Hinschauen, mitreden, zuhörenAusgabe 6/2017www.bjv.de / www.djv.dePressefoto 2017: Doktor der HerzenMedientage: Mentee auf der BühneDJV-Verbandstag: CharmeoffensiveFREItag: Tipps für den BerufsalltagEinblicke ins BetriebsratsbüroPressestellen A bis Z im BJVreportAb Seite 22 finden Sie die Einträge von Pressestellen aus den Bereichen Bildung/Wissenschaft (BW), Messen/Ausstellungen (MA), Finanzen (F), Versicherungen (V), Energie (E), Verkehr (VK), Unternehmen (U), Kammern (K), Verbände (VB), Soziales/Kirche (SK):AAFAG Messen und Ausstellungen (MA)AOK Bayern (V)AUDI (U)B/CBauindustrie Bayern/ Bayerischer Bauindustrieverband (VB)Bayerische Landesärztekammer (K)Bayerische Landeszahnärztekammer (K)Bayerischer Gemeindetag (VB)Bayerischer Jagdverband (VB)Bayerngas (E)Bayernhafen Gruppe (VK)Bayernwerk (E)BayWa (U)bbw Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (BW) Bischöfliche Aktion Adveniat (SK)BMW Group (U)DDIEHL Diehl Stiftung (U)DRÄXLMAIER Group (U)EErdgas Schwaben (E)E-T-A Elektrotechnische Apparate (U)FFlughafen München (VK)G/HGVB Genossenschaftsverband Bayern (F)Hanns-Seidel-Stiftung (BW)I/J/KInterhyp Gruppe (F)L/MLEONI (U) LEW Lechwerke (E)LMU Ludwig-Maximilians-Universität München (BW)NN-ERGIE (E)NÜRNBERGER Versicherungsgruppe (V)NürnbergMesse (MA)O/P/ROMV Deutschland (U)SSparkassenverband Bayern (F)StWN Städtische Werke Nürnberg (U)Süddeutscher Verband reisender Schausteller und Handelsleute (VB)swa Stadtwerke Augsburg Holding (E)T/UThüga (E)TÜV Rheinland (U)TUM Technische Universität München (BW)VVAG Verkehrs-Aktiengesellschaft (VK)VdK Bayern Sozialverband (SK)Versicherungskammer Bayern (V)VGN Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VK)Wwbg Nürnberg Immobilien (U)Dank auch den Sonderinserenten: • AOK• Akademie der Bayerischen Presse• Presse-Versorgung (Versorgungswerk der Presse) Die Rubrik „Pressestellen“ im BJVreport ist ein gern genutzter „Treffpunkt“ für Kammern, Verbände, Organisationen, Dienstleister und Unternehmen aus vielen Bereichen, die regelmäßige und fundierte Pressearbeit betreiben. Nutzen Sie diese Kontaktbörse, alle zwei Monate, ein ganzes Jahr lang für nur 1350,– EUR inkl. Gestaltung und zzgl. MwSt. Das Medienmagazin BJVreport erscheint 6 x jährlich, jeweils zur Monatsmitte im Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember • Anzeigenschluss vier Wochen vorher • Mediadaten unter www.bjv.de • Planung/Abwicklung: Mediasüd, Robert Macher, Telefon 0 91 81 / 29 99-477, Fax 0 91 81 / 29 99-479, robert.macher@mediasued.de Kontaktbörse „Pressestellen“ www.bjv.de facebook.com/bjvde twitter.com/bjvdeBJVreport 6/20173InhaltWichtiger denn je „Mehr Demokratie wagen“: Als Willi Brandt 1969 Bundeskanzler wird, gilt dieses Moto für ihn auch in der Wirtscha. 