< PreviousBJVreport 3/201830Wir im BJVOnline in eigener Hand„Welche Herausforderung stellt die Digitalisierung an die Kommunikation einer kommunalen Behörde?“ Dieser Frage ging die Fachgruppe Presse und Öffentlichkeitsarbeit des BJV nach – und war dafür zu Gast beim Presse und Informationsamt der Stadt Nürnberg. Dessen Leiter Siegfried Zelnhefer stellte die Aufgaben seines rund 30 Mitarbeiter umfassenden Teams vor. Diese reichen von klassischer Pressearbeit, Krisenkommunikation, der Erstellung von Printbroschüren („Nürnberg Heute“) oder Stadtmarketing bis hin zum Bürgerkontakt über die Vielzahl der sozialen Medien. Mehr dazu im Artikel von Volker Figura unter bjvlink.de/nuernberg.„Hausverbot ist Zensur“Wegen angeblich hetzerischer Berichterstattung hatte der AfDKreisverband der Süd-deutschen Zeitung ein Hausverbot erteilt – und sorgte damit weit über München hinaus für Aufsehen. Nicht nur, dass sich die Kollegen des Merkurs postwendend solidarisierten und erklärten, auch sie würden keine Veranstaltungen der AfD mehr besuchen. Auch wies das Landratsamt Erding öffentlich darauf hin, dass ein Hausverbot gegen das Bayerische Versammlungsgesetz verstoße und eine Zuwiderhandlung mit einem Bußgeld von bis zu 3000 Euro geahndet werden könne. Ebenso bezog der BJVVorsitzende Michael Busch deutlich Position: Bei einer öffentlichen Veranstaltung sei es elend, die Presse nach Gefallen auszuladen. Das widerspreche der Pressefreiheit und sei Zensur. (mic)Die Fotografie als Medium der Dokumen tation nehme in seinem Haus eine besondere Rolle ein, sagte Matthias Murko, Leiter des Nürnberger Museums Industriekultur bei der Eröffnung der Ausstellung „Pressefoto Bayern“. Thomas Geiger, Vorsitzender der Fachgruppe Bildjournalisten im BJV, warnte bei der Eröffnung davor, dass der fest angestellte Bildjournalist heute eine „aussterbende Spe„Journalist*innen mit Behinderung – bitte mehr davon“ heißt das Dossier, das der Deutsche JournalistenVerband und der gemeinnützige Verein Sozialhelden veröffentlichten. Geschrieben wurde der Ratgeber von DJVBildungsreferentin Eva Werner sowie Judyta Smykowski und Lilian Masuhr vom Portal Leidmedien.de des Vereins Sozialhelden e. V. Die Broschüre bietet jungen MenBitte mehr davon!DJV veröffentlicht mit Sozialhelden umfangreiches Dossierschen mit Behinderung Hilfe beim Einstieg in den Journalismus und soll dazu beitragen, Vorurteile bei Arbeitgebern abzubauen. Online ist sie unter www.djv.de/inklusion abrufbar. Zur Erinnerung: Auch der BJV hat seit Anfang 2018 mit Daniela Albrecht eine Behindertenbeauftragte. Zu erreichen ist sie per EMail unter albrecht@bjv.de. Mehr auch unter bjvlink.de/inklusion.Informationsfreiheit durch BJV-InitiativeDie BJVAktion zur Einführung von Informationsfreiheitssatzungen im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz ist erst einmal abgeschlossen: Nachdem auch die Stadt Neumarkt das Ortsrecht beschlossen hat, kommen nun rund 110.000 Bürger in 14 Gemeinden in den Genuss des Bürgerrechts. Aufgrund der BJVInitiative sind rund 13 Prozent der Ortssatzungen in Bayern beschlossen worden, teilt einer der Initiatoren, WolfDietrich Nahr, mit. Es dürfte bundesweit keine Region mit einer solchen Satzungsdichte geben. Mehr unter www.informationsfreiheit-neumarkt.de.zies“ sei. Scheide ein Kollege aus Altersgründen aus, so würde diese Planstelle meist nicht mehr besetzt. Auch die Fotohonorare seien seit Jahren nicht gestiegen. Als Nächstes macht die Tour der besten Pressefotos Bayerns Station in Regensburg, Kitzingen, Würzburg und Bad Füssing. Mehr unter bjvlink.de/pressefoto-n. Text und Foto: Maria GoblirschBildjournalist als „aussterbende Spezies“Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt … Von wegen der Vorstand widmet sich ausschließlich der eigenen Klausurtagung in Veitshöchheim, den eigenen Diskussionsveranstaltungen zum Polizeiaufgabengesetz und zur Pressefreiheit in Europa, der JurySitzung für den Pressefreiheitspreis im BJV. Von wegen er konzentriert sich auf die Pressefotoeröffnung in Nürnberg und die üblichen Reaktionen auf fotografierende Der Vorstand unterwegsEinsatzkräfte oder auf die von der Polizei München zur Verfügung gestellten Audio Dateien. Das war zwar alles nicht nebenbei abgearbeitet. Aber angesichts der Tarif aus einan der setzung der Tageszeitungsredakteure waren es willkommene Abwechslungen zur Planung und Durchführung der Streikaktionen, in die der geschäftsführende Vorstand massiv eingebunden war. Michael BuschBJVreport 3/201831Wir im BJVvergewisserung dienen. Als Mentor habe ich so über Dinge nachgedacht wie: Was habe ich eigentlich die letzten Jahre gemacht? Was kann ich empfehlen und was nicht? Die Chemie zwischen Mentor und Mentee muss stimmen. Hat das bei Ihnen von Anfang an gepasst?Radlmaier: Ich kannte Peter schon aus einem Seminar der Akademie der Bayerischen Presse. Ich war damals Teilnehmer, er abpDozent. Und auch beim Mentoring waren wir von Anfang an auf einer Wellenlänge. Wir haben uns zu Pizza und Bier verabredet, die Treffen waren ganz entspannt. Gaide: Mir war wichtig zu verstehen, wie Thomas tickt. Es wäre kein Mentoring, wenn ich gesagt hätte: Mach es wie ich. Ich wollte keine altväterlichen Ratschläge geben und sah mich eher als Coach.Worüber haben Sie gesprochen?Gaide: Ziel des Mentorings war ja zunächst, den Schritt in die Selbstständigkeit vorzubereiten. Und dabei ging es um sehr