Ausgabe 4/2018www.bjv.de / www.djv.dePositionspapier MedienkompetenzTarifabschluss – ein MeinungsbildVorschau auf den FREItagJournalisten und die AfDDie Nische lebtBayerns MagazinlandschaftPressestellen A bis Z im BJVreportAb Seite 16 finden Sie die Einträge von Pressestellen aus den Bereichen Bildung/Wissenschaft (BW), Messen/Ausstellungen (MA), Finanzen (F), Versicherungen (V), Energie (E), Verkehr (VK), Unternehmen (U), Kammern (K), Verbände (VB), Soziales/Kirche (SK):AAFAG Messen und Ausstellungen (MA)AUDI (U)B/CBauindustrie Bayern/ Bayerischer Bauindustrieverband (VB)Bayerische Landesärztekammer (K)Bayerische Landeszahnärztekammer (K)Bayerischer Jagdverband (VB)Bayerngas (E)Bayernhafen (VK)Bayernwerk (E)Bischöfliche Aktion Adveniat (SK)BMW Group (U)DDIEHL Diehl Stiftung (U)DRÄXLMAIER Group (U)EErdgas Schwaben (E)E-T-A Elektrotechnische Apparate (U)FFlughafen München (VK)G/HGVB Genossenschaftsverband Bayern (F)Hanns-Seidel-Stiftung (BW)I/J/KInterhyp Gruppe (F)L/MLEONI (U) LEW Lechwerke (E)LMU Ludwig-Maximilians-Universität München (BW)NN-ERGIE (E)NÜRNBERGER Versicherungsgruppe (V)NürnbergMesse (MA)O/P/ROMV Deutschland (U)Preh (U)SSparkassenverband Bayern (F)StWN Städtische Werke Nürnberg (U)Süddeutscher Verband reisender Schausteller und Handelsleute (VB)swa Stadtwerke Augsburg Holding (E)T/UThüga (E)TÜV Rheinland (U)TUM Technische Universität München (BW)VVAG Verkehrs-Aktiengesellschaft (VK)VdK Bayern Sozialverband (SK)Versicherungskammer Bayern (V)VGN Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VK)Wwbg Nürnberg Immobilien (U)Dank auch den Sonderinserenten: • Akademie der Bayerischen Presse• Presse-Versorgung (Versorgungswerk der Presse) Die Rubrik „Pressestellen“ im BJVreport ist ein gern genutzter „Treffpunkt“ für Kammern, Verbände, Organisationen, Dienstleister und Unternehmen aus vielen Bereichen, die regelmäßige und fundierte Pressearbeit betreiben. Nutzen Sie diese Kontaktbörse, alle zwei Monate, ein ganzes Jahr lang für nur 1350,– EUR zzgl. MwSt. Das Medienmagazin BJVreport erscheint 6 x jährlich, jeweils zur Monatsmitte im Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember • Anzeigenschluss vier Wochen vorher • Mediadaten unter www.bjv.de • Planung/Abwicklung: Mediasüd, Robert Macher, Telefon 0 91 81 / 29 99-477, Fax 0 91 81 / 29 99-479, robert.macher@mediasued.de Kontaktbörse „Pressestellen“ 3InhaltBJVreport 4/2018Es lebe die Nische!Print ist tot? Von wegen! Glaubt man dem Statistikportal „Statista“ ist die Zahl der in Deutschland publizierten Publikumszeit-schriften seit 1997 von gut tausend Titeln auf mehr als 1600 gestiegen. Jede noch so kleine Nischenpublikation scheint ihre Leserschaft zu finden. Das war es dem BJVreport-Team wert, genauer auf Trends in der bayerischen Zeitschriftenbranche zu schauen. Wir wollten wissen, wer er eigentlich ist – dieser Magazin-journalist, über den auch der BJV (noch) viel zu wenig weiß. Wir sprachen mit Kollegen, die gleichermaßen mit Leidenschaft und Leidensdruck eigene Zeit-schriften herausgeben. Und wir blickten auf Fachverlage, die sich neu erfinden müssen in einer Zeit, in der Unternehmen über eigene Kom-munikationskanäle verfügen. Ab Seite 8Die eigentlichen Profis sind meist nicht beteiligt, wenn in Schulen ge-lehrt wird, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Medien aussieht. Deshalb hat der BJV ein „Positionspapier Medienkompetenz“ verab-schiedet und fordert: Journalisten müssen als Medienerzieher in Schu-len gehen. Ab Seite 6 Keiner wusste so genau, wohin die Reise führt, bei der Aktion #Repor-terTausch2018. Auch Lokaljournalisten aus Bayern schnupperten fünf Tage lang in fremde Redaktionen hinein. Seite 26Frischer Wind tut immer gut! Bei den Lokalrundfunktagen in Nürn-berg stellten Journalisten kreative Formate vor. BLM-Präsident Sieg-fried Schneider konnte vermelden: Radio erreicht trotz Streaming-diensten überdurchschnittlich viele junge Hörer. Ab Seite 24Michaela SchneiderLeitende RedakteurinFoto: Günter SchneiderKaleidoskop 4 Medienköpfe 5 Social Media auf Papier Verband 6 Journalisten gehen als Medienerzieher in die Schulen BJV verabschiedet Positionspapier Medienkompetenz Titel 8 Lust auf mehr Ein Blick auf Trends in