1976 ist das „Ge-setz über die Mitbestimmung der Arbeitneh-mer“ auf den Weg gebracht. Gut vier Jahr-zehnte danach gibt es in rund 26.000 deut-schen Unternehmen Betriebsräte mit 180.000 gewählten Vertretern. Deren Arbeit ist jedoch o alles andere als leicht. Gleichzeitig sind Be-triebsräte in einer immer komplexer werden-den Arbeitswelt wichtiger denn je. In unserer Titelstrecke schauen wir auf neue Herausfor-derungen – zum Beispiel auch im Konzernbetriebsrat. Ein Betriebsseel-sorger gibt Tipps zum Umgang mit Konikten und Stress. Wir blicken auf die Betriebsratswahlen 2018. Kandidaten erwünscht! Ab Seite 16„Ein Großer Teil der Fotograe ist Psychologie“, sagt Wolf Heider-Sa-wall, Gewinner des Wettbewerbs Pressefoto Bayern 2017. Im Interview spricht er über politische Fotograe und seinen Berufsalltag. Seite 6 Das Ausbildungsradio musste zum 1. September die UKW-Frequenz an Rockantenne abgeben, seither sendet a M94.5 nur noch im Kabel und Web – mit Ausnahme einer zweistündigen Sendung auf Rock-antenne via UKW. Auch am Ausbildungskonzept ändert sich einiges, wie der neue Programmleiter Klaus Kranewitter erzählt. Ab Seite 28Aileen Gonda will erreichen, dass der BJV in Zukun verstärkt bei jungen Leuten und in den Studiengängen wahrgenommen wird. Und das ist nur eines der Ziele der Vorsitzenden der BJV-Fachgruppe jun-ge Journalistinnen und Journalisten. Seite 42Michaela SchneiderLeitende RedakteurinFoto: Günter SchneiderKaleidoskop 4 Medienköpfe 5 Social Media auf Papier Verband 6 „Fotografie ist ein Moment“ Ein Gespräch mit Fotograf Wolf Heider-Sawall 7 Pressefoto Bayern und Unterfranken 2017 15 Standpunkt: Wütende Klicks und keine Diskussion Titel16 „Oft Kampf gegen Windmühlen“ Herausforderungen für Betriebsräte heute19 Supergremium ohne Superkräfte Konzernbetriebsräte und die Alternativen20 Betriebsratswahlen – so geht’s21 „Bleib gut drauf!“ Wie die Betriebsseelsorge Betriebsräte unterstützt 22 PressestellenMedienszene28 M94.5: Digital geht’s weiter29 Antrag Presseausweis 2018 Verband31 Solidarität ist kein Witz Auf ein Wort mit Michael Busch 32 Aus dem Verbandsleben34 Fit gemacht für die Zukunft Notizen vom FREItag der Fachgruppe freie Journalisten 36 Bayerische Charmeoffensive DJV-Verbandstag im unterfränkischen Würzburg38 „Ich will kein Oberlehrer sein“ Ein Mentor und sein Mentee inspirieren sich gegenseitig 39 Die Gallier schließen Frieden40 „Und dann kam Trump“ Der BJV bei den Münchner Medientagen 42 „Langweilige Vorträge gibt es im Studium genug“ Serie Innenleben: die Fachgruppe Junge und ihre Ideen Service44 Recht Neue Urteile zur Tätigkeit von Betriebsräten45 Rezensionen 46 Technik Datensicherheit: Wie sich Basisschutz erreichen lässt50 TermineZur Person51 Jubilare52 Nachrufe, ImpressumSagen Sie mal …53 „Beständigkeit kann nicht schaden“ Hansi Fischer muss Platz beim „Mittagsmagazin“ räumenUnser Titelbild Sie halten sich Augen, Ohren und Mund zu– die berühmten drei Aen aus Fernost. Wäh-rend sie dort sinnbildlich über das Schlechte weise hinwegsehen, wurde das Bild im Westen negativ umgedeutet und steht für mangelnde Zivilcourage, Passivität und Meinungslosig-keit. Warum aber immer alles gleich ins Nega-tive deuten? Unser Fotograf Matthias Becker ist bei der Gestaltung des BJVreport-Covers den umgekehrten Weg gegangen: Er lässt drei Kollegen lieber ganz ge-nau hinschauen, hinhören und lautstark mitreden im Unternehmen. Trotzdem machen wir– natürlich– kein Geheimnis daraus: Ein Be-triebsrätealltag kann hart und