konkrete Fragen: Wie beantragt man den Gründungszuschuss? Wie kommt man in die Künstlersozialkasse? Wie knüpft man Kontakte zu Redaktionen?Und dann, Herr Radlmaier, kam al-les anders …Radlmaier: So ist es. Ich hatte schon den Gründungszuschuss bei der Agentur für Arbeit beantragt und eine „feste freie Stelle“ bei der SZ. Dann machte der Münchner Merkur mir plötzlich das Angebot, in Festanstellung als Reporter im Landkreis München zu arbeiten ohne Produktionsaufgaben. Das war genau das, was ich machen wollte.Bloß keine altväterlichen RatschlägeEin Jahr lang begleitete der freie Journalist Peter Gaide den 30-jährigen Thomas Radlmaier als Mentor im Rahmen des Tandemprogramms des BJVVon Michaela SchneiderKlar würde er das MentoringProgramm des BJV weiterempfehlen, hat er sogar schon, sagt Thomas Radlmaier. Der 30jährige Redakteur war einer der Teilnehmer der achten MentoringRunde, die im April zu Ende ging. Die zwölf Monate waren für ihn ereignisreich. Als er schon die Selbstständigkeit vorbereitete, machte ihm der Münchner Merkur ein Angebot, das er nicht ausschlagen wollte. Ab Juni wird Radlmaier als Redakteur bei der SZ in Dachau arbeiten. Bei allen Veränderungen war er froh, mit dem freien Journalisten Peter Gaide als Mentor „jemanden vom Fach zu haben, der den Blick von außen hat“. Der 47Jährige leitete unter anderem das Online Newsdesk eines Münchner Fachverlags, konzipierte und führte das Magazin Automotive Agenda. Seine Artikel finden sich in der Süd-deutschen Zeitung, der Frankfurter Rund-schau, bei brand eins oder Die ZEIT. Herr Radlmaier, als Sie sich auf das Mentoring beim BJV beworben haben, waren Sie mit Ihrer Anstellung beim Münchner Merkur in Fürstenfeldbruck nicht glücklich. Warum?Thomas Radlmaier: Ich arbeitete in der Lokalredaktion, musste ganz viel redigieren und organisatorische Arbeiten erledigen und kam selbst kaum zum Schreiben. Also wollte ich mich selbstständig machen, sagte mir aber: Dafür brauche ich unbedingt Hilfe, weil ich vom Thema Freiberuflichkeit keine Ahnung habe. Dann stieß ich auf das BJVMentoring. Der Zeitpunkt war perfekt, das Mentoring startete im April, Ende des Jahres lief mein Vertrag aus. Das heißt, ich hatte mehr als ein halbes Jahr Vorbereitungszeit. Herr Gaide, Sie sind zum ersten Mal Mentor beim BJV. Warum haben Sie mitgemacht?Peter Gaide: Als ich so alt war wie Thomas, wusste ich selbst viele Dinge nicht. Ich denke, es ist hilfreich für junge Journalisten, von älteren Kollegen Erfahrungswerte mitgeteilt zu bekommen. Und ich glaube auch, das Tandemprogramm kann der eigenen SelbstDamit war die Zielsetzung „Selbstständigkeit“ im Mentoring passé, oder?Radlmaier: Nein, eigentlich nicht, es handelte sich um eine Teilzeitstelle. Ich arbeitete drei Tage für den Merkur in Anstellung. An zwei Tagen hatte ich Zeit für andere Geschichten. Und hier überlegten wir nun zum Beispiel, wie und wo ich außerhalb des Mer-kurUniversums Artikel veröffentlichen kann. Im Rückblick: Was nehmen Sie jeweils für sich mit aus dem Mentoring?Gaide: Auch FCBayernFans sind gute Journalisten (lacht) … Vielleicht habe ich einmal mehr noch gesehen, wie wichtig es ist, als Freier mutig zu sein und die Dinge weiterzuverfolgen, die besonders interessieren. Und noch ein Wort zum Thema „Rückblick“: Für mich ist das Mentoring kein abgeschlossenes Ding. Ich hoffe, dass wir weiter in Kontakt bleiben und Thomas sich auch künftig bei mir meldet, wenn er Fragen hat. Radlmaier: Ich habe vor allem gelernt, wie man als Freier an Arbeitgeber herankommt. Ab Juni werde ich nun zwar in Vollzeit und Festanstellung für die SZ in Dachau arbeiten. Aber man weiß nie, was noch so kommt im Berufsleben. Mehr zur achten Mentoring-Runde des BJV unter bjvlink.de/mentoring18 Tandem aus Mentee und Mentor: Thomas Radlmaier (links) und Peter Gaide. Foto: Maria GoblirschBJVreport 3/201832Wir im BJVAuf dem langen Tisch im Nürnberger CaritasPirckheimerHaus stapeln sich die Zeitungen der Montagsausgabe vom 23. April 2018. Es ist der Tag des Urheberrechts und Stichtag für die DJVAktion „Fotografen haben Namen“, bei der bundesweit die Richtigkeit der Fotovermerke geprüft wird. Die Fotografen James Albright, Thomas Geiger, Stefan Hippel und Daniel Karmann notieren auf Strichlisten die Zahl der richtigen und falschen Bildvermerke, insgesamt 2657 aus 25 bayerischen Zeitungen, die noch über eine eigenständige Redaktion verfügen. Eine neue Regel für die Auswertung macht die Sache in dieser Runde spannend: Zum ersten Mal gelten Sammelvermerke als falsch, wenn sich die FotografenNamen nicht eindeutig bestimmten Bildern zuordnen lassen.Das sorgt für eine rasante Talfahrt in der Bewertung für die Boulevardpresse, die häufig solche Sammelvermerke auf ihren Bilderseiten einsetzt. So rutschte etwa die Bild München/Bild City vom Platz 6 im letzten Jahr ganz ans Ende der Tabelle auf Rang 25 ab. Nicht viel besser ging es BILD Nürnberg, die zehn Plätze einbüßte und 2018 auf dem 19. Platz rangiert. Die Auswertung der Tageszeitungen zeigt in diesem Jahr einige Überraschungen. Einzelne Titel verbessern sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich, andere rutschen um etliche Plätze nach unten. Insgesamt ist ein leichter Trend zum Besseren zu erkennen, das Fazit aber bleibt ernüchternd: Jeder zweite Bildvermerk in den bayerischen Blättern ist falsch, weil der Name des Fotografen nicht richtig genannt wird. Mit 50,5 Prozent Richtigen fällt das Ergebnis der Stichprobe nur wenig besser aus als 2017 (45,8 Prozent). Die Namensnennung im Fotovermerk ist keineswegs in das Belieben eines Redakteurs oder des Verlagsleiters gestellt. In Paragraf 13 Urheberrechtsgesetz heißt es dazu: „Der Urheber hat das Recht auf Anerkennung seiner Urheberschaft am Werk.