der Zeitschriftenbranche11 Der Gewerkschaft so fern Zeitschriftenredakteure erleben rasanten Berufsbildwandel12 Kleines Glück in der Nische Mit Leidenschaft produzieren Journalisten eigene Magazine14 Symbiotische Partnerschaft Fachverlage müssen sich selbst neu (er)finden16 PressestellenMedienszene22 Ärger mit der AfD Journalistischer Umgang mit der Partei fällt schwer23 Vorschau auf den FREItag 201824 Rundfunk aus Leidenschaft Blick auf kreative Formate beim Branchentreff in Nürnberg26 Neue Stadt, neue Perspektive Auch Bayern dabei bei Aktion #ReporterTausch2018Verband27 Journalist oder Mensch? Auf ein Wort mit Michael Busch28 Aus dem Verbandsleben30 „Die fehlende Wertschätzung demotiviert“ Stimmungsbild nach Urabstimmung und Tarifabschluss32 Wer ist hier behindert? Tipps für eine angemessene und respektvolle BerichterstattungService33 Recht Worauf es bei einer Gegendarstellung ankommt34 Technik Die Produktion von Podcasts ist gar nicht so schwer36 Rezensionen37 TermineZur Person38 Jubilare39 Impressum40 Preise, Preise, Preise40 NachrufeSagen Sie mal …41 „Das Gefängnis schreckt Tunca nicht mehr“ Die baldige Harvard-Stipendiatin Ulrike Köppen bleibt dran am Schicksal des türkischen Kollegen Öğreten Unser Titelbild Bayerns Magazinlandschaft ist kunterbunt. Wa-rum also nicht bei Gute-Laune-Wetter für Ur-laubsstimmung sorgen? Das dachte sich Foto-grafin Corinna Guthknecht, als sie im Münchner Olympiapark die Wäscheleine spannte und eine farbenfrohe Zeitschriftenauswahl anklammer-te. Denn vom billigen Kiosk- bis zum hochprei-sigen Special-Interest-Magazin, vom kleinen Nischenprodukt wie MUH! bis zum Massen-medium wie CHIP hat der Freistaat alles zu bieten. Und die Leser wissen, was sie wollen, wie auf Seite 8 zu sehen ist: Gezielt pickt sich unser Model eine Zeitschrift von der Leine. Guthknecht macht derzeit ein Fotovolon-tariat bei der Süddeutschen Zeitung. Zuvor hatte sie den Master Design und Medien und den Bachelor in Fotojournalismus und Dokumentarfo-tografie in Hannover abgeschlossen, wirkte als Bildredakteurin für den Weser-Kurier und studierte Publizistik- und Kommunikationswissen-schaften in Zürich. 2017 gewann sie beim Wettbewerb „Pressefoto Bay-ern“ des BJV in der Kategorie Nachwuchs.Corinna GuthknechtFoto: Matthias DöringBJVreport 4/20184Medien-SzeneKinga Rustler (@KingaRustler) verstärkt seit Juni als weitere stellvertretende Chefredakteu-rin neben Ben-jamin Reuter das Führungsteam der deutschen HuffPost. Die 34-Jährige war bisher unter ande-rem für Welt am Sonntag und Stern journalistisch tätig. Zuletzt baute sie bei Focus Online das neue Un-terhaltungsressort auf.Horst Rettig führt seit Juli die Ge-schäfte des Regionalsenders mün-chen.tv. Er löste dort Christoph Winschuh ab. Die Gesellschafter von münchen.tv loben Rettig als „münchenkundigen Medienexper-ten“. Fast 15 Jahre war er Anzeigen-leiter bei der Abendzeitung und machte sich 2010 selbstständig.Eric Markuse (@eric_markuse) wechselt vom Journalismus in die Politik: Der frühere Redak-tionsleiter von BILD München, 1962 in Ostfries-land geboren, spricht jetzt für Bay-erns Bauministerin Ilse Aigner (CSU). Er soll die zuletzt schwierige Außendarstellung des Bauressorts komplett verantworten. Markuses Job bei BILD übernimmt seine Stellvertreterin Meike Scholten (@MeikeScholten). Die 45-Jährige ist seit 2001 bei Axel Springer und seit 2015 Vize-Redakti-onsleiterin am BILD-Standort an der Isar.Christian Schmidt-Hamkens ist vom Deutschen Landwirtschaftsver-lag mit Hauptsitz in München zum Sprecher der Geschäftsführung ver-pflichtet worden. Der 57-Jährige war für die Zeitungsgruppe Stuttgart und Jahr Top Special tätig und arbei-tete zuletzt als Berater. Schmidt-Hamkens führt den DLV gemeinsam mit dem langjährigen Geschäftsführer Amos Kotte.Julia Bönisch (@juliaboenisch) ist bei der Süddeutschen Zeitung ge-glückt, was schon ihrem Vorgänger Stefan Plöchinger erstmals zuteil-wurde: Das Münchner Blatt beför-derte seine Digitalchefin nun auch zum Mitglied der Chefredaktion der gedruckten SZ.Christian Wegner folgt auf Richard Rebmann an der Spitze der Südwest-deutschen Medienholding (Süddeut-sche Zeitung, Stuttgarter Nachrich-ten). Der 44-Jährige war nach