aufreibend sein, wie das Auaktbild zur Titelstrecke auf Seite 16 veranschaulicht. Matthias Becker schloss zu-nächst in Freiburg im Breisgau ein Studium der Forstwirtscha ab, arbeitete als wissenschalicher Mitarbeiter und absolvierte dann ein Bildvolontariat bei der Allgäuer Zeitung. Seither arbeitet er dort als Fo-tograf, zurzeit in der Bildredaktion im Haupthaus in Kempten. An der Pressefotograe fasziniert ihn, sich innerhalb kürzester Zeit auf neue Menschen, Umstände und Gegebenheiten einzustellen.Matthias BeckerSelfie: Matthias BeckerBJVreport 6/20174Medien-SzeneFerdos Foruda-stan (@10623) wird von Januar 2018 an die In-nenpolitik der Süddeutschen Zeitung leiten. Sie folgt auf Heri-bert Prantl, der beim Münchner Blatt ein neues Meinungsressort auauen soll. Bis März war Fo-rudastan Sprecherin von Bundes-präsident Joachim Gauck. Die studierte Politologin und Juristin, 1960 als Tochter einer Deutschen und eines Iraners in Freiburg im Breisgau geboren, arbeitete jour-nalistisch für verschiedene Medi-en (unter anderem taz, WDR) und ist eodor-Wol-Preisträ-gerin.Ulla Drewitz, 51, erst seit Januar Redaktionsleiterin der Bravo, wechselt, auf „persönlichen Wunsch“ zu Bauers Frauenmaga-zin Joy. Dort wird sie Vize von Nadine Nordmann, die wiederum bis Ende 2016 Bravo-Chen war. Drewitz’ Posten beim Jugendma-gazin übernimmt ihre bisherige Stellvertreterin Yvonne Hucken-holz, 37. Neue Bravo-Vize-Chen wird Claudia Lück, 53, bisher Edi-tor-at-Large.Thomas Ebe-ling, 58, und ProSiebenSat.1 werden von Februar 2018 an vorzeitig getrennte Wege gehen. Der Vorstandsvor-sitzende des Medienkonzerns, seit 2009 im Amt, hatte noch ei-nen Vertrag bis Mitte 2019, geriet aber zuletzt massiv in die Kritik wegen schlecht laufender Ge-schäe und fragwürdiger Äuße-rungen über das eigene TV-Pub-likum („ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm“). Conrad Albert (@conrad_albert), bisher Vorstand für External Aairs, wird Vize-Vorstandschef und soll die Kontinuität im Konzern nach Ebelings Abgang sichern.Timo Lokoschat (@Lokoschat) ist nach anderthalb Jahren beim Spiegel wieder auf dem Sprung. Der leitende Redakteur von Spiegel Daily hat gekündigt, um von Januar 2018 an in Berlin eine „neue Aufgabe“ zu über-nehmen. Laut Meedia könnte er das Team von Julian Reichelt bei Bild verstärken. Erst im August 2016 hatte Lokoschat die Chef-position bei der Münchner Abendzeitung aufgegeben, um in Hamburg die digitale Tageszei-tung des Spiegel aus der Taufe zu heben. Lara Fritzsche (@larafritzsche) ist für ihr Porträt der Autorin und Filmemacherin Helene Hege-mann mit dem „Michael- Althen-Preis für Kritik“ ausgezeichnet worden. Die gebürtige Kölnerin, Jahrgang 1984, arbeitet als Re-dakteurin beim SZMagazin, in dem der prämierte Text erschie-nen ist. FAZ und FAS vergaben den Preis zum sechsten Mal zu Ehren ihres verstorbenen Film-kritikers Michael Althen.Rudolf Thie-mann, Verleger der katholi-schen Libori-us-Gruppe (Bayerisches Sonntagsblatt) in vierter Generation, wurde ein-stimmig ins Amt des VDZ- Präsidenten gewählt. Die Wahl war notwendig, weil Vorgänger Stephan Holthoff-Pförtner in die