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Wechselnde Berufsfelder, neue Herausforderungen

24.06.2020

BJV-Mentoring 2019/2019 - Abschlusstreffen

Von links oben nach rechts unten: Thomas Mrazek, Dominik Altmann, Wolfgang Soergel, Alexandra Haderlein, Katharina Haase, Rita Kamm-Schuberth, Alexander von Streit, Oliver Das Gupta, Barbara Weidmann, Tilmann Kleinjung und Elisa Brietzelmeier

Das neunte Mentoring des BJV endete diesmal mit einer digitalen Bilanzrunde

Ohne Corona hätten Mentoren und Mentees wohl im Münchner Ratskeller mit einem Glas Sekt auf die neunte Mentoringrunde des BJV angestoßen. Stattdessen trafen sich fünf der sechs Tandems und das BJV-Mentoringteam mit Projektleiter Wolfgang Soergel, Thomas Mrazek und Barbara Weidmann nun erstmals in der 15-jährigen Geschichte des Programms nach 15 Monaten zu einer digitalen Bilanzrunde. Das traditionelle Abschlussessen soll aber im Herbst nachgeholt werden.

In 15 Jahren 80 Teilnehmer*innen
Beim BJV-Mentoring begleiten erfahrene Journalist*innen junge Kolleg*innen, die bereits im Berufsleben stehen. Im Unterschied zu anderen Programmen handelt es sich weniger um ein fachliches Mentoring, im Vordergrund steht das persönliche Wachstum der Teilnehmer*innen. Rund 80 Journalist*innen haben das BJV-Angebot seit seiner Gründung inzwischen genutzt.

Und auch der BJV lernt dabei alljährlich dazu, wie die stellvertretende Vorsitzende Andrea Roth in ihrem Grußwort betonte – etwa über wechselnde Berufsfelder, veränderte Herausforderungen oder auch neue Wege in den Beruf. „Wo immer vernetzter gearbeitet wird, wo man von Wissenstransfer spricht, hat Mentoring eine ganz zentrale Funktion“, betonte Roth.

Welche Themen sich im Laufe des Jahres konkret ergeben, variiert von Tandem zu Tandem, wie sich in den Bilanzgesprächen zeigte, die Thomas Mrazek und Barbara Weidmann gemeinsam moderierten. Nicht alle Teams wollen namentlich und öffentlich genannt werden, deshalb im Folgenden nur einige Schlaglichter.

Die Kreativität wiedergewonnen
Mentor Christian Thiele etwa arbeitete mit seinem Mentee Dominik Altmann, Onlineredakteur bei der Chamer Zeitung (Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung), an Auswegen aus dem Hamsterrad der Überlastung. Sein Mentor habe ihm gezeigt, dass man nicht ständig die vermeintlichen 120 Prozent bringen müsse – im Gegenteil. Altmann reaktivierte alte Hobbys und schuf sich Freiräume, in denen er ganz bewusst das Handy abschaltet.

„Das Mentoring hat aus einem Häuflein Elend wieder einen Journalisten gemacht, der aufrecht im Job steht und seine Kreativität wiedergewonnen hat“, resümierte Altmann. So schreibe er wieder über Themen, von denen er zuvor aus verschiedenen Gründen die Finger gelassen habe. „Christian hat mir das Selbstbewusstsein zurückgegeben, auch in Risikogeschichten reinzugehen“, erzählte er.

Das Thema Selbstbewusstsein spielte auch in anderen Teams eine Rolle. Und selbst ein so erfolgreicher Kollege wie SZ-Journalist Oliver Das Gupta, der unter anderem an der Veröffentlichung der Ibiza-Videos mitgearbeitet hatte, gestand nun als Mentor unverblümt: Auch er habe sich selbst in Frage gestellt – und es sei gar nicht so lange her, dass er sich seinen Job nicht zutraute.

