freie Wähler. Die Frauen“. Anwesend für die Linken waren im Publikum Julia Killet und für die neue Partei mut deren Pressesprecherin Marion Ellen.

Mit ihnen diskutierten über die Themen Digitalisierung, Ausbildung, Quote und Förderrichtlinien Journalistinnen, Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen, Managerinnen und Unternehmerinnen – kurz Media Women Connect. 2014 haben sich acht Frauennetzwerke – der Journalistinnenbund, die Fachgruppe Chancengleichheit im BJV, ProQuote Medien, Pro Quote Film, Women in Film and Television WIFT, Digital Media Women DMW, die Webgrrls und Business Professional Women BPW – zusammengeschlossen, um gemeinsam die Chancengleichheit in den Medien voranzutreiben. Ihnen angeschlossen haben sich zu dieser Veranstaltung die Immobilienfrauen und der Ingenieurinnenbund.

Kritisch, emotional, engagiert
Wenn sich die größten Frauennetzwerke aus der Medienbranche treffen, kann es schon mal hoch hergehen. Und so war die Diskussion im ehrwürdigen Senatssaal gerade beim Thema Quote heiß, emotional, nicht immer sachlich, aber immer mit dem Ziel vor Augen, den Artikel 3 GG endlich Realität werden zu lassen.

Insgesamt war die Veranstaltung fast ein Lehrstück darüber, wie Frauen mit viel Sachverstand Dinge zum Besseren bewegen wollen. Entscheidend für den Erfolg wird aber sein – auch das wurde auf der Veranstaltung klar – zu verstehen, dass es nur gemeinsam gehen kann.

Um die gläserne Decke einzureißen, braucht es Solidarität, eine sachliche Diskussionskultur – und ab und an auch das nötige Quäntchen Humor. Das steigert die Sympathie für die eigene Sache. Auf dem nachfolgenden Empfang im Steinernen Saal wurde das auch gelebt: es wurde kräftig weiter diskutiert, genetzwerkt und gelacht.

Beatrix Boutonnet

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