seiner Tätigkeit bei McKinsey im Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG fürs Digitale zuständig und soll nun in Stuttgart die digitale Transformation der SWMH vorantreiben.Roland Freund (@RolandFreund), bisher stellvertretender Chefredak-teur von dpa in Berlin, verlegt sei-nen privaten Lebensmittelpunkt und wird ab 2019 wieder dahoam sein als neuer Leiter des Landesbü-ros Bayern & Franken. Der gebürti-ge Franke, 50, startete einst in Mün-chen als dpa-Volo. Vorgänger Bernward Loheide wechselt als Chef ins Büro Stuttgart.Ruth Alexander verantwortet die Presse- und Öf-fentlichkeitsar-beit beim Dia-koniewerk München-Max-vorstadt. Die studierte Historike-rin tritt damit in eine neu geschaf-fene Position ein. Redaktions- und PR-Erfahrungen sammelte sie zu-vor unter anderem bei der Allianz, der Evangelisch-Lutherischen Kir-che in Bayern und bei N 24 (heute Welt).Werner Schmidbauer, seit mehr als drei Jahrzehnten Moderator im Bayerischen Fernsehen (unter ande-rem „Gipfeltreffen“), ist einer von 64 Geehrten, denen Ministerpräsi-dent Söder Ende Juni „für ihre her-vorragenden Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk“ den Bayerischen Verdienstor-den übergeben hat. Wolfgang Ker-ler (@Wolfgang-Kerler) ist Nach-folger von Nikolaus Rött-ger bei Wired. Das Tech-Ma-gazin von Condé Nast hat seinen Redaktionssitz von Berlin nach München verlegt und erscheint nur noch digital. Kerler, 32, war bislang multimedialer BR-Korrespondent im ARD Hauptstadtstudio Berlin und leitet jetzt die neu formierte Redaktion von Wired.de.Alexandra Bon-di de Antoni ist neue Redakti-onsleiterin von Vogue.de und folgt damit auf Silke Friedrich, die den Vogue-Verlag Condé Nast Ende März „auf eigenen Wunsch“ verlassen hat. Zuvor arbeitete die 28-jährige Österreicherin frei unter anderem für Die Presse am Sonntag, BLONDE magazine und VICE.com.Manuel Stark (@schreibstark) hat mit der Reportage „Geteiltes Leid“ über ein Ehepaar, das bei einem Motorradunfall sein einziges Kind verlor, den Coburger Medienpreis gewonnen – so wie schon 2016 ein-mal mit einer Textarbeit. Der dies-mal prämierte Text erschien Ende 2017 im Süddeutsche Zeitung Maga-zin. Stark besuchte bis März 2018 die Deutsche Journalistenschule in München.Weitere Preisträger auf Seite 40.Senta KrasserRund 15.000 Karikaturen habe er in seinem Berufsleben schon ge-zeichnet, schätzt Dieter Hanitzsch. Eine einzige hat einen tiefen Ein-schnitt hinterlassen: Weil er Israels Ministerpräsidenten Netanjahu in Der Stürmer-Manier überzeichnet habe, schasste die Süddeutsche Zei-tung im Mai ihren langjährigen Karikaturisten. Der Deutsche Presse-rat lehnte eine Rüge für die Karikatur indes ab, und so stand für Ha-nitzschs nächsten Karriereschritt nichts mehr im Wege: Mit 85 hat er in der Abendzeitung eine neue, alte publizistische Heimat gefunden. Von 1961 bis in die Achtziger stand der vielfach ausgezeichnete Zeich-ner schon einmal im Dienst des Münchner Blatts. Foto: Matthias Balk/picture alliance/dpaFoto: Markus HannichFoto: Kilian Bishop / Studio Condé NastFoto: Oliver ClausenFoto: Kilian Bishop / Studio Condé NastFoto: Hanna KleinFoto: Ammy BerentBJVreport 4/20185Netz-SzeneHitzige Crowd-KöpfeWie wenig gedeihlich sich On-line-Diskussionen – egal ob auf den Websites von Medien oder in sozia-len Netzwerken – für die meisten Teilnehmer entwickeln, wissen wir inzwischen hinreichend. Freilich gibt es immer gute Handreichungen, wie man journalistisch mit problemati-schen Nutzeräußerungen umgehen kann. Eine davon ist die kürzlich er-schienene Studie „Hasskommentare im Netz. Steuerungsstrategien im Netz“ von Leif Kramp (@leifkramp) und Stephan Weichert (@stephan-weichert). Die beiden Medienwissen-schaftlern begleiten den digitalen Dialog mit ihrer Arbeit sehr konst-ruktiv, das gelingt nicht allen Forschern. Bei der von der Landes-anstalt für Medien NRW herausge-gebenen Studie handelt es sich um keine wissenschaftliche Erbsenzähle-rei, sondern um ein für die Praxis durchaus hilfreiches Werk. Auch op-tisch ist die 32-seitige Handreichung, die beim Fachtag „Hassrede im In-ternet – Prävention und Strafverfol-gung“ vorgestellt wurde, anspruchs-voll gestaltet; weitere Informationen und Download unter: bjvlink.de/hasskommentare.In die Gesellschaft hineingewagtEkelhafte, weil beispielsweise vor Hass nur so strotzende Nutzerkom-mentare findet man seit Jahren selbst auf den besten Websites – wohlmei-nende und fundierte Tipps wie aus der vorgenannten Studie sind da al-lenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie kann dennoch ein ver-nünftiger Dialog, ein demokratischer Diskurs mithilfe journalistischer Me-dien hergestellt werden? 