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Eberhard Wolf

Bildjournalisten

Einsatzkräfte machen Fotografen Konkurrenz

Der BJV sprach mit Vertretern von Polizei, Feuerwehr und THW

München, 13.07.2012

Wer den Lokalteil der Zeitungen durchblättert, stößt beinahe täglich auf Fotos von Bränden, Unfällen oder anderen Notfalleinsätzen, unter denen nicht der Name eines Fotografen, sondern der einer Behörde steht: „Foto Feuerwehr“ , „Foto Polizeipräsidium XY“ oder Foto THW“.

Diese Bilder haben Einsatzkräften vor Ort aufgenommen. Für freie Bildjournalisten werden sie damit zur unliebsamen Konkurrenz. Sie können ihre Fotos von Unfällen oder Bränden nicht mehr an Zeitungen, Agenturen und andere Auftraggeber verkaufen, weil diese bereits unmittelbar nach dem Ereignis mit Material der Pressestellen von Polizei, Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk (THW) beliefert wurden.

Eine Sammlung von Beispielen aus bayerischen Zeitungen der letzten Monate, die die Fachgruppe Bildjournalisten im BJV erstellte, zeigt, dass es sich dabei nicht nur um Einzelfälle handelt. Der BJV hatte daher am Montag hochrangige Vertreter aus dem Innenministerium und aus Pressestellen von Polizei, Feuerwehr und THW zu einem runden Tisch eingeladen, um die Situation zu diskutieren und Lösungen zu finden.

Der Vorsitzende der Fachgruppe Bildjournalisten, Michael Schwerberger, belegte anhand aktueller Beispiele, dass die Konkurrenz durch Fotos von Einsatzkräften zunehme. So würden Aufnahmen der Feuerwehr an Bildagenturen weitergegeben, die das Material dann bundesweit verbreiteten: „Da bringen freie Fotografen keinen Fuß mehr in die Tür, keiner verdient mehr einen Euro“.

Ansgespannte wirtschaftliche Lage der freien Fotografen

Er erläuterte den BJV-Gästen, wie angespannt die wirtschaftliche Situation für freie Pressefotografen derzeit ist: Ein freier Fotograf verdiente im Schnitt 1500 bis 2000 Euro im Monat brutto, davon müsse er auch eine teure Ausrüstung kaufen. „Wie soll er das noch auf die Reihe bekommen, wenn er durch die Konkurrenz mit Pressestellen immer weniger Fotos verkaufen kann?“, fragte Schwerberger.

Er kritisierte, dass die hauptberuflichen Fotografen nach ihren Angaben in neun von zehn Fällen nicht rechtzeitig oder gar nicht von Unfällen und anderen Noteinsätzen informiert werden. Pressebereiche am Einsatzort würden zu spät eingerichtet, mitunter dauere es bis zu einer Stunde, bis die Fotografen in das abgesperrte Areal dürften. Im Gegenzug ginge das Bildmaterial der Pressestellen schnell an die Redaktionen und Agenturen raus. „Die Freien fotografieren ihre Motive oft erst dann, wenn die Fotos der Berufsfeuerwehr schon ausgeliefert sind“.

Bundeseinheitlicher Presseausweis
BJV-Geschäftsführerin Jutta Müller betonte, es sei nicht zu monieren, wenn Einsatzkräfte zu Dokumentations- oder Ausbildungszwecken Fotos anfertigen. „Aber es geht nicht an, dass einzelne Mitarbeiter der Pressestellen damit in Konkurrenz zu hauptamtlichen Fotografen treten“. Sie kritisierte, dass Bildjournalisten auch mit dem offiziellen Presseausweis die Absperrungen nicht passieren dürften, weil die Beamten vor Ort diesen nicht akzeptieren. „Wir brauchen hier wieder einen bundeseinheitlichen Presseausweis, der von allen Behörden akzeptiert wird“, forderte die BJV-Geschäftsführerin.

In dem Gespräch wurde schnell deutlich, dass die Teilnehmer unterschiedliche Auffassungen davon haben, wie weit man den Begriff einer „Öffentlichkeitsarbeit“ der Behörden auslegt und ob die Belieferung der Redaktion mit Einsatzfotos zu den eigentlichen Aufgaben einer Pressestelle zählt. Darüber wird der BJV mit den Vertretern der Pressestellen im kleinen Kreis weiter diskutieren und nach Lösungen suchen. Eine könnte die Vereinbarung einer (24-Stunden-)Frist sein, nach der die Pressestellen frühestens Material an Redaktionen liefern.

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