“ Dieses Recht darf auch nicht durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) oder individuelle Verträge mit dem Fotografen abgeändert werden. Ebenso wenig können Verträge zwischen Agentur und Fotografen einen direkten Anspruch des Bildjournalisten gegen die Zeitung ausschließen, die ein solches Agenturfoto veröffentlicht. Als Faustregel gilt: Es muss mindestens der UrheberFamilienname genannt sein.Fränkische Landeszeitung ist Tabellenführer Werden die eigenen Fotografen im regionalen Sport oder im Lokalteil noch häufig genannt, sucht man in Politik, Buntem oder im Feuilleton oft vergeblich nach Namen. Kennen Sie den Fotografen mit dem Kürzel „fkn“? Dessen Foto kostet nichts, ebenso wie Kollege „oh“ – ohne Honorar. Diese vermeintlichen Hinweise an die Buchhaltung genügen rechtlich ebenso wenig wie die bloße Nennung einer Nachrichten oder Bildagentur, eines Verlags oder eines Unternehmens, das die Nutzungsrechte innehat (zum Beispiel Foto: dpa, Foto: BMW, Foto: SZ). Auch bei Bildern, die Behörden oder Einrichtungen wie Polizei oder Feuerwehr zur Verfügung stellen, muss zusätzlich der Name des Fotografen genannt werden. Dies gilt ebenso für PorträtFotos des Autors bei Editorials oder für Filmhinweise in Programm Über sichten (TV, Radio, Kino). Welche Zeitung hat es nun in der BJVAuswertung 2018 nach ganz oben geschafft? In der Rangliste der Aktion „Fotografen haben Namen“ steht die Fränkische Landeszeitung (FLZ) aus Ansbach mit 77,2 Prozent Richtigen auf Platz 1 (2017: Rang 8) gefolgt von den Nürnberger Nachrichten, die sich um drei Plätze verbessern konnten. Diese beiden Blätter hätten sogar ein Topergebnis von über 90 Prozent geschafft, wenn sie nicht in einer Grafik auf der Politikseite 16 kleine Fotos ohne Fotovermerk veröffentlicht hätten. Diese „SPDKöpfe“ zogen auch den Vorjahressieger Donaukurier in der Wertung nach unten, der mit 74 richtigen Vermerken bei insgesamt 122 Fotos in diesem Jahr nur Rang 12 belegt. Zu den Besten der Wertung 2018 zählt auch das Aschaffenburger Main-Rasante Talfahrt für Bild MünchenÜber 2600 Fotovermerke bayerischer Blätter im BJV-Check: Nur jeder zweite trägt den Namen des FotografenVon Maria GoblirschStrenge Prüfer in eigener Sache: Die Fotografen (von links) Daniel Karmann, Stefan Hippel, Thomas Geiger und James Albright. Foto: Maria GoblirschBJVreport 3/201833Wir im BJVEcho auf Platz 3. Wegen der fehlenden Fotovermerke in einer Vereinsbeilage hatte das Blatt im Vorjahr nur Rang 18 erreicht. Auchdie Mittelbayerische Zeitung ausRegens-burg hat sich stark verbessert ndu belegt nunmit 103 richtigen Vermerken bei 151 Fotos den sechsten Platz (2017: Rang 24). Im Tabellenkeller zu finden sind auch in diesem Jahr wieder die Abendzeitung und die tz aus München, die Fußball Bild und das Straubin-ger Tagblatt. Die vom BJV erhobenen Daten fließen in die DJV Auswertung ein. Dann wird sich zeigen, wie die bayerischen Zeitungen im bundesweiten Vergleich abschneiden. Woran der laxe Umgang mit den Fotovermerken liegt, lässt sich anhand der Stichprobe nicht feststellen. Oft ist es der Zeitdruck, wenn vor Redaktionsschluss schnell noch eine Meldung mit Foto ins Blatt soll und der Fotograf nicht bekannt ist. Mitunter verlangen Institutionen, dass die Fotografen ihren Namen nicht angeben, um selbst als Quelle zu erscheinen. Und dann gibt es noch die Bilder aus Privatbesitz oder dem Archiv, wo sich der Name nicht mehr feststellen lässt. Die dürften dann nicht veröffentlicht werden. Fest steht: Wenn die Redaktionen beim Fotovermerk Fehler machen, kann dies empfindliche finanzielle Folgen nach sich ziehen. Denn ein Bildjournalist, dessen Foto ohne seinen Namen veröffentlicht wurde, kann Schadenersatz verlangen. Nach der Rechtsprechung in Höhe von 100 Prozent des für die jeweilige Nutzung angemessenen Honorars. BJV-Check „Fotografen haben Namen“ 2018:Name der ZeitungFotos gesamtrichtige Nennungfalsche NennungRichtige 2018 in %Richtige 2017 in %Rang 20171Fränkische Landeszeitung 114882677,254,982Nürnberger Nachrichten 105782774,355,753Main-Echo 78572173,138,9184Main-Post 70492170,065,135Süddeutsche Zeitung 133934069,967,726Mittelbayerische Zeitung1511034868,231,1247Welt kompakt München 44301468,264,348Nürnberger Zeitung88592967,042,5169Die Welt München34221264,753,61010Frankenpost80493161,334,22111Nordbayerischer Kurier98613762,238,81912Donaukurier 122744860,771,2113Passauer Neue Presse1761027458,051,81114Augsburger Allgemeine 91523957,151,11215Fränkischer Tag68383055,955,0716Der Neue Tag Weiden89464351,717,72517Allgäuer Zeitung108505846,350,01318Münchner Merkur111407136,044,11519Bild Nürnberg123438035,053,7920Oberbayerisches Volksblatt97326533,046,01421Abendzeitung München117387932,533,12222TZ München1584611229,129,62523Fußball Bild103247923,337,72024Straubinger Tagblatt1383210623,231,32325Bild München/Bild City1613712423,055,2626571343131450,545,8Jeweils Stichprobe von Montag, 23. April 2018. Bewertet wurden nur Vollredaktionen.BJVreport 3/201834Wir im BJVUnter dem Titel „Rasender Stillstand – Feminismus zwischen Hype und