NRW-Politik ging. iemann, 1955 in Hamm geboren, ist pro-movierter Jurist und VDZ-Vize seit 1997. Ebenfalls neu im Präsi-dium der zuletzt im Streit ge-schrumpen Zeitschrienverle-gerlobby: Burda-Vorstand Philipp Welte und Konradin-Ver-legerin Katja Kohlhammer.Dirk Grosse (@mfg1111) hat Sky Sport News HD mit unbekanntem Ziel verlassen. „Mr.Doppelpass“, wie der 49-Jährige wegen seiner langjährigen Tätigkeit als Redak-tionsleiter beim Sport1-Talk auch genannt wird, kam 2011 als Chef der Sport-Kommunikation zu Sky und verantwortete von 2015 an den Umbau des Pay-Senders zum frei empfangbaren Sportka-nal. Seine Aufgaben übernehmen vorläug Michael Pichler sowie Sport-Chefredakteur Burkhard Weber.Maximilian Sippenauer hat den „C. Bernd Sucher Preis für Nach-wuchskritiker“ erhalten, der im November in München zum ersten Mal verliehen wurde. Der Preis ist nach dem früheren e-aterkritiker der Süddeutschen Zeitung benannt und mit 3000 Euro dotiert. Sippenauer, 1987 in Roth geboren, studiert eater-, Film- und Fernsehkritik an der Bayerischen eaterakademie August Everding und schreibt frei für unter anderem Spex und SZ. Sibylle Haas ist seit November neue Teamleiterin der Landkreis-redaktion Bad Tölz-Wolfratshau-sen der Süddeutschen Zeitung. Die 56-Jährige kam 1999 zur SZ und arbeitete viele Jahre als Re-dakteurin in der Wirtschasre-daktion. Nach einem dreijähri-gen Ausug als freigestellte Betriebsrätin, davon zeitweise als Vorsitzende, kehrte sie im Mai 2017 in die Redaktion zurück.Nina Ruge (@NinaRugeLive) rollt den Roten Teppich für Prominente jetzt im Auf-trag des Münchner People-Magazins Bun-te aus. Seit November führt die frühere ZDF-Journalistin („leute heute“) „Das Bunte-Gespräch“, das wöchentlich als Podcast beim Amazon-Unternehmen Audible angeboten wird. Senta KrasserFotos: Paulus Ponizak, Vargas, Matthias Garvelmann, Boris Trenkel, Dirk BrunieckiWährend im Sommer 2016 fast alle Augen auf Donald Trump gerich-tet waren, schaute Mareike Kürschner (@KuerschnerM) nach Fernost. Die Nachwuchsreporterin, damals noch in der Ausbildung an der Axel Springer Akademie, nutzte einen Asien-Urlaub für Recherchen über den philippinischen Präsidenten Duterte, der gnadenlos Krieg gegen die Drogenbanden in seiner Inselrepublik führt. Kürschners Reportagedebüt („Einer von 7600“, bjvlink.de/kürschner), veröent-licht in der Welt am Sonntag, beeindruckte auch die Jury des Hel-mut-Stegmann-Preises. Markus Hack, Schatzmeister des BJV, der das Preisgeld stiet, überreichte der Gewinnerin beim Festakt in Mün-chen symbolisch den Scheck. Foto: Ulf FroitzheimBJVreport 6/20175Netz-SzeneGrusel und LobManchmal gruselt es einen regel-recht, wenn man sieht, was Me-dien online so raushauen. Ja, ich verwende diesen jargonhaen Begri hier bewusst. Gruselig war am 9. November eine Über-schri bei Focus Online: „No-vemberpogrom sehr gut besucht“ schrieben die Münchner Kolle-gen da. Stopp, genaugenommen waren es gar keine Journalisten, die das schrieben, denn es han-delte sich um eine Mitteilung ei-ner norddeutschen Stadt. Seit August können bei Focus Online Local von jedermann Nachrich-ten veröentlicht werden.