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Michael Busch als BJV-Vorsitzender bestätigt

19.09.2021

Gruppenbild Anne Webert, Michael Busch und Andrea Roth

Der neue BJV-Landesvorstand in Teilbesetzung: Anne Webert (links), Michael Busch und Andrea Roth – der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Grebenhof und der neue Schatzmeister, Jürgen Schleifer, wurden online gewählt

Zum ersten Mal fand der Bayerische Journalistentag in hybrider Form statt

Normalerweise hätte Michael Busch in rund 80 interessierte Gesichter geschaut und ihre Reaktionen abgelesen. Auf der ersten hybriden Mitgliederversammlung des Bayerischen Journalisten-Verbands (BJV) war jedoch alles anders.

Während der Vorsitzende im Münchner Kolpinghaus in die Kamera sprach, kämpften zuhause an den Bildschirmen die Mitglieder mit den Tücken der digitalen Technik. Vor allem der Abstimmungstools, die nicht so recht laufen wollten. „Bleiben Sie dran, es geht gleich weiter“, vertröstete Moderatorin Beke Maisch charmant über alle Unterbrechungen hinweg, unter der sie und Markus Hack an ihrer Seite ebenso litt wie draußen die Kolleg*innen. Immerhin hatten sie stets eine launige Pausenplauderei auf den Lippen. Holprig sollte nicht nur der digitale Fortgang sein. Eine Mitbewerberin um den Vorsitz brachte sich in Stellung, es wurde kontrovers.

„Wir haben viel gelernt seit der letzten Mitgliederversammlung im März 2020“, eröffnete der Vorsitzende Michael Busch seinen Bericht. Aber noch lange nicht genug, hielt Stefanie Heckel, die bisherige Schatzmeisterin, dagegen. Nur 16 Prozent der Mitglieder seien unter 40; „wir brauchen diese Leute, um den Verband durchsetzungsfähig zu machen“. Wichtige Stellen in den Fachgruppen seien nicht besetzt, es brauche Runde Tische mit Haupt- und Ehrenamt.

Und der BJV lasse es an öffentlicher Relevanz fehlen. Bei Michael Busch klingt genau das Gegenteil an. Der BJV sei gefragter Gesprächspartner der Medien, sei es bei Übergriffen auf Berichterstatter, bei medienethischen Fragen oder bei der Übernahme der Mittelbayerischen Zeitung durch die Passauer Neue Presse. Im Personalrat des Bayerischen Rundfunks ist der BJV jetzt vertreten. In der Pandemie stellte der BJV In kürzester Zeit seine Seminare auf digitale Formen um und erhielt positive Rückmeldungen „aus entfernten Regionen“.

Der Verband konnte auch durchsetzen, dass Journalist*innen als systemrelevante Personen eingestuft wurden und eine Impfpriorisierung erhielten. Intensiv beriet der Verband die Freien in existenzbedrohender Situation. Eine ganze Reihe widmete der BJV den Fragen rund ums Homeoffice.

Die Leistungsbilanz, bestätigt übrigens durch die Haushaltsansätze von Stefanie Heckel für 2020, 2021 und 2022, überzeugten offensichtlich die Mitglieder. Der alte Vorsitzende ist auch der neue. Mit 48:31 Stimmen bestätigten sie den fränkischen Tageszeitungsredakteur Michael Busch (50) in seinem Amt. Die Kemptener Betriebsrätin Stefanie Heckel (40) unterlag mit knapp 40 Prozent.

„Wir haben in den vergangenen Jahren viel bewegt und ernten nun die Früchte unserer Bemühungen“, sagte Busch. Der BJV sei ein auf die Zukunft ausgerichteter Verband. Dazu gehört die zügige Umstellung der Kommunikation und der Bildungsarbeit in der Pandemie auf digitale Kanäle, aber auch die enge Vernetzung mit der DJV-Spitze und den anderen Landesverbänden.

Die kommende Zeit, sagte Busch, werde geprägt sein vom Ringen um gute Arbeitsbedingungen, um soziale Absicherung vor allem der freien Journalistinnen und Journalisten sowie vom entschiedenen Kampf gegen gewalttätige Übergriffe auf Berichterstatter*innen und auf die Pressefreiheit. Beim Fränkischen Tag in Bamberg wurde Michael Busch jüngst zum Volontärsausbilder ernannt.

Mit überwältigender Mehrheit wurden auch die beiden stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Münchner Rundfunkjournalistin Andrea Roth wirkt sowohl im Bayerischen Rundfunk in der Vertretung vor allem der festen Freien und in den BR-Tarifverhandlungen als auch in der Europäischen Journalisten-Föderation, um gemeinsam für die Pressefreiheit und gegen Verfolgung und Unterdrückung von Kolleg*innen in autoritären Staaten zu streiten. Sie gehört bereits seit vier Jahren zum BJV-Vorstand.