2017 hatte Zeit Online zur Aktion „Deutschland spricht“ aufgerufen. Die Redaktion versprach je zwei Leser zusammen-zubringen, „die politisch völlig un-terschiedlich denken und möglichst nahe beieinander wohnen“. Damals meldeten sich 12.000 Menschen für tet Online-Redaktionsleiter Sascha Borowski (@saschaborowski): „Als Reporter, Fotografen und Video-Fil-mer in der Stadt, im Social Media- und News-Blog-Team in der Redak-tion, einem Audioteam, und als politische Berichterstatter beim Par-teitag selbst. Einer unserer Fotogra-fen war sogar im Kleinflugzeug un-terwegs, um Luftbilder der Demos zu bekommen.“ Die Augsburger packten also alle gängigen Werkzeu-ge für die Berichterstattung aus –vom Einbinden von Tweets, über kurze Video-Einspieler zur Lageein-schätzung oder bei Pressekonferen-zen bis hin zu Verkehrsinformatio-nen oder Links auf eigene Berichte. Allein der Newsblog wurde 110.000 Mal abgerufen, sagt Borowski. Das Feedback sei durchwegs positiv ge-wesen. Die Journalisten vermittelten mit ihrer sachlichen und vielseitigen Berichterstattung den Bürgern stän-dig ein gutes Bild der Lage. Und die Zeitung lieferte einen guten Beleg da-für, was professionelle Berichterstat-tung im Gegensatz zur massenhaften Panikmache in sozialen Medien leisten kann: bjvlink.de/afd-ticker.das Experiment an, am Ende disku-tierten 600 Paare in ganz Deutsch-land. Zeit Online wurde dafür mit dem Grimme Online Award 2018 ausgezeichnet, die Jury lobte: „Mit ihrer Aktion hat sich die Redaktion über die Grenzen des Journalismus hinaus mitten in die Gesellschaft hi-neingewagt. In einer Zeit, in der poli-tische Diskussionen zunehmend von Gereiztheit, Ab- und Ausgrenzung geprägt sind, war diese Kontaktbörse gegensätzlicher Standpunkte durch-aus ein Wagnis.“ (bjvlink.de/goa18). Jetzt startete Zeit Online das Projekt aufs Neue, diesmal sind zehn Medi-enpartner und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Schirm-herr mit dabei. Aus Süddeutschland beteiligen sich Süddeutsche Zeitung, SZ.de, Südwest Presse und Schwäbi-sche Zeitung. Zur Teilnahme ani-miert werden die Nutzer durch eine kleine Box in Online-Artikeln. Hier werden den Lesern Fragen zu poli-tisch kontroversen Themen gestellt, etwa: „Sollte Deutschland seine Grenzen strikter kontrollieren?“ Ins-gesamt müssen die Teilnehmer sie-ben Fragen beantworten und einige persönliche Daten hinterlassen. Ein Algorithmus soll sie dann mit einem Teilnehmer zusammenbringen, der ganz anders geantwortet hat, dafür aber in der Nähe wohnt. Am 23. September sollen so zehn-tausende Menschen miteinander ins Gespräch kommen (zeit.de/ds18). In-dem auf diese Weise mitunter hitzige Köpfe aus der Crowd zusammenge-bracht werden, könnte der Journalis-Den Grimme Online Award 2018 erhielt Zeit online für „Deutschland spricht“. Jetzt geht die Aktion in die nächste Runde. Screenshot: Thomas MrazekDer AutorThomas Mrazek (@tmrazek) arbeitet als freier Journalist und Dozent in München, er betreut die Netzaktivitäten des BJV; thomas-mrazek.de.Foto: Günter DistlerGezwitschertDie Klammern hinter einigen Namen sind die Twitter-Adressen der Kollegen bezie-hungsweise Medien. Bereits 4900 Nutzer folgen dem BJV bei Twit-ter: @bjvde. Der BJV ist zudem täglichfür Sie im Netz: bjv.de,facebook.com/bjvde und am Freitag bjv.de/newsletter.mus der fortschreitenden Polarisie-rung hierzulande entgegenwirken. Nicht nur bei deutschen Crowd-Köp-fen herrscht Redebedarf: Bei Eins-zu-Eins-Gesprächen können auch in Österreich, der Schweiz, Norwegen und Dänemark Menschen ihre un-terschiedlichen Meinungen austau-schen. Als technische Grundlage dient die Open-Source-Plattform My Country Talks, die gemeinsam von Zeit Online mit internationalen Part-nern und Google aufgesetzt wurde. Nüchterne