„Über 1100 Städte und Kom mu-nen publizieren ihre Nachrichten sowie ihre Amtsblattmitteilungen bereits über Focus Online Local (…). Das sind im Monat mehr als 22.000 Meldungen“, erklärte die stellvertretende Chefredak-teurin Linda Hinz gegenüber dem Medienmagazin Meedia. Und eine dieser Meldungen sei mit einer „missverständlichen Überschri“ veröentlicht wor-den. Missverständlich für einige Menschen war indes wenige Tage zuvor auch die Schlagzeile „DFB sollte Kapitel Jones beenden– aber nicht, weil sie schwarz und lesbisch ist“, moniert Meedia und erwähnt, dass es „erst einen Shit-storm (benötigte), bevor die Re-daktion ihren Artikel abänderte und sich schließlich entschuldigt hat“ (bjvlink.de/focus17). Das Magazin sucht übrigens noch Mitstreiter, die Registrie-rung sei in wenigen Minuten er-ledigt: „Sie wollten schon immer mal Local-Reporter werden? Auf Focus Online Local haben Sie die Möglichkeit dazu.“ Von welt-fremden Dingen wie Qualikati-onen oder gar Bezahlung ist frei-lich nicht die Rede (bjvlink.de/focus-local). Bei Focus Online setzt man seit Jahren konsequent auf Reichweite und gute Quoten dasaltpapier.de, am besten als News letter abonnieren, Twitter: @altpapier.Die besten Online- Stories und mehrTrotz qualitativ sehr guter Ange-bote für Journalisten (zu nennen wären hier noch einige, etwa Turi2, DWDL, Übermedien) und einiger digitaler Werkzeuge ist es mitunter schwierig, alles Rele-vante auf dem Schirm zu haben, wir wollen uns ja nicht zu Tode informieren, wie Postman schon 1992 mahnte. Da tri es sich gut, wenn man auf ausgeruhtere, monatliche Formate zurückgrei-fen kann. Zum Beispiel auf den seit August angebotenen News-letter der Kollegin Sonja Kaute, @sonjakaute. Die in der Online- Redaktion der Oberpfalz Medien in Weiden tätige Diplom-Journa-listin berichtet über die vielfälti-gen Entwicklungen des Digital-journalismus. Die ersten drei Ausgaben mit den „besten On-line-Storys, Tool- und Lesetipps zum Medienwandel“ haben mich überzeugt: Gefällt mir! Abo un-ter: bjvlink.de/sonjakaute.auf Teufel komm raus, alles ande-re ist oenbar zweitrangig. Dass das Burda-Angebot immer wie-der für negative Schlagzeilen sorgt, wenn es um journalistische Fehlleistungen geht, oder „Dau-erkunde“ beim Deutschen Pres-serat ist, scheint bei Burda nie-manden zu stören. Bedenkenträger in Redaktion unerwünschtAuch im BJVreport berichteten wir mehrfach über diese Miss-stände (bjvlink.de/fol), unter an-derem im Beitrag „‚Bullshit im Sekundentakt’ gefällt bestens“. Im Herbst 2014 erklärte hier Chefre-dakteur Daniel Steil, dass ihm egal sei, was Medienjournalisten schreiben und dass er keine „Be-denkenträger“ in der Redaktion brauche. Wichtig sei es nur, dass man den Content mache, den die User lieben, begründete Steil sei-ne Mission. Eine publizistische Haltung, die sich zumindest auf dem Markt der Abrufzahlen be-währt hat– da spielt Focus On-line immer ganz oben mit. Leid tun dabei die Kollegen, die unter diesem Quotendiktat trotzdem noch versuchen, sauberen Jour-nalismus zu produzieren. Eini-gen Ex-Mitarbeitern ist es übri-gens peinlich, dass sie jemals für dieses