Bis 5. Mai können die Bilder in Aschaffenburg besichtigt werden
Foto: Maria Goblirsch

Bezirksverband Mainfranken

As Time Goes By in Aschaffenburg

25 Jahre nach dem Abzug der US-Truppen – dokumentarische Fotografien von Stefan Gregor

Aschaffenburg, 14.03.2019

Wie wandelt sich ein Stadtbild, wenn rund 10.000 Soldaten und Zivilbeschäftigte der US-Streitkräfte abziehen und fünf Kasernen und große Militärareale plötzlich leer stehen?

Diese Frage faszinierte den Aschaffenburger Bildjournalisten Stefan Gregor. Er dokumentierte 1992 den Abzug und fotografierte 25 Jahre danach erneut die Szene. Rund 90 dieser Bilder sind unter dem Titel „As Time Goes By“ bis zum 5. Mai 2019 im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg zu sehen. 

„Für mich, 1961 als Mauerkind geboren, gehörten die Amerikaner immer zum Stadtbild“, erzählt Main-Echo-Fotograf Stefan Gregor. Von Januar bis April 1992 hatte er einen Meisterkurs in Würzburg besucht und nach seiner Rückkehr nach Aschaffenburg bemerkt, dass sich da etwas veränderte.

An der Würzburger Straße, am militärischen Bereich der US-Armee, gab es kaum mehr Kontrollen, die Panzer waren plötzlich weg. Das ließ Gregor keine Ruhe und er beschloss, diese Geschichte in Bildern nachzuerzählen.

Persilschein vom Standort-Kommandeur
Vom Standort-Kommandeur erhielt er einen „Persilschein“, durfte sich damit frei auf dem Kasernengelände bewegen, konnte dort und in den Wohngebieten der Zivilangestellten fotografieren und den Abschied im Bild festhalten. „Kneipen mussten schließen, Taxifahrer verloren ihre Aufträge, große Flächen lagen plötzlich brach, Gebäude standen leer“. Tausende Zivilangestellte verloren ihre Arbeit, Familien zerbrachen oder mussten das Land verlassen.

Diese fotografische Dokumentation zog sich über ein halbes Jahr hin. Dabei entstanden rührende Bilder wie das Graffiti an einer Hauswand: „Ami go home – but we hate to leave“. In einer Ausstellung im Jahr 1993 zeigte Gregor diese Aufnahmen erstmals.

Ami go home – but we hate to leave
Ein Vierteljahrhundert später erinnert den Besucher wenig an die Zeit, in der die US-Streitkräfte ein Teil der Stadt waren. „Wenn Du in einer Stadt lebst und arbeitest, fallen Dir die Veränderungen zunächst nicht so auf“, sagt Stefan Gregor. Es war ein eher schleichender Prozess.

In der Jägerkaserne wurde eine Zweigstelle der Hochschule Würzburg-Schweinfurt angesiedelt, auf dem ehemaligen Exerzierplatz feiern Studenten heute ihre Feste. Gewerbegebiete entstanden, ehemalige US-Wohnanlagen wurden modernisiert und vermietet. An Stelle der Einfahrt zur Kaserne steht heute ein Bürogebäude. Einige Flächen liegen immer noch brach.

Alles in schwarz-weiß
Von September 2018 bis Januar 2019 entstanden rund 70 Aufnahmen, die das heutige Aschaffenburger Stadtbild im Bereich der ehemaligen Militäranlagen zeigen. Während die erste Dokumentation im Jahr 1993 noch in klassischer Handarbeit und analog entstand, sind die aktuellen Aufnahmen mit einer digitalen Farbkamera aufgenommen.

Die Bilder wurden anschließend schwarz-weiß umgewandelt und auf einem Papier „wie es damals war“ abgezogen, berichtet Gregor. Gerade für eine Dokumentation war es dem Bildjournalisten wichtig, in Schwarz und Weiß zu arbeiten. Was ihn selbst überraschte: „Die heutigen Aufnahmen sind viel schärfer als die vor 25 Jahren“.

Der Rundgang durch die Ausstellung im Schönborner Hof beginnt mit historischen Aufnahmen von Kampfhandlungen in Aschaffenburg, von zerstörten Gebäuden, ein Stadtplan von 1949 ist zu sehen – damals waren viele der heutigen Wohngebiete noch unbebaut. Fotos aus dem Jahr 1991 sind zu sehen, sie zeigen Soldaten, die in den Golfkrieg ziehen und bei ihrer Rückkehr.

Mit seinen Bildern will Stefan Gregor dazu beitragen, dass auch junge Menschen sich ein Bild von der Zeit machen können, als die amerikanischen Soldaten in Aschaffenburg und anderswo in Franken aus dem Stadtbild nicht wegzudenken waren.

Ältere Besucher erinnern sich mit den Bildern vielleicht an Deutsch-Amerikanische Freundschaftsfeste und das Soft-Ice, das es dort gab, an amerikanische Zigaretten, die es in den PX-Läden auf dem Kasernengelände nur gegen US-Dollar gab.

Ausstellung bis 5. Mai
Die Ausstellung „Als Time Goes By“ ist noch bis zum 5. Mai im Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg, Wermbachstraße 15, 63739 Aschaffenburg zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung Montag bis Freitag von 11 Uhr bis 16 Uhr sowie an den Wochenenden vom 6./7. April und 4./5. Mai. Der Eintritt ist frei.  

Maria Goblirsch

Schlagworte:

Bildjournalismus

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