BV Franken-Nordbayern
Geschichtliches Erbe, modern präsentiert
Bericht von
Isabel Krieger

Pressesprecherin Sonja Mißfeldt führt die Mitglieder des BJV durch die Ausstellungsräume.
2027 wird das Germanische Nationalmuseum 175 Jahre alt - und aufwändig saniert. BJV-Mitglieder bekamen einen exklusiven Einblick in die Umbau-Pläne. Inklusive Reise unter die Erde.
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg (GNM) ist das größte kulturgeschichtliche Museum des deutschen Sprachraums. Ausstellung und Depot umfassen 1,4 Millionen Objekte. In Nürnberg gehört das Architektur-Ensemble des GNM, durch das seit 1993 die Straße der Menschenrechte führt, zu den wichtigsten historischen und zeitgeschichtlichen Orten und ist für Touristen aus aller Welt ein Publikumsmagnet. Mitglieder der Fachgruppe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und des Bezirksverbands Franken-Nordbayern des BJV waren nun zu einem Blick hinter die Kulissen eingeladen.
Das Germanische Nationalmuseum im Wandel der Zeit
Rund um das mittelalterliche Kartäuserkloster nahe der Stadtmauer, das bis heute das Zentrum bildet, wurde das Museum ab Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder durch neue Gebäudeteile erweitert. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Architekt Sep Ruf das in Teilen zerstörte GNM wieder mit auf und schuf einen eigenen Trakt im Bauhaus-Stil.
In den 1990er Jahren kamen dann postmoderne Anbauten hinzu. Um die umfangreichen Sammlungen, Nachlässe und Stiftungen von Bürgern angemessen präsentieren und aufbewahren zu können, die das GNM als Forschungsinstitut und Teil der Leibniz-Gemeinschaft hütet, wurde als letzte Baumaßnahme elf Meter unter der Erde ein knapp 4000 Quadratmeter großes Tiefdepot gebaut und Anfang des Jahres 2025 eröffnet.
Dorthin werden derzeit 60.000 Exponate aus dem sogenannten Süd- und Südwestbau ausgelagert, der bis 2030 umgebaut werden soll. Für die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäudeteile konnte das GNM das Berliner Büro von David Chipperfield gewinnen. Chipperfield übernimmt nicht nur die energetische Generalsanierung, sondern ist auch beauftragt, die besonderen architektonischen Gegebenheiten insbesondere des Ruf-Baus zu erhalten und gleichzeitig für die Zukunft neu aufzustellen.
Neue Ausstellungs-Konzepte
Denn die Dauerausstellung des GNM soll in den nächsten Jahren völlig neu konzipiert werden, sagt Pressechefin Dr. Sonja Mißfeldt: „Wir wollen und werden sie an heutige Ansprüche an einen modernen Museumsbetrieb anpassen.“ Statt einzelnen Abteilungen etwa für Musikinstrumente wie bisher sollen die Exponate künftig Zeitepochen zugeordnet werden. In diesem Kontext soll es auch eine übersichtlichere Präsentation, Wegeführung und Anbindung der unterschiedlichen Museumsbereiche geben.
Aktuell ist das Museum damit beschäftigt, die Auslagerung der Exponate aus dem Sanierungsbereich zu organisieren. Wie aufwändig sich das gestaltet, erfahren die Journalisten von Projektleiterin und Restauratorin Meike Wolters-Rosbach, die sie mitnimmt in die Tiefen des Depots, wo die Ausstellungsstücke in einer sogenannten Anoxia-Anlage mittels Sauerstoffentzug für die Einlagerung fit gemacht werden. Teilweise müssten die historischen Exponate dafür aufwändig zerlegt werden, erläutert Wolters-Rosbach. Genauso aufwändig ist die Dokumentation, damit am Ende jedes Stück nicht nur seinen Platz im Depot hat, sondern bei Bedarf auch wieder gefunden und (vollständig) hervorgeholt werden kann.
Zum Jubiläum 2027 soll eine Sonderausstellung das neue Ausstellungskonzept aufgreifen. Schwerpunkt wird das 19.Jahrhundert sein. „Gegenwart und Globalisierung, die aktuellen politischen wie gesellschaftlichen Entwicklungen, sind eigentlich nur vor dem Hintergrund des 19. Jahrhunderts verständlich“, betont Sonja Mißfeldt.
So arbeitet die Kommunikationsabteilung des Germanischen Nationalmuseums
Die promovierte Kunsthistorikerin ist seit zwölf Jahren am GNM für die Pressearbeit zuständig und wird seit zwei Jahren von Jens Voskamp unterstützt, der als Feuilleton-Redakteur Jahrzehnte für die Nürnberger Nachrichten tätig war. Gemeinsam steuern sie die regionale Medienarbeit sowie die Kommunikation mit den Fach- und Branchenmedien, die überregional adressiert ist. Neben der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sind die Bereiche Bildung und Vermittlung, Marketing und Social Media sowie digitale Vermittlung zentrale Pfeiler der Kommunikation des GNM.
Social Media wird dabei immer wichtiger, um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen. Das Museum betreibt zwei YouTube-Kanäle, einer davon richtet sich an Kinder und vermittelt auf spielerische Weise museumspädagogische Inhalte. Der andere setzt auf klassische Videos beispielsweise zur Herkunftsgeschichte bekannter Exponate. „Wir erreichen damit auch Menschen, die das GNM nicht besuchen können“, so Mißfeldt. Darüber hinaus spielt die „Kundenbindung“ eine wichtige Rolle: Verschiedene Förderkreise unterstützen die Arbeit des Museums und wollen gepflegt werden, ebenso wie Stammgäste.
Die Digitalisierung der Kommunikation wird in Zukunft auch die Dauerausstellung betreffen. „Inhalte werden heute anders aufgenommen als früher, da braucht es neue Ideen“, sagt Mißfeldt. Das alles müsse aber mit Augenmaß geschehen. „Wir diskutieren darüber viel im Team“. Auch müsse die Didaktik zum Teil eine andere werden. „Bestimmtes Wissen beispielsweise zu religiösen Themen können wir heute nicht mehr voraussetzen und müssen entsprechend mehr erklären.“ Viel zu tun also in der Kommunikation in den nächsten Jahren.