Burda-Angebot gearbeitet haben. Ins Lamento des Untergangs des „Qualitätsjournalismus“ verelen im Sommer auch nicht die Hand-voll Autoren des Angebots Das Altpapier. Denn die bisherigen Die werktägliche Medienkolumne Das Altpapier ist zum MDR umgezogen. Screenshot: Thomas Mrazek, Bildrechte: COLLAGE MEDIEN360G/panthermedia/dpa/wdrDer AutorThomas Mrazek (@tmrazek) arbeitet als freier Jour-nalist und Dozent in München, er betreut die Netzaktivitäten des BJV; thomas-mrazek.de.Foto: Günter DistlerGezwitschertDie Klammern hinter einigen Namen sind die Twit-ter-Adressen der Kol-legen beziehungswei-se Medien. Bereits über 4700 Nutzer folgen übrigens dem BJV bei Twitter: @bjvde.Der BJV ist zudem täglichfür Sie im Netz: bjv.de,facebook.com/bjvde und am Freitag bjv.de/newsletter.Anbieter der werktäglichen Medi-enkolumne, das Gemeinschas-werk der Evangelischen Publizis-tik (GEP), teilte den Machern mit, dass es diese professionelle Me-dienschau fortan nicht mehr un-ter dem Dach der GEP geben werde. Die Kollegen fanden bin-nen weniger Wochen eine neue Heimat auf der Website des Mit-teldeutschen Rundfunks (MDR). Das Altpapier begleitet den Autor seit seinem Start im Jahr 2000 durch gute wie auch schlechte (Medien-)Zeiten. Da ich nicht in den Ruch eines Fanboys oder Lobhudlers verfallen möchte, sei Wikipedia zitiert: „Das Altpapier gibt einen kommentierenden und weiterführenden, o iro-nisch verspielten Überblick über die emen des Medienjourna-lismus.“ (bjvlink.de/altpapier). Kurzum: Das Altpapier ist ein sehr empfehlenswertes Angebot, um sich gut aber auch unterhal-tend, zuweilen mit Augen-zwinkern über die Medien ent-wicklungen zu informieren. Und keine Angst, die Kollegen berich-ten auch unter der Obhut des MDR weiterhin kritisch über den öentlich-rechtlichen Rund-funk. Dass man sich hier keine Blöße gibt, ist überlebenswichtig. Hier geht es zu Das Altpapier: BJVreport 6/20176VerbandKarl-eodor zu Guttenberg kehrt am 30. August 2017 in Kulmbach auf die politische Bühne zurück. Es ist der erste von mehreren Auritten für die CSU im Bundestagswahl-kampf. Über 1000 Menschen benden sich in der überhitzten Stadthalle, darunter auch der freie Münchner Fotograf Wolf Heider-Sawall. Er fotograert im Aurag von Bunte. Eines der Bilder, das dort entsteht, kürte die Jury des Wettbewerbs Pressefoto Bayern nun zum Pressefoto des Jahres 2017. Ein Gespräch mit dem 61-Jährigen über seine Arbeit und über politische Fotograe. Herzlichen Glückwunsch, Herr Heider-Sawall, zum Pressefoto Bayern 2017! Sie erzählen, Foto graeren war in Kulmbach gar nicht so einfach. Warum?Wolf Heider-Sawall: Danke! Das Medien-interesse war riesig, die Halle besetzt bis auf den letzten Platz – und es gab keine speziellen Plätze für Fotografen. Ich sollte für die Bunte Bilder von Guttenberg, seiner Frau, seinem Vater machen. Man kam kaum durch, musste sich durch die Menschenmenge zwängen. Aber das Pressefoto des Jahres ist doch erst spä-ter entstanden und zeigt Guttenberg auf der Bühne?Als ich die Bilder für Bunte gemacht hatte, bekam ich einen recht guten Platz relativ weit vorn und verfolgte das Treiben auf der