Schwerelos
Foto: Günter Distler

Pressefoto Bayern 2015

Gelbe Barbie in der Luft

Ausstellung Pressefoto Bayern gastiert bis zum 4. März in Neumarkt/Oberpfalz

Neumarkt/Opf., München, 18.02.2016

„Ich habe mich nach diesem Bild so geärgert, dass ich mit Helene Fischer und ihrem Management nicht mehr viel zu tun haben wollte“, sagt Günter Distler, Fotograf der Nürnberger Nachrichten. Grund seiner Verärgerung sind die Arbeitsbedingungen für Pressefotografen bei Konzerten, die sich von Jahr zu Jahr verschlechtern haben. „Wäre meine Frau nicht gewesen, hätte ich dieses Bild nicht zum Wettbewerb eingereicht“.

Mit seinem Motiv „Schwerelos“, das der Fotograf aus Feucht während der Helene Fischer-Tour „Farbenspiel“ im Nürnberger Frankenstadion aufgenommen hat, gewann er die Kategorie Kultur des Wettbewerbs Pressefoto Bayern 2015. Es wird jetzt zusammen mit weiteren besten Pressebildern des abgelaufenen Jahres in der Sparkasse Neumarkt-Parsberg gezeigt.

Der im oberpfälzischen Neumarkt geborene Journalist war am 16. Februar zur Ausstellungseröffnung gekommen, um über seine Arbeit und die Entstehungsgeschichte des Siegerbildes zu berichten. Günter Distler nutzte die Gelegenheit, die Knebelbedingungen der Konzertveranstalter zu kritisieren.

„Nach acht Minuten fliegst Du aus dem Konzert raus“
„In den letzten Jahren sind Verträge aufgetaucht, die man unterschreiben muss, um zugelassen zu werden. Darin fordern Künstler und das Management, dass man ihnen das komplette Material übergibt und sie damit machen können, was sie wollen. Ohne jegliche Gegenleistung, um überhaupt fotografieren zu dürfen“, berichtete der Bildjournalist den Gästen.

Meist seien es nur die ersten zwei Lieder, bei denen fotografiert werden dürfe. „Da ist das Licht schlecht, die Künstler sind noch nicht so richtig in Stimmung. Sie haben im Schnitt acht Minuten und in dieser Zeit müssen sie irgendwas raus zaubern. Dann fliegen sie raus, meistens aus der kompletten Veranstaltung“.

Kein Durchblick – für Fotografen
Zwar hätte man bei dem Helene Fischer-Konzert im Nürnberger Frankenstadion keine Knebelverträge unterschreiben müssen, aber die Pressefotografen seien 100 Meter von der Bühne entfernt und hinter Zuschauerreihen platziert worden. Dann hätten die Zuschauer geklatscht und seien auf die Stühle gestiegen, die Sängerin habe man vom Pressebereich aus so gut wie nicht gesehen.

Während einige Kollegen schon frustriert aufgaben, sah Distler, dass die Sängerin von ihren Begleitmusikern hochgehoben wurde. „Ich hatte ein ganz langes Teleobjektiv mitgenommen und auf Dauerfeuer gestellt. Wenn sie sie jetzt hochwerfen, dann hätte ich ein Bild“, beschreibt er die Szene. Die „schwebende Helene“ erschien in den regionalen und bundesweiten Medien und überzeugte auch die Wettbewerbs-Jury.

Jedes Foto ist eine Momentaufnahme
Die Bilderschau Pressefoto Bayern ist nun nach 2014 zum zweiten Mal in der Sparkasse Neumarkt-Parsberg zu Gast. Darüber zeigte sich deren Vertriebsmanager Karl-Heinz Hofbeck in seiner Begrüßungsrede erfreut. „Nicht die Abbildung der Wirklichkeit ist das Ziel der Kunst, sondern die Erschaffung einer eigenen Welt“, zitiert er den kolumbianischen Künstler Fernando Botero. Sein Haus wolle die Besucher der Sparkasse mitnehmen in diese Welt und ihnen mit den Arbeiten der bayerischen Pressefotografen „die Sicht auf die Geschehnisse um uns herum neu und mit geschärftem Blick zeigen“.

Jedes Foto sei eine Momentaufnahme zum richtigen Zeitpunkt. Manche seien einzigartig, andere hätten eine sehr persönliche Bedeutung. „Oft sind es die kleinen Ereignisse, über die unsere Pressefotografen berichten. Ohne Worte, aber mit dem richtigen Blick für das Geschehene, das uns zum Lachen, Staunen oder auch zum Nachdenken bringt“.

Dank der Fotokunst gelinge es, Dinge festzuhalten, an denen andere vorbeigingen. Der Blick könne darauf verweilen, mitunter gelinge es auch, dadurch Erinnerungen zu wecken und zum Nachdenken anzuregen. Ein flüchtiger Moment werde so für die Ewigkeit festgehalten.

„Es ist fatal, die Zahl der Fotografen zu reduzieren!“
Der BJV-Vorsitzende Michael Busch gab bei der Eröffnung der Ausstellung einen Überblick über den Wettbewerb und berichtete aus der Juryarbeit. Er nutzte auch die Gelegenheit, davor zu warnen, dass der Wert des fotografischen Handwerks heute nicht mehr anerkannt werde.

„Fotografen sind Manager der Zeit, Beobachter und Künstler und es werden immer weniger“, sagte er. Viele Verlagshäuser seien inzwischen der Meinung, dass sie keine eigenen Fotografen mehr bräuchten und diese einsparen könnten. Stattdessen würden geknipste Fotos von Leserreportern, von Laien oder von Pressestellen kostenfrei gelieferte Bilder veröffentlicht.

 „Warum? Weil diese Fotos in der Regel umsonst zu haben sind. Doch oftmals sind diese Bilder dann auch von billiger Qualität“, kritisierte der BJV-Vorsitzende. Das sei nicht zeitgemäß. Es sei vielmehr fatal, die Zahl der Fotografen derart zu reduzieren. 

In Neumarkt bis 4. März
Die Bilderschau ist noch bis zum 4. März 2016 in der Hauptstelle der Sparkasse, Obere Marktstraße 52, 92318 Neumarkt zu sehen. Die Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte der Website der Sparkasse Neumarkt-Parsberg.

Weitere Ausstellungen
Nach Neumarkt sind der Flughafen München, Hof, Nürnberg und Würzburg die nächsten Stationen der Ausstellungstour.

Alle Bilder, Katalog und Downloads
Alle Siegerbilder, den Katalog zu Pressefoto Bayern 2015 und zu Pressefoto Unterfranken 2015 sowie Download-Möglichkeiten für die redaktionelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Seite Pressefoto Bayern 2015.

Maria Goblirsch

BJV-Newsletter abonnieren!

Hier können Sie unseren kostenfreien Newsletter abonnieren. Bitte geben Sie Ihre E-Mail Adresse an. Das System sendet an diese Adresse einen Link, mit weiteren Informationen zum Abschluss der Anmeldung.