Berichterstat-tung statt PanikmacheEine Masse hitziger Köpfe wurde Ende Juni auch in Augsburg erwar-tet. Dort hielt die AfD ihren Bundes-parteitag mit 600 Delegierten ab. „Weil gewalttätige Krawalle durch Linksextremisten nicht ausgeschlos-sen wurden, war die Augsburger Po-lizei im größten Einsatz ihrer Ge-schichte“, berichtete die Augsburger Allgemeine. Und bei nicht wenigen Bürgern entstand ein Unwohlsein, das vor allem durch die sozialen Netzwerke geschürt wurde. Einen Großeinsatz gab es auch bei der Zeitung: Von Freitag bis Sonntag seien mehr als 20 Kollegen für das Liveblog im Einsatz gewesen, berich-BJVreport 4/20186VerbandJedes fünfte Kind im Alter von acht oder neun Jahren besitzt heute ein eigenes Mobil-telefon mit Internetzugang. Im Schnitt sind zwölf- bis 19-jährige Schüler täglich vierein-halb Stunden im Netz, so eine Studie von ARD und ZDF aus dem Jahr 2017. Und oft beherrschen Kinder und Jugendliche die Technik besser als ihre Eltern. Entscheidend sei aber nicht, ob junge Menschen online sind, sondern wie reflektiert, selbstbestimmt und verantwortungsvoll sie mit Medien um-gehen können, stellt der BJV in seinem gera-de vorgestellten Positionspapier zur Medien-kompetenz (Kurzfassung rechts) fest. Profis trainieren LehrerDer BJV, der sich seit 2007 intensiv mit dem Thema Medienerziehung beschäftigt, will hier eine aktive Rolle übernehmen. Er-fahrene Journalisten sollen demnach schon bald in bayerischen Schulen als Medienerzie-her eingesetzt werden und Lehrkräfte dabei unterstützen, Schülern Kompetenz im Um-gang mit Medien zu vermitteln. Außerdem sollen Medienprofis nach dem Prinzip „train the trainer“ in der Lehreraus- und -fortbil-dung mitarbeiten. „Zur Vermittlung medialer und politischer Zusammenhänge und in der Anleitung zum Umgang mit Medien sind in erster Linie Journalisten geeignet“, sagt der BJV-Vorsitzende Michael Busch. Zum Ein-satz kommen sollen Kollegen, die bereits di-daktische Erfahrung vorweisen können, etwa als Dozenten an Hochschulen. Sie könnten über Fortbildungseinrichtungen wie die Aka-demie der Bayerischen Presse (ABP) pädago-gisch qualifiziert werden. Zwar existieren bereits einige Initiativen und Projekte zur Vermittlung von Medien-kompetenz. Es gibt vereinzelt Zeitungspro-jekte an Schulen oder den seit 2009 existie-renden Medienführerschein der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), der von der Stiftung Medienpädagogik Bayern koordiniert wird – jedoch weitgehend ohne Beteiligung von Journalisten. Dieser Medien-führerschein – dessen Name suggeriere, wer ihn erworben hat, könne mit Medien umge-hen – werde den Anforderungen nicht ge-recht, heißt es in dem neuen Positionspapier. „Er setzt keine Schulung für die Lehrkraft vo-raus. Im Übrigen ist unter den Kooperations-partnern der BJV nicht vertreten, dafür zahl-reiche andere Organisationen, zum Teil ohne mediale Expertise“, kritisiert der BJV. Nun bietet der Verband dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus eine Kooperation und die Entwicklung eines gemeinsamen Konzeptes an, ein erstes Ge-spräch findet im September statt. Das Positi-onspapier ging im Juni an alle Parteien. Beim Gespräch von BJV-Vertretern mit Abgeordneten der SPD-Landtagsfraktion be-grüßte bildungspolitischer Sprecher Martin Güll den Einsatz von Journalisten in der Me-dienerziehung. „Außerschulische Experten sind ein Gewinn für den Unterricht. Gerade Journalisten können authentisch über das Thema Medien aus erster Hand berichten“, betonte er. Im Bereich der Lehrerfortbildung sei ein Einsatz von Journalisten sofort und problemlos möglich. Dem unmittelbaren Un-terrichtseinsatz sollten methodisch-didakti-sche Überlegungen vorausgehen. Auch die Freien Demokraten (FDP) sig-nalisierten bei einem Austausch von Norbert Hoffmann, Generalsekretär FDP Bayern, und Martin Hagen, Spitzenkandidat für die Land-tagswahl, mit BJV-Vertretern ihre Unterstüt-zung für die Vorschläge des Verbandes. In Bayern wurde Medienkompetenz bereits als fächerübergreifendes Bildungsziel in den Lehrplänen aller Schularten verankert. Der BJV schlägt als zu vermittelnde Kern-kompetenzen etwa das Suchen, Interpretieren und kritische Bewerten von Quellen und In-formationen vor. Um