Bühne. Ich hatte Guttenberg schon zigmal foto graert. Diesmal machte ich 560 Bilder. Guttenberg ist ein Zauberer auf der Bühne, nimmt die Menschen mit. Ich blieb – anders als viele andere Fotografen – bis zum Ende der Veranstaltung. Das war möglich, weil ich mit dem Redakteur vor Ort war, aber wahr-scheinlich wäre ich auch alleine geblieben. Man weiß ja nie, was noch passiert. Foto-grae ist ein Moment. Und davon gibt es tau-sende in zwei Stunden.Was denken Sie: Warum hat die Jury das Bild „Doktor der Herzen“ ausgezeichnet?Schwer zu sagen. Manchmal meint man als Fotograf, man hat ein tolles Foto gemacht, und bekommt dann kaum Resonanz. Ein an-deres Mal ist man selbst nicht recht zufrieden und bekommt jede Menge positive Rückmel-dung. Zum Wettbewerb hatte ich eine Serie mit fünf Bildern eingereicht und sehe das Foto eher im Kontext. Auf einem Bild jubeln die Leute und Guttenberg beschwichtigt. Auf einem anderen Bild faltet er die Hände, hält die Augen geschlossen und wirkt, als wolle er um Verzeihung bitten. Auf Bild drei hält er seine Rede, Bild vier ist das Gewinnerfoto und auf Bild fünf verlässt Guttenberg mit ei-nem Bier in der Hand die Bühne. Das Gewin-nerbild bietet viel Raum für Interpretation: Guttenberg hat es – oder auch ist – gescha im positiven wie negativen Sinne.Sie haben sich viele Jahre mit der politischen Fotograe auseinandergesetzt. Welche Aurä-ge sind Ihnen in besonderer Erinnerung geblie-ben?Natürlich mein erster politischer Termin. Diesen machte ich für eine Agentur im Jahr 1988. Franz Josef Strauß lag bereits in der Klinik in Regensburg, seine Kinder trafen ein, kurz bevor er starb. Was früher wohl an-ders war als heute: Man war an Politikern viel näher dran. Edmund Stoiber zum Beispiel habe ich zwölf Jahre lang fotograert und fast jede Reise mitgemacht. Aus meiner Sicht hat-te ich damals übrigens einen entscheidenden Knackpunkt erreicht, als er mich nicht mehr beobachtete. Dann erst kann man als Foto-graf richtig arbeiten – wenn der Fotograerte weiß, dass man ihn nicht lächerlich machen oder in die Pfanne hauen möchte. Das heißt: Politiker begegnen Fotografen bei uns mit Skepsis?Ich habe viele Amerikaner fotograert, diese sind viel lockerer und gehen an Journa-lismus und Pressefotograe unter dem Blick-winkel „besser schlechte als keine Nachrich-ten“ heran. Da ist man bei uns tatsächlich viel vorsichtiger. Prominente wissen, wie gefähr-lich Bilder für sie werden können. Einen Text vergisst man schneller, die Erinnerung an ein Foto bleibt. Unter den fast 1000 eingereichten Bildern be-fand sich beim Wettbewerb Pressefoto Bayern kein einziges Foto von Kanzlerkandidat Mar-tin Schulz. