Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Besuch im Bayerischen Landtag
Bericht von Christian Merten

Foto: Volker Figura – Karl Freller in der Sitzung mit den BJV-Kolleg*innen
Zu Besuch beim Rockstar im Maximilianeum
Unsere Demokratie steht von vielen Seiten unter Druck. Eines der wichtigsten Mittel dagegen ist Information. Eine Gruppe von BJV-Mitgliedern ließ sich bei einem Besuch im Maximilianeum erklären, wie der Bayerische Landtag kommunikativ in die Offensive geht.
Gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit als Parlamentspräsidentin holte Ilse Aigner Eric Markuse in die Landtagsverwaltung und wertete den Bereich Kommunikation auf. Der ehemalige Bild- und MDR-Mann hatte für sie bereits im Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gearbeitet.
Nun verantwortet er die Kommunikation des Bayerischen Landtags. „Als Teil der Verwaltung sind wir parteipolitisch neutral“, stellt er gleich klar, als er 30 Mitgliedern der BJV-Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und des Bezirks München – Oberbayern seine Arbeit vorstellt. Die geht weit über klassische Pressearbeit hinaus.
Nicht ohne Stolz präsentiert er das neue Besucherzentrum, das nach Umbauarbeiten von der Vorderseite des Maximilianeums erreichbar werden soll. Rund 60.000 Besucherinnen und Besucher kommen jedes Jahr ins Parlament, entweder auf Einladung von ihren Abgeordneten oder zu den vielen Veranstaltungen im Hause.
Auch neue Veranstaltungsformate gehören zur Aufgabe des Kommunikationsstab des Landtags, etwa Demokratiedialoge „FiP“ – Frauen in Parlamente, „BiG!“ – Bürgermeister im Gespräch und „JuP!“ – Jugend und Politik. Nicht zuletzt bringt die Verwaltung den Landtag aufs Land. „Mit unserem LandTruck kommt die Demokratie auf Achse. Wir fahren mit einem umgebauten Trailer raus in die Regionen, in kleinere Gemeinden und laden zu einem Bühnenprogramm ein“, erklärte Markuse. Das wird in der Regel von Journalistinnen und Journalisten vor Ort moderiert, damit Bürgerinnen und Bürger inhaltlich gut begleitet werden bei offenen Diskussionen mit Landtagsabgeordneten.
Treffen mit einem Meister des Storytellings
Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt längst auch auf Social Media. Instagram und Facebook gehören zum Standard. Sein Engagement auf X hat der Kommunikationsstab auf faktische Information reduziert. „Auf dieser Plattform erreichen wir immer noch viele Journalisten“, sagt Markuse. Jüngste Erweiterung für das Kommunikationsteam ist die Plattform Tiktok. Die Videos dafür produziert das Team von Markuse selbst. „Den Aufwand darf man nicht unterschätzen. Aber wir haben ein junges Team, das seine Arbeit sehr gut macht.“
Dass es dabei immer auch um Storytelling geht, braucht man Medienschaffenden nicht zu erzählen. Das muss das Team von Markuse beherrschen. Einer, der quasi auf der anderen Seite im Landtag arbeitet – nicht in der Verwaltung, sondern in der Politik, ist Karl Freller (CSU). Mit ihm hatte Volker Figura als Vorsitzender der BJV-Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, den Landtagsbesuch organisiert.
Freller ist ein Meister des Storytellings, wenn man ihn einmal ans Erzählen gebracht hat. Er ist der dienstälteste Parlamentarier unter allen aktiven Landtags- und Bundestagsabgeordneten. Mittlerweile gehört er dem bayerischen Landtag 43 Jahre an. Eine lange Zeit, aus der er viele Geschichten zu erzählen weiß.
Eine steht gleich am Anfang seiner Laufbahn: Zur Landtagswahl 1982 kommt er auf den letzten Platz der CSU-Landesliste – und nutzt das für seinen Erfolg. „Wählen Sie den ganz unten“, empfiehlt er im Wahlkampf und kommt damit ins Parlament. Auf Nachfrage von Harald Stocker, BJV-Vorsitzender, plaudert Freller auch darüber, wie und warum er 1996 den Bayerischen Rockpreis erhalten hat: Als noch junger Abgeordneter hatte er sich im Kulturausschuss dafür eingesetzt, dass der Freistaat nicht nur Geld für klassische Musik ausgibt, sondern auch die Rockmusik fördert. Mittlerweile sei der Betrag von ein paar Hunderttausend Mark auf ein paar Millionen Euro im Jahr angewachsen.
Der ehemalige Religionslehrer im kirchlichen Dienst erzählt auch stolz, er sei Ehrenmitglied beim Christopher Street Day (CSD) Nürnberg und in einem Jahr habe er bayernweit an fünf CSD-Paraden teilgenommen. Weitere hätten es sein können – als Anerkennung dafür, dass er in einer offiziellen Gedenkfeier an der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg die queeren Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt gestellt hatte.
Sorge um politische Kultur und journalistische Medien
Doch Freller erzählt nicht nur Geschichten. Er sorgt sich auch um die politische Kultur und das Informationsverhalten in unserer Zeit. Er warnt mit deutlichen Worten: „In der AfD sehe ich eine große Gefahr für unsere Demokratie.“ Als Ursache für deren Erfolg sieht er Frust und Angst in der Bevölkerung: Angst vor Überfremdung, Frust über schlechte Infrastruktur und zu viel Bürokratie.
Das Mittel dagegen sieht er, der 1975 bis 1977 als Redakteur beim Schwabacher Tagblatt gearbeitet hat, in offener Information. Doch damit durchzudringen, ist schwerer geworden. „Information ist die Basis der Demokratie. Heute sehen wir in Echtzeit im Internet, was auf der Welt passiert. Die Zeitung am nächsten Tag ist da schon veraltet“, gibt er zu denken. Es bereitet ihm Sorgen, dass die großen Tech-Konzerne heute über Inhalte bestimmen. Wie journalistische Medien wieder gewinnen können, treibt auch ihn um.