nachzuvollziehen, unter welchen Bedingungen Medien entstehen, sol-len Schulklassen im Rahmen der Mediener-ziehung Redaktionen, Verlage und Sendean-stalten besuchen. Ein besseres Verständnis für Medien könnten die Jugendlichen neben der Medienanalyse vor allem durch aktive Medienarbeit gewinnen.Der BJV wird sich im Herbst mit weiteren Akteuren vernetzen und um Mitgliedschaften in der Landesvereinigung Kulturelle Bildung und im Wertebündnis Bayern bewerben. Journalisten gehen als Medienerzieher in die SchulenDer BJV fordert Einsatz von Praktikern in neuem Positionspapier Von Maria GoblirschStändig online: Für Teenager ist das völlig normal. Umso wichtiger ist das Wissen um einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien. Foto: Thomas GeigerBJVreport 4/20187VerbandSeit 2007 befasst sich der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) mit der Bedeutung von Medienkompetenz für die gesellschaftliche Entwicklung und den Erhalt des Qualitäts-Journalismus. Dabei entstanden mehrere Thesenpapiere. Nun legt der BJV einen aktuellen Forderungskatalog vor, der sich an der aktuellen Entwicklung in der globalen Informationsgesellschaft orientiert.Kernforderung ist die verpflichtende Einbeziehung der Medienerzie-hung in den Unterricht und in die Lehrpläne aller Schularten. Dabei sollen Journalisten, die bereits über didaktische Erfahrung verfügen, die Lehrkräfte bei der Unterrichtsgestaltung unterstützen. Der BJV schlägt konkret vor, welche Kernkompetenzen dabei vermittelt werden sollen. Im Folgenden werden dazu Details beschrieben. In unserer heutigen Informations- und Wissensgesellschaft ist Medienkompetenz eine Schlüsselqualifikation. Mit Blick auf die digitale Integration aller Bürger ist es geboten, Menschen früh an den Umgang mit Medien heranzuführen und Medienkompetenz in allen Phasen des lebenslangen Lernens zu verankern. Angesichts der steigenden Informationsflut und der sehr unterschiedlichen Entste-hung von Nachrichten und Fake News besteht hier erhöhter Hand-lungsbedarf. Aufgabe der Bildungseinrichtungen ist es nicht nur, die Chancen neuer Medien zu nutzen, sondern vor allem Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, mit ihrem Medienalltag zurechtzukommen. Sie sind darüber aufzuklären, welche Konsequenzen entstehen können, wenn sie Texte, Bilder und Filme ins Netz stellen. Sie sind für Persönlichkeits- und Urheberrechte sowie den Schutz der Privatsphä-re beziehungsweise ihr Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu sensibilisieren.Es muss in der Medienbildung also nicht allein um technische Fertigkeiten gehen, sondern vor allem um kulturelle Kompetenzen. Wie die „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) im November 2014 herausfand, waren zu diesem Zeitpunkt weniger als ein Viertel der Achtklässler in der Lage, mit einem Computer eigenständig Informationen zu suchen und zu bearbeiten. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung warnt der BJV vor einer Spaltung in medial Gebildete und Ungebildete.Die „Kompetenzen in der digitalen Welt“ umfassen sechs Bereiche:1. Suchen, Interpretieren und kritisches Bewerten von Quellen und Informationen2. Situationsgerechtes und zielgerichtetes Kommunizieren und Kooperieren3. Produzieren und Präsentieren – auch unter Beachtung von Urheber-, Nutzungs- und Persönlichkeitsrechten4. Sicheres Agieren in digitalen Umgebungen5. Nutzung digitaler Werkzeuge und Medien zum Lernen, Arbeiten und Problemlösen6. Analysieren und Reflektieren von Medien In Bayern wurde Medienkompetenz nun endlich als fächerübergrei-fendes Bildungsziel in den Lehrplänen aller Schularten verankert. Dies muss mit Inhalten gefüllt werden, die einem hohen Anspruch gerecht werden. Der Staat muss seine Pädagogen in die Lage versetzen, qualifiziert zu entscheiden, wann, zu welchem Zweck und mit welcher Methode sie Medien einsetzen.Die Perspektive: Kooperationsangebot des BJVUm die von der KMK definierten Kompetenzen in der digitalen Welt strukturiert und flächendeckend zu vermitteln, bietet es sich für den Staat an, mit Partnern zu arbeiten, die belastbare Praxiserfahrung in den sechs Kompetenzbereichen mitbringen. Der BJV fordert, Journalisten als