Protagonistin der August-FREIstunde: Reise-Bloggerin Christiane Maier.
Foto: Jordan/Goede

Fachgruppe Freie Journalisten

Kräftige Brisen aus der Region

Bericht zu zwei FREIstunden im August und September

Internet, 11.10.2022

Die BJV FREIstunden blasen „frischen Wind in den Journalismus“. Im Sommer stellten sich zwei Erfolgsprojekte vor: Reise-Bloggen und kritischer Kulturjournalismus.

Bloggen – lohnt das? Passend zur Ferienzeit stellte sich in der August FREIstunde Reisebloggerin Christiane Maier via Zoom den Fragen der mehr als 30 Teilnehmenden.
 
Maiers Passion für Reisen und Fotografie hatte sie dazu veranlasst, zu Beginn der Pandemie ihren Blog placesdelight.com zu starten. Der Schwerpunkt liegt auf ihrer Heimat, dem Bayerischen Wald, inzwischen auch Fernzielen. Die sozialen Netzwerke dienen Maier als Marketing Instrument, um auf ihren Blog aufmerksam zu machen und mit ihrer Community zu interagieren, unter anderem auf Instagram, Facebook, YouTube.
 
Auf bekannten Plattformen präsent und aktiv zu sein (wichtiger als die Follower-Zahlen ist die Engagement-Rate, also die Reaktionen der Follower in Form von Likes, Kommentaren, weiterleiten oder abspeichern der Posts) mag die Suchmaschine: Ihre Aufträge bekommt Maier inzwischen von Agenturen, welche sie via Google gefunden haben. Neben dem Texten erstellt Maier für ihre Kunden auch stilvolle Fotos und Videos.
 
30 Stunden arbeitet sie wöchentlich an ihrer Präsenz in den sozialen Medien: Moodboards erstellen (Collagen aus Texten und Bildern, die z.B. mit der App Canva erstellt werden) für die Corporate Identity, Posts verfassen, aus selbst geschossenen Fotos die besten aussuchen und aus Clips Videos schneiden. Mit den sozialen Medien verdient sie kaum Geld, aber Aufmerksamkeit, und die lenkt wiederum sie auf ihren Blog.
 
„Ist das noch Journalismus oder nur schicke PR-Arbeit“, hakte FREIstunden-Moderatorin und BJV-Mitglied Roswitha Prasser nach, die seit 25 Jahren selbstständig mit einer Presse- und PR-Agentur in Grafenau (Bayerischer Wald) unter anderem das für das INNSIDE-Magazin den Teil WOIDSIDE produziert. Maier selbst nennt sich Content Creatorin. Schreiben ist ihr eine Herzensangelegenheit und guter Journalismus und eine Werbebotschaft schlössen sich heutzutage nicht gegenseitig aus. Der Blog öffnete Maier Türen, neben Corporate Publishing gibt sie Coaching Kurse in Online Marketing und wie man die sozialen Medien erfolgreich bedient.
 
Christiane Maier ist zur Reiseexpertin geworden – das bringt ihr beruflich Geld ein, auch Buchanfragen, privat schwingt jedoch ein Wermutstropfen mit: „Ich habe keinen klassischen Urlaub mehr“, sagt Maier, „was sind die Highlights der Reise, welche Gegenden, Objekte eigenen sich zum shooten, was filme ich?“ Einfach nur die Beine und die Seele baumeln lassen – das war einmal.

Gratis Lokalmagazin als Beitrag zur Meinungsvielfalt

Frische Winde auch zur September-FREIstunde. Sie widmete sich dem Mühldorfer Kulturmagazin aktiv. Martin Semmler, Vorstand der Fachgruppe, befragte Geschäftsführer Andreas Seifinger zu Profil, Substanz, Zukunft.

Seifinger studierte dereinst Musik fürs Lehramt, bis er Feuer fürs Kulturmanagement fing und 2002 das Magazin aktiv übernahm: Ein Kunst-, Kultur-, Freizeitmagazin, mit Auslegern in Beruf und Ausbildung, gespickt mit Terminen, Veranstaltungen (dazu Ticketverkauf), Berichten. Auflage: 10.000, gratis, 10x pro Jahr, verbreitet im Inn-Salzach, Rottach, Chiemgau Gebiet durch 2500 Verteiler; sechs Mitarbeiter, fünfstelliges Budget.

„Journalismus und Kommerz, kein Seiltanz?“, fragte ein Teilnehmer. Seifinger verwies auf die Rubrik „Die 3 Kritischen des Monats“, in der Schlüsselpersonen der Region Kontroversen debattieren. Das ist sozusagen das Editorial, nicht wie traditionell vom Chefredakteur oder Herausgeber, unilateral, sondern multi-perspektivisch.

Für Martin Semmler ist dies ein zentraler Beitrag zur journalistisch-redaktionellen Pluralität und Diversität. In der Region gäben Monopolzeitungen den Ton an. „Andere Meinungen“ seien ein Gebot der Demokratie. Unabhängige publizistische Stimmen und Projekte seien essenziell, etwa auch Muh oder da Hog’n, die in vorhergehenden FREIstunden vorgestellt wurden.

Diesen Publikationen ist eines gemein: Die Gründer und Chefs, meist langjährig dabei und in Personalunion viele Funktionen wahrnehmend, zeigen enorme Passion für die Profession. So auch Andreas Seifinger. Nur: Vor dem Digital-Kanal scheuen viele zurück, so wie er: „In der Corona-Zeit haben wir viel dafür investiert, mit wenig Erfolg, jetzt geht’s zurück zu den Wurzeln.“

Gleichwohl die Printversion samt Terminen und Highlights online gehostet wird. Offenbar höchst professionell. Beatrice Hohler, die in der Juli-FREIstunde ihr Hochzeitsjournal präsentiert hatte und sich in der Branche bestens auskennt, lobte: „Ich bin platt, was für eine tolle Webseite, was ihr alles abdeckt!“

Gesine Jordan mit Wolfgang Chr. Goede, Fachgruppen-Vorstand

Schlagworte:

#FREIStunde

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