Stagnation“ fand die DJVJournalistinnenkonferenz „Frau Macht Medien“ Mitte April in München statt. Die Teilnehmerinnen diskutierten über den Arbeitsalltag für Journalistinnen in deutschen Medienhäusern und nutzten die Konferenz zum Austausch und zum Netzwerken. Drei Projekte zeigten vor Ort, dass Feminismus mehr ist als nur ein Hype. Alle stehen unter einem Motto: Von Frauen, über Frauen.Frauen verändern WirtschaftAndrea Rexer kennt ihn, den Vorwurf, die Süddeutsche Zeitung sei ein „fürchterlicher Männerhaufen“. Eine Antwort darauf stellt sie auf der Journalistinnenkonferenz vor: Plan W, ein Magazin, das von Frauen in der Wirtschaft handelt. Viermal im Jahr liegt das Magazin der Samstagsausgabe der SZ bei, jedes Mal mit einem Themenschwerpunkt. Mittlerweile ist das Plan-WUniversum um einen Podcast, einen wöchentlichen Newsletter und eine große Community, online und offline, gewachsen.Es sei 2015 eine Guerillaaktion im SZHoch haus gewesen, erzählt Redaktionsleiterin Rexer (Anmerkung: zwischenzeitlich hat sie ihren Wechsel von der SZ zum Handels-blatt bekannt gegeben). Das Projekt Plan W sei nicht von der Chefredaktion initiiert worden, sondern von Frauen aus dem Verlag. „Die Männer gingen am Anfang mit der Einstellung ran: ‚Das wird schon wieder weggehen‘“, sagt Rexer. Doch von Weggehen keine Spur, pünktlich zur Journalistinnenkonferenz am 14. April erschien die elfte Ausgabe des FrauenWirtschaftsmagazins. Im aktuellen Heft geht es um Emotionen. Weit weg vom Thema Wirtschaft? Ganz und gar nicht. Im Heft: Ein Interview mit Sheryl Sandberg, Geschäfts führerin bei Facebook. Es geht um persönliche Krisen, aber auch Unternehmenskrisen. In vorherigen Ausgaben: Porträts und Interviews mit Größen wie Christine Lagarde oder Ursula von der Leyen. Die Plan-WMacherinnen greifen auf das gute Netzwerk der SZ zurück.Plan W zeigt Frauen in der Wirtschaft und verändert so die Wirtschaft, so die Vision von Redaktionsleiterin Andrea Rexer. Das W – es kann für weiblich stehen, für Wirtschaft und auch für Wandel. Plan W will in das traditionelle, meist männlich dominierte Mediensystem hineinwirken. Auch auf die Leser und Leserinnen sollen die Inhalte wirken: „Wir glauben an das Motto ‚seeing is believing‘“, sagt Rexer. „Je mehr Frauen wir zeigen, desto mehr ermutigen wir andere Frauen, es ihnen nachzumachen.“Salonreifes ComebackEin anderes Blatt ermutigte schon vor fast hundert Jahren Frauen zum Aufbruch. Auf der Website von Die Dame heißt es, die Zeitschrift sei „ein gedruckter Salon“. Salonherrin war für Ausgabe drei des von Axel Springer neu aufgelegten Hefts Silke Burmester. Für die Kolumnistin, Journalistin und Buchautorin war die Redaktionsleitung eine inhaltliche Entscheidung, wie sie sagt. Burmester schwärmt von den Anfängen der Dame, die erstmals 1912 im Ullstein Verlag erschien. Eine Illustrierte, die es während der ersten Emanzipationsbewegung in den Zwanzigerjahren verstand, den Zeitgeist einzufangen. „Das Heft hat die Haltung der modernen Frau unglaublich gut abgebildet“, sagt Burmester. Schon damals sei über Abtreibung geschrieben worden, über die Liebe zu dritt. Im Nationalsozialismus zu einer konservativen Frauenzeitschrift entwickelt, wurde Die Dame bald eingestellt, der Ullstein Verlag später von Springer gekauft. Vor zwei Jahren bemerkte man, dass der Verlag die Rechte an Die Dame hatte.Die Neuauflage, herausgegeben vom Berliner Kunstsammler Christian Boros, sollte die Fortsetzung dieser Geschichte sein, eine Brücke in die Zwanzigerjahre. „Ein anspruchsvolles Frauenblatt, kunst und literaturaffin“, betont Silke Burmester. Sie ging ihre neue Aufgabe mit einem besonderen Anspruch an: Das Heft sollte ausschließlich von Frauen gemacht werden und von Frauen handeln, nur um einen männlichen Autor sei Burmester nicht herumgekommen.Das Heft ist designlastig, edel, viele Weißräume. Eben wie ein Salon. Aufwendige Modestrecken charakterisieren die Seiten, dazu Von wegen StillstandJournalistinnen trafen sich zur DJV-Konferenz „Frau Macht Medien“ in MünchenVon Laura KrzikallaDrei Kolleginnen zeigen mit ihren Projekten, dass Feminismus mehr ist als nur ein Hype: (von links) Silke Burmester, Pauline Tillmann und Andrea Rexer. Foto: Laura KrzikallaBJVreport 3/201835Wir im BJVInterviews mit Frauen, die heute wichtig sind: der Sängerin und Schauspielerin Janelle Monae, der Intellektuellen Siri Hustvedt. Immer mit einem Hauch Zwanzigerjahre: Zu Beginn der rund 200 Seiten schreiben aktuelle Autorinnen mit aktuellem Bezug über Themen von damals. Eine fordert in einem Essay die Wiederbelebung des Erfrischungstuchs, daneben ein illustriertes Cover der Dame von 1926. Eine andere schreibt über den ersten Weltkrieg, es folgt eine Liebeserklärung an das Freibad. Immer bebildert mit Illustrationen aus den ersten Ausgaben. Die Dame will aber kein Festhalten an Vergangenem sein, sondern die moderne Frau abbilden. „Es ist unglaublich, was damals schon Thema war“, sagt Burmester. „Wir sind auch nicht moderner als vor 90 Jahren.“Porträts aus der ganzen WeltWährend Die Dame auf eine jahrzehntelange Historie zurückblicken kann, steht Pauline Tillmann noch ganz am Anfang. Sie ist Gründerin eines Startups. „Bei einem Startup „Die Männer gingen am Anfang mit der Einstellung ran: ‚Das wird schon wieder weggehen‘.