Medienerzieher an Schulen und als Medien-Ausbilder für Lehrer, Sozialpädagogen etc. einzusetzen. Für diese Tätigkeit muss Kompetenz durch journalistischer Tätigkeit, ein entsprechendes Studium oder eine entsprechende Ausbildung im Medienbereich nachgewiesen werden. Über eine Fortbildungseinrich-tung wie die Akademie der Bayerischen Presse (ABP) erhalten die Journalisten eine strukturierte pädagogische Zusatzqualifikation. Vorrangig sollen auch Journalisten zum Einsatz kommen, die bereits über Lehrerfahrungen (z.B. an Hochschulen) verfügen.Auf dieser Basis empfiehlt der BJV, dass diese pädagogisch weiterge-bildeten Journalisten die Lehreraus- und Fortbildung unterstützen. Nach dem Prinzip „Train the Trainer“ sollten die Experten aus der Praxis verstärkt in der Lehreraus- und -fortbildung mitwirken, insbesondere auch in der Schulinternen Lehrerfortbildung (SCHILF). Gerade im globalen Zeitalter müssen Zusammenhänge dargestellt und ethische Einordnungshilfen angeboten werden. Dies sind zentrale Bildungsaufgaben, die nach Auffassung des BJV verbindlich in den Regelunterricht, unter anderem im Fach Deutsch, gehören. Hier können Journalisten als Co-Lehrer für Unterrichtseinheiten über ein Expertenpool angefordert werden. Im Sinne einer kontinuierlichen Förderung hält der BJV den Einsatz von Medienerziehern bereits in der Grundschule für wünschenswert.Um nachzuvollziehen, unter welchen Bedingungen Medien entste-hen, sollten Schulklassen im Rahmen der Medienerziehung ver- stärkt Redaktionen, Verlage und Sendeanstalten besuchen. Durch aktive Medienarbeit könnten Schüler ein besseres Verständnis für Medien gewinnen. Der Ausbau von Ganztagsangeboten bietet neue Chancen für Projekte, in denen Schüler von Profis zu eigenverant-wortlicher Recherche und Erstellung von Medienbeiträgen angeleitet werden. Der BJV regt außerdem eine enge Vernetzung mit dem Institut für Medienpädagogik (JFF) und der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) an – beispielsweise durch Einbeziehung des BJV in Fachveranstaltungen zum Thema Medienkompetenz oder bei Aktivitäten wie Schulradio Bayern.Der BJV wird sich mit weiteren relevanten Akteuren vernetzen und um Mitgliedschaften unter anderem in der Landesvereinigung Kulturelle Bildung und im Wertebündnis Bayern bewerben. Der BJV fordert, Journalisten mit entsprechender Zusatzqualifikati-on ins Referentennetzwerk der Stiftung Medienpädagogik aufzuneh-men, insbesondere auch, um Eltern über die Chancen und Risiken im Umgang mit Medien aufzuklären. Der Verband wird sich mit weiteren relevanten Akteuren vernetzen und strategische Kooperationspart-ner suchen. Konkret sollten alle an der Bildung beteiligten Organisati-onen und Träger auf den Pool an kompetenten Journalisten zugreifen können. Die Experten des BJV stehen auch als Ansprechpartner oder Referenten für Elternabende und außerschulische Angebote zur Verfügung.München, den 11. Juni 2018Positionspapier MedienkompetenzBJVreport 4/20187BJVreport 4/20188TitelLust auf mehrBlättern statt klicken: Print lebt auf dem Markt der periodischen Publikums- und Fachpresse, und dazu leistet nicht nur Birgit Schrowange ihren Beitrag. Ein Blick auf Trends in der Zeitschriftenbranche.Von Senta KrasserBJVreport 4/20189TitelWer im Journalismus gerade ganz dringend eine riesengroße Portion Zuversicht braucht, dem sei die Lektüre der Publikation „Printme-dien Bayern“ des VZB empfohlen. Darin versammelt der Verband, der seit nunmehr 70 Jah-ren die Interessen der Zeitschriftenverlage in Bayern ver-tritt, lauter gute Nachrichten zur Entwicklung der eige-nen Branche. Die Deutschen lieben Magazine„Die Deutschen lieben Magazine“, steht dort geschrie-ben, und die knapp elf Millionen Bayern tun`s sogar noch ein bisschen mehr: Während 2016 deutschlandweit 89 Pro-zent der Menschen in Zeitschriften blätterten, griffen in Bayern 90 Prozent auf die 1600 regelmäßig erscheinenden Publikums- und 3900 Fachtitel zu. Von den befragten Ver-lagen planten überdies zwei Drittel, im laufenden Jahr wei-tere Zeitschriften auf den Markt zu bringen.Das sind Zahlen, die beeindrucken (sollen) und die VZB-Spitze im aktuellen Jahresheft frohlocken lassen: Die Phase im Jammertal, wo sinkende Auflage, stei-gendes Desinteresse der Leser und die Abkehr der Werbungtreibenden man-che Zeitschriftenmacher furchtbar depressiv ge-macht hätten, sei überwun-den: „Print hat sich seinen Platz zurückerobert.