Aus dem Bundesvorstand zurück in den bayerischen Vorstand wechselt der Ansbacher Tageszeitungsredakteur Wolfgang Grebenhof (53). Er selbst nannte sich einen „Hardcore-Gewerkschafter“. Leidenschaftlich streitet er für gute Tarife und betriebliche Mitbestimmung. Zehn Jahre gehörte er dem Bundesvorstand an, davon sechs Jahre als DJV-Vize.

BJV-Mitglieder wählen neuen Schatzmeister
Überraschend deutlich (24:42 Stimmen) unterlag Stefanie Heckel auch bei der Neuwahl des Schatzmeisters. Sie musste ihren Posten für den Münchner Rundfunkmann Jürgen Schleifer räumen, der 63,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinte. Als Redaktionsleiter im Bayerischen Fernsehen (u. a. „Münchner Runde“) hat er Verantwortung für einen Millionen-Etat getragen und gehörte dem Aufsichtsrat der Diakonie München an.

Er lege Wert auf offenen Diskurs und Transparenz und könne auch in stürmischer Zeit die Ruhe und die Übersicht bewahren, stellte er sich vor. Als Schriftführerin bestätigt wurde die Dießener freie Journalistin Anne Webert (56), die als treibende Kraft auch in der Fachgruppe Freie wirkt. Nachdem sie während der Pandemie die verbandsinterne Kommunikation aufgemöbelt hat, will sie nun eine moderne Außendarstellung des BJV umsetzen. Den Vorsitz im Bundesfachausschuss Freie will sie aufgeben für das Amt des DJV-Vize in Grebenhofs Nachfolge.

Äußerst bewegt verabschiedete sich die bisherige stellvertretende Vorsitzende Daniela Albrecht. Die niederbayerische Tageszeitungskollegin verzichtete aus gesundheitlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur. Sie leide immer noch an ihrer schweren Covid-Infektion.

„Du hast dich enorm in den Verband eingebracht. Nie habe ich von dir ein Nein gehört, wenn es um Aufgaben ging“, würdigte sie Michael Busch. Ausgezeichnet habe sich auch ihr Kampf um eine Schwerbehindertenvertretung im BJV. „Und das alles neben der ganz normalen Arbeit als Lokalredakteurin.“ Andrea Roth umarmte sie mit den Worten: „Du bist wirklich der Mensch, der alles zusammengehalten hat. Du hast das Herz auf dem richtigen Fleck.“

48 Jahre Ehrenamt
Tränen der Rührung flossen auch bei Dietmar Schmidt, der mit der Ehrenmitgliedschaft überrascht wurde. Im Aufnahmeausschuss arbeitete er 48 Jahre, davon etliche als Vorsitzender. „Sie haben dem Ausschuss die Stabilität gegeben. Dabei ist es Ihnen gelungen, den medialen Wandel zu begleiten“, würdigte ihn Busch. Akribisch habe Schmidt die Unterlagen aller Bewerber*innen durchgesehen und dem Vorstand ein fundiertes Urteil vorgelegt. Mit bald 82 Jahren beschloss er, jetzt aufzuhören. Direkt in die Tagung aufgeschaltet sah man, wie seine Frau zärtlich der Arm um ihn legte und sich mitfreute.

75 Jahre Bayerischer Journalisten-Verband
Heiß debattierte wurde auf dem Bayerischen Journalistentag, ob es doch noch ein Fest zum 75-jährigen BJV-Jubiläum geben soll. „Mit Blick auf die Freien, die um ihre Existenz kämpfen, hätte eine Feierlichkeit nicht gepasst“ begründete der BJV-Chef den Verzicht.

Doch die Befürworter, allen voran Stefan Primbs („Lasst uns ein Fest der Begegnungen, des Kennenlernens, des Vernetzens feiern!“) drängten darauf, wenigstens einen Teil des nicht abgerufenen Überschusses von 351.000 Euro im Etatjahr 2020 dafür einzusetzen. Den größeren Teil könne man sonst in die Förderung des Nachwuchses und der Fortbildung stecken. Der Gesamtvorstand wird ein Konzept über die Jubiläumsfeier bis zur (früher terminierten) Versammlung 2022 vorlegen. Die wieder in Präsenz stattfinden und die am Samstagabend noch liegen gebliebenen Sachen aufarbeiten soll.

Alois Knoller

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