“Andrea Rexer, (noch) Redaktionsleiterin von Plan W In der Königsdisziplin Reportage schaffte es Christoph Urban (mit Blumenstrauß) auf den ersten Platz. Laudator Detlef Esslinger (links, mit Seite-3-Chef Alexander Gorkow von der Süddeutschen Zeitung) gratulierte. Foto: Marcus Schlafist es ja so, am Anfang hat man ein Problem. Mein Problem ist: In deutschen Medien wird fünfmal mehr über Männer als über Frauen berichtet.“ Pauline Tillmanns Lösung: ihre Plattform Dei-ne Korrespon-dentin. „Wir berichten nur über Frauen und wollen damit ihre Sichtbarkeit erhöhen.“ Immer mittwochs erscheint auf der Homepage www.deine-korresponden-tin.de eine große Geschichte, oft Porträts – von Frauen aus der ganzen Welt.Ein Team von zehn Korrespondentinnen weltweit ist für die Beiträge verantwortlich, sie berichten aus Israel, aus Uganda, aus Chile. Gründerin Pauline Tillmann hat selbst vier Jahre als Korrespondentin aus Sankt Petersburg berichtet. Momentan finanziert sich Deine Korres-pondentin über Spenden. Die Redaktion verkauft Geschichten außerdem an Regionalzeitungen, das klappe aber nicht immer, sagt Tillmann. 95 Prozent aller Chefredakteure von deutschen Regionalzeitungen seien laut einer Erhebung von Pro Quote Männer. „Das ist auch für uns ein Problem. Die verstehen nicht, warum sie ein Porträt über eine argentinische Umweltaktivistin bringen sollen, die seit 20 Jahren gegen Monsanto kämpft.“ Auf der Website findet sich außerdem ein Porträt über die schnellste Skifahrerin Afghanistans. Eine andere Korrespondentin spricht mit einer ägyptischen Filmemacherin über Frauenrechte in Ägypten. „Es gibt viele Frauen, die es wert sind, porträtiert zu werden“, sagt Pauline Tillmann.Mehr über die Journalistinnenkonferenz „Frau Macht Medien“ auf der Website des BJV: bjvlink.de/frauenWo die Freude regiertDie ABP verlieh ihre Journalistenpreise 2018Ausnahmezustand15. Georg-Schreiber-MedienpreisRund zweihundert Texte sind im Vorjahr in den Kursen an der Akademie der Bayerischen Presse entstanden – einer davon hat es der Jury der ABPJournalistenpreise ganz besonders angetan: Christoph Urban, Sieger in der Kategorie Reportage, verbrachte als stiller Beobachter einen Abend bei den Anonymen Alkoholikern. Die Geschichten von Erfolg und Scheitern, die Urban dort hörte, verarbeitete er in dem Text „Wo der Alkohol regiert“. Das Straubinger Tagblatt druckte die beeindruckende Reportage im vorigen Juni (bjvlink.de/urban). JuryMitglied Detlef Ess-linger lobte, wie Urban konsequent die Perspektive der anwesenden Anonymen Alkoholiker einnahm. Den Multimediapreis der ABP gewann Max Frehner, OnlineVolontär der Deutschen Handwerks Zeitung, für sein witziges NutzwertDossier „Sommer im Dachgeschoss: Tipps gegen Hitze“ (bjvlink.de/freh-ner). Auf Platz zwei schaffte es Johannes Kink mit dem Beitrag „Es gibt Sachen, die man nicht vergessen kann“ über Soldaten im Auslandseinsatz (bjvlink.de/kink). Dritte wurde Corinna Schug mit dem Artikel „GinRezepte: Die beliebtesten Drinks deutscher Großstädter“ (bjvlink.de/schug).In der Kategorie Feature überzeugte der Text „Honig vom Balkon“ von Juliane Dölitzsch, die in der Pressestelle der Uni Jena volontiert. Weitere Preisträger: Caroline Hen-nemann mit dem Text „Mia san Bier – steht sich Bayern selbst im Weg?“ und Bernd Kei-del mit „Allerhöchste Eisenbahn“. (krs)Zum 15. Mal hat die AOK Bayern den Dr.GeorgSchreiberMedienpreis in Höhe von 30.500 Euro an Nachwuchsjournalisten in Bayern verliehen. Erster Preisträger in der Kategorie Print wurde Johannes Böhme für die Reportage „Sorgenkinder“ (SZ Magazin). Der zweite Preis ging an SteffiBrand für ihre Serie „Unser Essen“ in der Augsburger Allge-meinen. Platz drei belegte Katharina Eichinger mit der Reportage „Organspende – banges Warten zwischen Tod und Hoffnung“ (Mittel-bayerische Zeitung). Den bundesweiten Sonderpreis ohne Altersbegrenzung sicherte sich Moritz Aisslinger für den Beitrag „Kann er Gedanken lesen?“ (Die Zeit). Den Fernsehpreis erhielt Ralf Fischer („Trisomie 21 – wer überlebt die Diagnostik?“), den Hörfunkpreis Niklas Schenk („Die doppelte Krise – Junge Erwachsene mit Krebs“), beides BRProduktionen. In der Kategorie Online machten Eva Anna Achinger und Alexander Krützfeldt das Rennen mit ihrer für SZ, BR und Correctiv entstandenen MultimediaReportage „Ausnahmezustand in deutschen Gefängnissen“. Insgesamt hatten sich rund 200 Autoren mit 230 Beiträgen beworben. (krs)BJVreport 3/201836Wir im BJV„Wir haben noch nicht fertig – plus 4,5 Prozent“: Rund 500 Journalisten aus Bayern und Baden-Württemberg versammelten sich unter diesem Motto Ende April zur zentralen Kundgebung am Münchner Max-Joseph-Platz. Die Protestaktion bildete den Höhepunkt eines dreitägigen Warnstreiks. Foto: Sachelle BabbarGeiz ist geil, scheint mancher Verleger zu den-ken. Foto: Sachelle BabbarHöchste Zeit nach Jahren des Reallohnverlusts endlich mal wieder ein echtes Plus auf den Gehalts-zetteln zu finden, fordern die Redakteure des Main-Echos in Aschaffenburg. Foto: Sabine DreherDeutliches Zeichen für die Demokratie: die hohe Streikbeteiligung. Redakteure folgender Häuser gingen in Bayern in den Ausstand: Augsburger Allgemeine, Süddeutsche Zeitung, Münchner Merkur mit Außenredaktionen, tz, Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung, Allgäuer Zeitung, Der Neue Tag, Oberbayerisches Volksblatt Rosenheim, Fränkische Landeszeitung, Frankenpost Hof und Main-Echo. Redakteure der Würzburger Main Post – der Verlag hat einen Haustarif – gingen in den