„Eigentlich ein gegenseitiges Coaching“
Ein weiteres Tandem bildeten Mentee Elisa Britzelmeier und Tilmann Kleinjung, langjähriger Chef des ARD-Hörfunkstudios in Rom und jetzt Leiter der Redaktion Religion und Orientierung beim BR. Die beiden starteten etwas später ins Mentorenprogramm, Britzelmeier war zu dem Zeitpunkt gerade erst aus den USA zurückgekehrt und hatte ihre neue Stelle als Redakteurin im Medienressort der Süddeutschen Zeitung frisch angetreten. „Elisa hatte eine Topstelle und ich wusste eigentlich gar nicht, wozu ich gut bin“, sagte Kleinjung schmunzelnd.

Das Mentoring habe er „eigentlich als gegenseitiges Coaching“ erlebt. Die Beiden sprachen etwa darüber, wie sie an Themen rangehen und planen. Ein anderes Mal ging es um den Umgang mit Kolleg*innen, die bei neuen Tools in der Redaktion nicht so recht mitziehen. Und das Tandem merkte: So weit auseinander liegt die Arbeitsweise nicht bei BR und SZ, bei Rundfunk und Print.

„So wie es ist, passt es nicht mehr“
Den intensivsten Berufswandel im Mentoringjahr durchlief in der neunten Runde wohl Alexandra Haderlein, ehemals Redakteurin bei den Nürnberger Nachrichten (NN). Als das Mentoring begann, habe sie nur gewusst: „So wie es ist, passt es nicht mehr.“ Echte Chancen auf Veränderung aber sah sie nicht. Ihr Mentor Alexander von Streit, Herausgeber der Krautreporter, habe sie einerseits zu Neuem ermutigt, andererseits aber auch gebremst und immer wieder nach Alternativen erfragt.

Diese ergaben sich plötzlich mit dem Abfindungsprogramm der NN. Haderlein entschied sich für den „Cut“ und war, wie sie selbst erzählt, „im Januar eine freie Frau“. Ein zweimonatiges Fellowship des Media Lab Bayern eröffnete ihr mit der entsprechenden finanziellen Rückendeckung die Chance, einen Lokalblog zu starten mit „partizipativem, lösungsorientiertem Journalismus, so wie ich es mir vorstelle“: lokalblog-nuernberg.de.

Sie lehrt nun als Dozentin an verschiedenen Hochschulen, im Bildungs- und Sozialwerk des BJV (BSW); und weitere Förderprogramme haben sich für die Fränkin aufgetan. Er habe an ein paar Stellen seine eigenen Gründermomente nochmal durchlebt, erinnerte sich ihr Mentor, Krautreporter- und Vocer-Mitgründer Alexander von Streit.

„Gelernt, dass Mentoring auch virtuell funktionieren kann“
„Durch Euer Tandem habe ich gelernt, dass Mentoring auch virtuell funktionieren kann“, betonte Mentoring-Initiator Wolfgang Soergel anschließend und sprach von einem „wichtigen Erkenntnisgewinn“. Nur einmal hatten sich Haderlein und von Streit getroffen – anschließend tauschten sie sich per WhatsApp, am Telefon oder in Videogesprächen aus.

Rita Kamm-Schuberth, Leiterin des Bereichs Marketing und Öffentlichkeitsarbeit am Bildungscampus der Stadt Nürnberg, machte in der aktuellen Mentoringrunde ähnliche Erfahrungen. Regelmäßig habe sie mit ihrer Mentee telefoniert, die sich kurz zuvor beruflich verändert hatte. Fixe Termine brächten wenig, wenn aktuelle Fragen aufträten. Virtuell sei vieles machbar, wenn die Chemie stimmt, so Kamm-Schuberths Fazit.

Michaela Schneider

Mehr über das BJV-Mentoring

Die neunte Runde des BJV-Mentorings startete am 29. April 2019. Dabei trafen sich die – bis dahin gebildeteten – Tandems in der BJV-Geschäftsstelle zu einer Auftaktveranstaltung: „Keine altväterlichen Ratschläge“, lautet der Titel unseres Berichtes. Über das „Halbzeit-Treffen“ am 18. November im Münchner Presseclub berichtete Thomas Balbierer: „Herausforderungen anpacken, Probleme lösen – und hin und wieder ein unbeschwertes Gespräch“. Weitere Informationen zum BJV-Mentoring und Berichte zu einigen Mentoring-Runden aus den Vorjahren finden Sie unter bjv.de/bjv-mentoring.

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