“ Dass die zunehmende Nutzung di-gitaler Medien wie anderswo auch ihre Spuren hinterlas-se, wird selbstbewusst nicht als Krise, sondern als Her-ausforderung verstanden, die es zu meistern gilt.In diese Euphorie grätscht indes die jüngste Statistik von Andreas Vogel. Der Presseforscher, der Kommunika-tionswissenschaft an der Uni Bamberg lehrt, ist sozusa-gen der Walter Schütz der Zeitschriftenbranche. Schütz erfasste über Jahrzehnte sämtliche Tageszeitungsausga-ben. Vogel entgeht kein neues Heft der periodischen Po-pulärpresse. Alle zwei Jahre schreibt er seine Analyse für Media Perspektiven auf, so auch in diesem Sommer. Seine Kernbeobachtung: Die Auflagen- und Umsatzzah-len der Publikumspresse gehen – ebenso wie die der Tagespresse – seit nunmehr 20 Jahren kontinuierlich zu-rück. Gab es 1975 bundesweit noch 24 Verkaufsaufla-gen-Millionäre, sank die Zahl 2016 auf sieben. Im März 2018 waren es nur noch 3 – allesamt 14-tägig erscheinen-de Programmzeitschriften mit niedrigen Copypreisen.In der heterogenen Titelflut aus faktenorientierten Nachrichtenmagazinen über unterhaltende Regenbogen- illustrierte bis zu aufwendigen Food-Heften entdeckt Vogel eine weitere, ja positive Entwicklung: Die Markt-anteile pro Titel sinken zwar, dafür werden aber die in-haltlichen Konzepte immer vielfältiger, die Preisdiffe-renzen zwischen den Zeitschriften zudem größer. Im Kioskregal hat man die Wahl zwischen 49-Cent-Postil-len und Hochglanz für 18 Euro. Hochauflagige Titel, die sich ans breite Publikum wenden, finden in der Tendenz immer weniger Käufer. Doch „zielgruppengerechter Journalismus im Magazinformat“, so Vogels Fazit, „ist und bleibt auch zukünftig ein attraktives Geschäftsmo-dell“. Denn der ständige Wandel der Lebens-, Freizeit- und Konsumwelten eröffne „laufend neue Chancen für neue Konzepte“.Im Gespräch mit dem BJVreport führt Vogel seine Chancen-These an einem Beispiel aus: „Wir machen heute nicht mehr Wintersport. Wir machen Freeskiing, Langlauf, Abfahrt, Skiwandern.“ Eine einfache Ski-Zeit-schrift könne das sich immer mehr ausdifferenzierende Sportverhalten nicht mehr abbilden, da brauche es schon fünf oder sechs. Ähnlich verhalte es sich im Seg-ment der Frauenzeitschriften: „Es ist Quatsch zu den-ken, in Brigitte, Freundin & Co. steht dasselbe drin. Je-des dieser Magazine geht auf die jeweilige Lebenswelt ihrer Zielgruppe ein.“ Und ist das jeweilige Konzept einmal beim Leser nach-haltig angekommen, lie-ßen sich um den Marken-kern einer Zeitschrift herum wunderbar neue Ertragsmöglichkeiten er-schließen wie Clubs und Bars (GQ in Berlin), Ta-peten (Schöner Wohnen) und digitale Zusatzprodukte.Der Pressestatistiker zählt momentan exakt 1625 deutsche Publikumszeitschriften, davon erscheinen 315 von einem Verlag mit Sitz in Bayern, macht knapp 20 Prozent. Seit 2013 wurden 630 Zeitschriften deutschland-weit gegründet, davon 83 in Bayern (13 Prozent), wobei immerhin 54 im Laufe der Zeit übriggeblieben sind. In dieser Aufzählung berücksichtigt sind auch drei Neuer-scheinungen, die das Medienhaus Burda an seinen Ver-lagsstandorten München und Offenburg allein in diesem Juni/Juli herausbrachte: das Wohnfühlmagazin Sense of Home, die Jugendzeitschrift Chip Wissen und Lust auf mehr – Birgit Schrowange. Trendzug Testimonial-ZeitschriftMit letzterer Publikation ist Burda auf den wieder neu entdeckten Trend-Zug Testimonial-Zeitschrift aufge-sprungen, wo Prominente ihren guten Namen für Ge-drucktes hergeben. Floppte einst Fliege (von TV-Pfarrer Jürgen Fliege), werden Barbara (Barbara Schöneberger), Hirschhausens stern Gesund leben (Eckhart von Hirsch-hausen) oder JWD (Joko Winterscheidt, alle Gruner+ Jahr) als Innovation gefeiert, auch wenn sie freilich im Kontext von Promi-Kult, Selfie-Kultur und Werbung, wie es die Social Media vorgeben, gedacht werden müssen.Foto: Corinna Guthknecht„Zielgruppengerechter Journalismus im Magazinformat ist und bleibt ein attraktives Geschäftsmodell.“ Andreas Vogel, Presseforscher, Uni BambergNext >