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?Allein von politischer Fotograe kann ein freier Fotograf heute nicht mehr leben. Re-daktionen schicken manchmal noch eigene Fotografen zu politischen Ereignissen, meist veröentlichen sie Bilder von Agenturen. An wen wollen Sie da Fotos von einer Veranstal-tung wie dem Guttenberg-Auritt noch ver-kaufen? Dadurch ist die politische Fotograe eintönig geworden. Früher versuchten Me-dien, ihre eigenen Motive zu nden, heute werden überall die gleichen Bilder gedruckt.Sie haben sich unter anderem auf Reportagen und die Porträtfotograe spezialisiert. Hier foto graeren Sie auch viele Prominente. Bei manchem Termin haben Sie nicht länger als zehn Minuten Zeit. Wie kann in so kurzer Zeit ein gutes Bild gelingen?Ein großer Teil der Fotograe ist Psycho-logie. Manche Menschen sind expressiv, an-dere zurückhaltend. Darauf muss man einge-hen. Es geht nicht um den Menschen hinter der Kamera, sondern um den davor. Man muss vorbereitet sein und klarmachen, was man möchte. Locations schaue ich mir vor-her an und mache Vorschläge. Ich habe zum Beispiel Edmund Stoiber einst auf eine Trep-pe der Staatskanzlei gesetzt. Das war eigent-lich ein No-Go, ein Ministerpräsident sitzt nicht auf der Treppe. Das Bild war toll. „Fotografie ist ein Moment“Ein Gespräch mit Wolf Heider-Sawall, Gewinner des Wettbewerbs Pressefoto Bayern 2017Von Michaela SchneiderBericht zur Preisverleihung im Landtag mit Ausstellungseröffnung unter www.bjv.de/pressefoto. Zudem auf der Website des BJV: der komplette Ausstellungskatalog.7BJVreport 6/2017Wolf Heider-Sawall holt den Gesamtsieg beim Wettbewerb Pressefoto Bayern 2017. Foto: Julie Sawall2017Pressefoto des Jahres 2017Wolf Heider-Sawall: Doktor der Herzen – Wahlkämpfer auf Zeit. Darauf haben seine Anhänger lange gewartet: Karl-Theodor zu Guttenberg, der Kulmbach einst als „Mitte seines Herzens“ bezeichnet hat, kehrt am 30. August 2017 in der dortigen Stadthalle auf die politische Bühne zurück. Es ist der erste von mehreren Auftritten für die CSU im Bundestagswahlkampf. Über 1000 Menschen kamen in die überhitzte Halle, um den „Doktor der Herzen“ zu sehen.Alle Texte von Maria Goblirsch.Bayerischer Journalisten-Verband e.V.BJVreport 6/20178Sieger Kategorie Bayern Land & Leute Sonderpreis Bayernwerk AG Günter Distler: Der Bierholer Zwei mehr gehen nimmer: Michael Sturm, Kellner aus Mühl-hausen, will am 20. August 2017 beim Jura-Volksfest in Neumarkt/ Oberpfalz den Weltrekord im Maßkrug-Tragen einstellen, der bei 26 vollen Krügen liegt. Sturm startet unter der Anfeuerung seiner Fans mit 28 Maß, bringt aber zwei davon nur leer ins Ziel.Sieger Kategorie Sport Sonderpreis Isarfoto Bothe Karl-Josef Hildenbrand: Abgehoben Der deutsche Skispringer Markus Eisenbichler bereitet sich unter der Großschanze auf den Wettbe-werb vor. Der Athlet beim Auf-wärmtraining mit seinem Betreuer am 1. März 2017 bei der Nordi-schen Ski-Weltmeisterschaft im finnischen Lahti.9BJVreport 6/2017Sieger Kategorie Kultur Sonderpreis DJV-Bildportal Sven Hoppe: Alice im Wunderland Nationaltheater München: Ksenia Ryzhkova tanzt und singt die Rolle der „Alice im Wunderland“. Auf-genommen am 31. März 2017 während einer Fotoprobe für das Ballett zur Musik von Joby Talbot unter der einfallsreichen Regie von Bob Crowley. Sieger Kategorie Tagesaktualität Sebastian Widmann: Erschöpfung Die Vorsitzende der CDU, Angela Merkel, und der Vorsitzende der CSU, Horst Seehofer, stellen sich am 6. Februar 2017 in der CSU-Landes leitung München nach der gemeinsamen Präsidiumssitzung den Fragen der Presse.Next >