Ausgabe 4 / 2013
Wir berichten, wie wir wollen!
Neun Monate vor einer Bundestagswahl, als deren Ergebnis eine Große Koalition aus Union und SPD gebildet wurde, schimpfte laut Münchner Merkur Noch-Bundes-kanzler Gerhard Schröder bei einem Umtrunk in der SPD-Zentrale, dass die Medien seine CDU-Mitbewerberin Angela Merkel bevorzugen würden: In Deutschland müssten Journalisten doch keine Angst haben, wenn sie etwas anderes schrieben, als die Verleger wollten. Das geschah in Berlin 2005. Schon 30 Jahre vorher in Bayreuth wurden im Wahlkampf Berichterstatter des Nordbayerischen Kuriers, an dem die SPD-Tochter ddvg beteiligt ist, unterschiedlich begrüßt. Bei der CSU mit: „Schreibt fei bloß die Wahrheit“, bei der SPD doppeldeutig mit: „Na, ihr werdet schon das Richtige schreiben“. Ja, wer Nachdenken scheut, steckt die Medien automatisch in Schubladen. Hauptsache, sie sind schuld. Nicht nur an der Wahlniederlage, sondern auch etwa am Rücktritt des Nicht-mehr-Dr. Karl-Theodor von Guttenberg, von Bundespräsident Christian Wulf, am Widerstand gegen Stuttgart 21, was laut Spiegel Online den FDP-MdB Joachim Günther hysterisch von einer links-grünen Hysterie-Berichterstattung geifern ließ. Am 15. September wird im Freistaat Bayern ein neuer Landtag gewählt, eine Woche später der Bundestag. Der BJVreport wollte wissen, wie die Medien sich auf den Wahlkampf vorbereiten, um dem nachträglichen Schimp-fen zu entgehen. Das Ergebnis einer kleinen Umfrage: Das ist den Medien egal. Früher pfiffen die Parteien und die Berichterstatter kamen: Heute pfeifen die Zeitungen auf die Politiker, die sich eh schon in den Social Media verirrt oder aufgerieben haben. Anschließend erklärt der frühere Stoiber-Manager Michael Spreng, was aus seiner Sicht beide Seiten falsch machen und auf Seite 53 im „Sagen Sie mal“ schüttelt der SPD-Kandidat Christian Nürnberger aus dem Nürnberger Land den Kopf über den Medienzirkus um die Spitzenkandidaten.
...weiterlesen im BJVreport 4 / 2013 Seite 12
von Michael Anger und Senta Krasser
Download:
BJV Report 4 / 2013 (pdf, 8MB)