Solidaritätsstreik. Foto: Sachelle Babbar„Wenn die Verleger nachdächten, so müssten sie zugeben, dass sie ihr Geld mit unserer Ar-beitskraft machen. Sie können nicht ohne uns“, kritisierte der BJV-Vorsitzende Michael Busch die fehlende Wertschätzung für die Arbeit der Zeitungsredakteure. Foto: Sachelle BabbarBJVreport 3/201837Wir im BJVSeit Ende Januar ringen die Gewerkschaften BJV und Verdi in Tarifverhandlungen um mehr Geld für rund 13.000 Tageszeitungsjournalisten in Deutschland. Die Anfangsforderung: 4,5 Prozent mehr Geld. Selbst in der fünften Verhandlungsrunde Ende April war die Verlegerseite nicht bereit, den Redaktionen echte Reallohnsteigerungen anzubieten. Nach zwölf Stunden wurde auch die fünfte Runde ergebnislos abgebrochen. Zum ersten Mal als Mitglied der Tarifkommission bei Tarifverhandlungen dabei ist Wolfgang Grebenhof, stellvertretender DJVVorsitzender und Redakteur bei der Fränkischen Landes-zeitung. Im Interview schildert er seine Eindrücke. Wer sitzt sich bei Tarifverhandlungen gegen-über? Wolfgang Grebenhof: In der großen Runde sind plus/minus zehn Leute vom BDZV dabei und jeweils plus/minus zehn Vertreter beider Gewerkschaften, also von BJV und Verdi. Diese beiden Parteien sitzen sich gegenüber – und mit „gegenüber“ meine ich auch die Sitzordnung. Das heißt, wir sprechen von einer sichtbaren Konfrontationssituation. Auf unserer Seite sitzen Journalisten, Praktiker aus den Redaktionen, auch Freie. Auf der BDZVSeite dagegen haben wir es nicht mit Verlegern im klassischen Sinn zu tun, die tatsächlich Herausgeberblut in den Adern haben. Das ist eines der Grundprobleme.Wenn nicht die Verleger selbst: Wer verhandelt für den BDZV?Da sitzen Funktionäre der Verbände, Rechtsanwälte oder Personalchefs. Ein einziger in der Runde, Tilmann Distelbarth als Geschäftsführer, Verleger und Herausgeber der Heilbronner Stimme, hat schon einmal Redaktionsluft geschnuppert. Das macht es unheimlich schwer, mit journalistischem Ethos zu argumentieren, mit unserem Berufsbild, mit veränderten Arbeitsbedingungen in Redaktionen. Uns gegenüber sitzen reine Zahlenmenschen, die die klare Vorgabe haben: Wir wollen so billig wie möglich aus der Nummer herauskommen. Hat sich das Verhandlungsklima verändert?Unser Verhandlungsführer Kajo Döring sagt, das Klima habe sich verändert weg von einer Tarifpartnerschaft hin zu einer Gegnerschaft. Man geht nicht mehr in die Verhandlungen rein mit dem Ziel: Wir brauchen einen tragfähigen Kompromiss. Es geht nur noch darum: Wer verlässt die Verhandlungen als Sieger? Wir können erzählen, was wir wollen, es wird auf der Gegenseite immer die gleiche Schallplatte aufgelegt von digitalem Transformationsprozess, schlechten Umsatzzahlen und und und … Unsere Argumente prallen ab wie an einer TeflonBratpfanne. Ihr habt die fünfte Verhandlungsrunde abge-brochen. Warum? Es machte für uns keinen Sinn weiter zu verhandeln, solange die Verleger mit ihrem Angebot so weit von der Teuerungsrate entfernt sind. Wir diskutieren ab 2,0 Prozent aufwärts. Wir hatten aber das Gefühl, wir redeten gegen eine Betonwand. Frustriert hat mich auch das Gefühl, dass uns die Verlegerseite anscheinend für blöd hält: Sie legt uns immer wieder veränderte, ein bisschen verdrehte Angebote hin, die rechnerisch keinerlei Verbesserung bedeuten. Eine Gruppe junger Journalisten ist zu den Verhandlungen gereist und hat ein Manifest übergeben. Wie hast Du die Aktion erlebt?Man muss sich das so vorstellen: Diese Phalanx der Verleger steht wie am Schnürchen aufgereiht hinter ihren Schreibtischen. Wir stehen bewusst am Rand. Visàvis mit den Verlegern stehen also 17 junge Kollegen aus Zeitungshäusern von Rostock bis Nürnberg, drei von ihnen tragen infolge jeweils Teile aus dem Manifest vor. Mir persönlich ging das sehr unter die Haut, vor allem der Nachdruck, mit dem die jungen Kollegen sagten: Leute, wir lieben den Job. Aber nur aus Leidenschaft können wir ihn auf Dauer nicht machen. Nur vom Brennen für den Beruf können wir nicht leben. Und wie haben die Verleger darauf reagiert?Allein die Körpersprache war aussagekräftig. Der BDZVVerhandlungsführer stand da mit verschränkten Armen. Der ein oder andere tippte demonstrativ auf seinem Handy herum. Die Haltung „na ja, wir lassen das jetzt über uns ergehen, wollen uns aber nicht darauf einlassen“ war deutlich zu spüren. Es entstand keine Diskussion. Herr Wallraff sagte so etwas wie: Man bitte auch um Verständnis für die Situation der Verleger und könne sich mal auf einen Kaffee treffen. Das war’s. Mit welchem Eindruck fuhren die jungen Kol-legen nach Hause?Sie waren teilweise regelrecht verstört und sagten: Sie hätten sich niemals vorstellen können, auf so eine Wand der Arroganz zu stoßen. Kein einziger auf der Verlegerseite nutzte die Chance, ins Gespräch zu kommen mit jungen Leuten aus der Praxis. Eine Kollegin schrieb mir anschließend: „(…) Vergnügungssteuerpflichtig ist was anderes und wir haben alle vor euch den Hut gezogen, dass ihr euch das für uns antut – und insbesondere so Mensch geblieben seid, während andere in diesem Raum ja wirklich voll Banane sind. (…) Nun können auch wir Jungen leider kein anderes Urteil ziehen als ,schäbig‘.