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Dagobert Lindlau, geboren am 11. Oktober 1930 in München, gestorben am 30.11.2018 in Vaterstetten
Dagobert Lindlau, geboren am 11. Oktober 1930 in München, gestorben am 30.11.2018 in Vaterstetten
Foto: 
© BR / Julia Müller

BJV-Landesvorstand

Der Unbestechliche

Dagobert Lindlau war die Reporterlegende des Bayerischen Rundfunks. Ein Nachruf

München, 01.12.2018

Er war die Reporterlegende des Bayerischen Rundfunks: Unbestechlich und unbeugsam recherchierte und erzählte der Münchner Dagobert Lindlau seine Geschichten. Seit Mitte der 50er-Jahre gingen seine Features, Kommentare, Interviews und Reportagen über den Bildschirm. Dreimal wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Als Chefreporter des Bayerischen Rundfunks gehörte er zu den bekanntesten deutschen Fernsehgesichtern. Vier Jahre leitete er die Redaktion „Report München“ und moderierte ab 1975 den „Weltspiegel“. Im Alter von 88 Jahren ist Dagobert Lindlau nach Mitteilung seiner Familie am Freitag in Vaterstetten gestorben.

Dagobert Lindlau vertrat den investigativen Journalismus, als es in Deutschland noch gar kein Wort dafür gab. Seine journalistische Maxime hieß, sich immer selbst vor Ort ein Bild zu machen. Zimperlich war Lindlau nie – weder gegen sich selbst als Balkankorrespondent für die ARD noch gegen andere, insbesondere finstere Mächte. Seine kritischen Reportagen, etwa über Methoden der Schutzgelderpressung und des Rauschgifthandels, stachen direkt ins Wespennest.

Lindlau avancierte zum Mafia-Experten, vor allem mit seinem Buch „Der Mob – Recherchen zum Organisierten Verbrechen“ (1987). Auch in seinem Buch „Der Lohnkiller“ (1992) über einen Hamburger Fall beschrieb er reale Strukturen des Milieus.

Der BJV hat immer zu ihm gehalten und ihn in manchen juristischen Angriffen verteidigt. Wegen seiner Unbestechlichkeit und seines trockenen Humors genoss er höchstes Ansehen unter den Kollegen. „Mit Dagobert Lindlau verlieren wir einen unbeugsamen, unverrückbaren und unerschrockenen Journalisten. Er stand jederzeit aufrecht, verkörperte Unabhängigkeit. Sagen, was ist, ob es gefällt oder nicht, dies war sein Prinzip. Seinen kritischen Geist hat er sich bis ins hohe Alter bewahrt“, erklärte BR-Chefredakteur Christian Nitsche. „Lindlau prägte immer wieder die öffentliche Diskussion, weil er die Dinge ohne Umschweife beim Namen nannte.“

Dagobert Lindlau wurde am 11. Oktober 1930 in München-Obermenzing geboren. Er schrieb auch Theaterstücke, Romane und zuletzt die Autobiografie „Reporter. Eine Art von Beruf“ (2006). Gleich nach dem Abitur volontierte er bei kleinen Heimatzeitungen, wechselte dann Ende der 40er-Jahre zum Spielfilm und kam schließlich 1955 zum BR. Im BJV seit Oktober 1978.

Alois Knoller

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