“„Argumente prallen ab wie an Teflon-Bratpfanne“Tarifkommissionsmitglied Wolfgang Grebenhof schildert seine Eindrücke zu Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und VerlegernVon Michaela SchneiderWolfgang Grebenhof bei der Kundgebung im April in München.Foto: Sachelle BabbarBJVreport 3/201838Wir im BJVBei den Warnstreiks, zu denen der BJV im April und Mai aufgerufen hatte, legten auch Redakteure der Würzburger Main-Post die Arbeit nieder. Das Medienhaus, das zur Mediengruppe Pressedruck Augsburg gehört, ist nicht mehr an den Flächentarif gebunden. Durften die Mitarbeiter aus Solidarität mit den Kollegen der Augsburger Allgemeine dennoch streiken, um so den Druck auf die Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite zu erhöhen? Dürfen Kollegen den Arbeitskampf aus Solidarität unterstützen?Ja, solche Solidaritäts oder Sympathiestreiks sind erlaubt, sagt das Bundesarbeitsgericht (Urteil vom 19.06.2007 – Az.: 1 AZR 396/06). Gewerkschaftliche Streiks, die der Unterstützung eines in einem Tarifgebiet geführten Arbeitskampfes dienen, unterliegen der durch Artikel 9 Absatz 3 Grundgesetz gewährleisteten Betätigungsfreiheit. Wie bei jedem anderen Streik kommt es nach dem Urteil jedoch darauf an, ob der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt wird. Streiks seien nur dann rechtswidrig, wenn sie „zur Unterstützung des Hauptarbeitskampfes offensichtlich ungeeignet, nicht erforderlich oder unangemessen“ seien.Die kollektive Verweigerung der Arbeit ist im Rahmen eines rechtmäßigen Streiks ein Grundrecht. Das gilt auch für Warnstreiks. Streiken dürfen alle, die vom Tarifvertrag, der gerade verhandelt wird, betroffen sind. Das sind festangestellte Journalisten (auch Pauschalisten) und Volontäre. Auch wer nicht Mitglied einer Gewerkschaft ist, darf streiken. Aber er erhält kein Streikgeld und kann nicht an der Urabstimmung teilnehmen. Dürfen freie Journalisten streiken?Freie haben nur ein Streikrecht im engen Wortsinn, wenn sie fest in eine Redaktion eingebunden und vom Arbeitgeber wirtschaftlich abhängig und, vergleichbar einem Arbeitnehmer, sozial schutzbedürftig sind. Für diese arbeitnehmerähnliche Position sprechen Indizien wie eine pauschale Bezahlung, eine ständige Dienstbereitschaft, die Verpflichtung, an Redaktionskonferenzen teilzunehmen oder den Urlaub mit der Redaktion abzusprechen.Dagegen werden „echte“ freie Mitarbeiter als selbstständige Unternehmer angesehen, die ihre Arbeitsbedingungen nicht durch einen Tarifvertrag vereinbaren können. Verzichten sie aus Solidarität während des Streiks auf Aufträge, können Sie aber vom DJV den Honorarausfall ersetzt bekommen.Betriebsräte haben eine besondere Funktion. Sie dürfen sich einem Streik in ihrer Eigen schaft als Arbeitnehmer und Gewerkschaftsmitglied anschließen, müssen dabei aber beide Aktivitäten sauber voneinander trennen und neutral bleiben. Das bedeutet beispielsweise, dass sie nicht den Raum des Betriebsrates für die Streikversammlung nutzen dürfen. Streikende dürfen nicht abgemahnt werdenWas haben Streikende zu befürchten? Der Arbeitgeber darf Mitarbeiter, die die Arbeit niederlegen, nicht maßregeln, abmahnen oder gar kündigen. Während des Streiks ruht das Arbeitsverhältnis. Ausgefallene Arbeitszeiten müssen nicht nachgearbeitet werden, die Verlagsleitung darf streikende Kollegen nicht zu Überstunden zwingen.Müssen Redakteure eine Notausgabe produzieren? Nein. Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass die Geschäftsleitung einseitig keine „Notdienstarbeiten“ organisieren oder einzelne Arbeitnehmer verpflichten darf (BAG vom 30.03.1982 – Az.: 1 AZR 265/80). Einseitig vorformulierte Unterwerfungserklärungen des Verlags sind nichtig. Wer am Streik nicht teilnimmt, darf die Übernahme der Arbeit der streikenden Kollegen verweigern. Denn niemand darf zu unsolidarischem Handeln gezwungen werden.Ein Streik hat auch wirtschaftliche Folgen. Während des Streiks wird kein Lohn gezahlt, BJVMitglieder werden mit Mitteln aus dem Streikfonds unterstützt und erhalten Streikgeld, soweit ihre Teilnahme am Streik zu einem Verdienstausfall geführt hat (wichtig: Eintrag in die Streikliste). Besteht die Krankenversicherung weiter? Ja, die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung bleibt für die gesamte Dauer eines rechtmäßigen Streiks bestehen. Privat und freiwillig Versicherte müssen während des Streiks ihre Beiträge zahlen. Diese Zeit gilt nicht als relevante Beitragszeit der Rentenversicherung. Dauert der Streik nicht länger als einen Monat, hat er keine Auswirkungen auf die Arbeitslosenversicherung. Wann muss die Verlagsleitung informiert werden?Es gibt keine gesetzliche Regelung, ob und wann der Arbeitgeber über einen bevorstehenden Arbeitskampf zu unterrichten ist. Der DJV empfiehlt den örtlichen Streikleitungen, erst unmittelbar vor Beginn darüber zu informieren, welche Abteilungen wie lange in den Streik treten werden. Das hat taktische Gründe. Je früher der Chefredakteur davon erfährt, desto besser kann er den vermehrten Einsatz von freien Mitarbeitern planen oder gezielt Stehsatz für die Streiktage produzieren lassen. Dürfen die Streikenden auf dem Betriebsgelände bleiben? Ja, sie können sich so lange im Verlagsgebäude aufhalten, bis der Arbeitgeber sie zum Verlassen des Geländes auffordert oder aussperrt. Der Betriebsrat hat während des Arbeitskampfes das Recht, sich im Unternehmen aufzuhalten und seine Aufgaben wahrzunehmen. Dazu gehört auch das Einberufen und Abhalten von Betriebsversammlungen. Kommt es wegen des Arbeitskampfes zum Streit mit dem Verlag oder wird ein Mitarbeiter deshalb gemaßregelt, vertritt der BJV seine Mitglieder außergerichtlich und gerichtlich. Redakteure dürfen aus Solidarität streikenDas BAG lässt auch Sympathiestreiks zu. Was man zum Thema Arbeitskampf wissen sollteVon Maria Goblirsch BJVreport 3/201839ServiceBuchtippsDigitale ErnüchterungVon einer „zunehmenden Sinnkrise der digi-talen Bewegung“ sprach kürzlich der Spiegel und zitierte den Twitter-Mitgründer Ev Wil-liams: „Ich dachte, sobald alle frei ihre Mei-nung äußern und Informationen und Ideen austauschen können, wäre die Welt automa-tisch auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Ich habe mich getäuscht.“ Der 68-jährige Journa-listikprofessor Stephan Russ-Mohl analysiert diese Fehlentwicklungen vor allem in Bezug auf Journalismus und PR im Umfeld der „Echokammern im Netz und [den] Algorith-men der IT-Giganten“. Russ-Mohl, der regel-mäßig unter anderem in der Neuen Zürcher Zeitung und dem Tagesspiegel über Medien und Journalismus reflektiert, spart dabei nicht mit Kritik an unserem Metier, aber auch am eigenen Stand – der Medienforschung. Er bie-tet insgesamt einen fundierten und vielseiti-gen Überblick zu den insbesondere durch die Digitalisierung evident gewordenen Proble-men der gegenwärtigen Medienentwicklung, der sowohl Fachleuten, aber auch (potenziel-len) Einsteigern sehr zu empfehlen ist. Der Wissenschaftler will seinen Lesern explizit keine Patentrezepte liefern: „Stattdessen soll-ten wir uns immer wieder auch unsere eige-nen Erkenntnisgrenzen und unsere Befangen-heit vergegenwärtigen (…)“, schließt er sein Werk. Thomas MrazekWie Adam und Eva im KonsumentenparadiesSherry Turkle who? Wem der Name der MIT-Psychologin nichts sagte, weiß nach der Lektüre dieses Buchs Bescheid. Wiederholt zi-tiert Alexandra Borchardt Turkle und deren Forschung über die Auswirkungen des Inter-nets auf die zwischenmenschliche Kommuni-kation: dass Smartphones das persönliche Ge-spräch (zer)stören und „heilige Orte“, also smartphonefreie Zonen, nottun. Die Turkle- Exegese fügt sich in den Grundton des Buchs, der laut Klappentext ein „warnender“ sein soll. Abgebildet wird die nach wie vor sehr ak-tuelle Debatte, wie „kaputt“ das Internet ist und wie „kaputt“ es seine Nutzer macht. Die Monopolmacht der Big Five, Manipulation durch Bots, Cyber-Mobbing, auch das neue Netzwerkdurchsuchungsgesetz sind Teil des Rundumschlags, der von der Kernthese aus-geht: Algorithmen machen unfrei. Doch an-statt in den Apokalypse-Gesang eines Man-fred Spitzer zu verfallen, wägt Borchardt, frü-her SZ-Journalistin, heute Direktorin am Reu-ters Institute for the Study of Journalism in Oxford, das Wider gegen das Für ab („die Geister scheiden sich“). Sie stellt anregende, wohlformulierte Fragen, etwa: Wie will der Mensch 4.0 seine dank technischem Fort-schritt frei werdende Zeit nutzen? Durch En-gagement in der Nachbarschaft, in der Politik? Oder lassen wir uns „die Sinne vernebeln von jenem Konsumenten-Paradies, das schon Adam und Eva nicht gut bekommen ist“? Denn eines sei ja klar, so Borchardts hoff-nungsfroher Schluss: Wir können in der digi-talen Welt frei bleiben – und wenn wir nur bei Tisch das „erweiterte Gehirn“ weglegen. Senta KrasserStephan Russ-Mohl: Die informierte Gesell-schaft und ihre Feinde. Warum die Digitalisie-rung unsere Demokratie gefährdet. Herbert von Halem Verlag 2017, 367 Seiten, 23 Euro (E-Book 19,99 Euro), ISBN 978-3-86962-274-3 Weitere Informationen: bjvlink.de/informiertFührer durch den Rechte-DschungelAffen können kein Recht am eigenen Bild gel-tend machen. Gerade erst hat ein US-Beru-fungsgericht diese Entscheidung nochmals bestätigt. Ein prominenter Fall: Makake Naru-to hatte 2011 einem Wildtierfotografen die Kamera geklaut und damit ein paar beachtli-che Selfies geschossen. Die Tierschutzorgani-sation PETA verlor nun für ihn den jüngsten Prozess. Zugegeben ein exotischer Fall, aber nur einer von vielen, mit denen die beiden Rechtsanwälte Robert Golz und Marie Slowio-czek-Mannsfeld ihren Ratgeberband illustrie-ren.Denn auch für Menschen sind bei Bildrechten unzählige Fallstricke gespannt. Systematisch erläutern die Autoren Probleme, die aus Urhe-ber-, Nutzungs- und Verwertungsrechten er-wachsen können. Wann darf man Fotos be-schneiden oder bearbeiten, wann gefahrlos Sachen, Gebäude oder Designs ablichten? Was ist ein „Model Release“ und wann erforder-lich? Was tun beim Widerruf einer Fotoein-willigung? Das Buch gibt Ratschläge für den Umgang mit Stockfoto-Agenturen und Gra-tis-Fotoanbietern, zum Einbetten von Fotos, fürs Framing, Teilen und Verlinken und zeigt auch, wie man Haftungsrisiken minimieren, sich gegen Rechtsverstöße wehren oder mit Unterlassungserklärungen umgehen kann. Wer stets unsicher war, wann Leute im Hinter-grund als „unwesentliches Beiwerk“ gelten oder wie Creative Commons-Lizenzen zu handhaben sind, wird hier fündig. Komplexe Materie kompakt und lesbar aufbereitet. Im Akutfall lässt sich das Buch auch als Nach-schlagewerk nutzen. Barbara WeidmannRobert Golz, Marie Slowioczek-Mannsfeld: Fotos rechtssicher nutzen im Internet. Mitp Verlags GmbH, Frechen 2018, 224 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-95845-075-2 Mehr dazu unter bjvlink.de/rechtssicherAlexandra Borchardt: Mensch 4.0. Frei bleiben in einer digitalen Welt. Gütersloher Verlags-haus 2018, 256 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-579-08692-7. Mehr unter bjvlink.de/mensch40Next >