Bayerns Pressefoto des Jahres 2015: Mohamed
Foto: Florian Bachmeier

Pressefoto Bayern 2015

Schicksale in Bildern

Eindrucksvolle Dokumente über Flüchtlinge beim Wettbewerb Pressefoto Bayern

München, 26.11.2015

„Die Tochter ist außer Lebensgefahr. Ihr Vater darf seit einigen Tagen arbeiten. In einem Betrieb im Landkreis ist er schon zur Probe beschäftigt.“ Was Florian Bachmeier den 250 Gästen bei der Preisverleihung Pressefoto Bayern 2015 erzählt, ist für den Gesamtsieger so wertvoll wie die Auszeichnung vom Bayerischen Journalisten-Verband. Ist es doch wieder ein Beweis, dass sich sein Einsatz für Flüchtlinge gelohnt hat.

In Miesbach arbeitet er mit einer Grafikdesignerin zusammen, die dort gut vernetzt ist. Über einen Gemeinderat, der in Hausham Flüchtlinge betreut, haben die beiden Kontakt zu mehr als zwei Dutzend der Neuankömmlinge. Bachmeier und seine Kollegin haben es geschafft, einigen bei Betrieben im Kreis eine Stelle zu verschaffen, sobald die Arbeitserlaubnis vorlag. So hat sich der Traum eines 17-Jährigen aus Eritrea erfüllt, der jetzt in Oberbayern Kfz-Mechaniker lernt.

Einen Arbeitsplatz hat auch Mohamed, der auf der großen Leinwand im Senatssaal des Landtags zu sehen ist. Genau genommen nur seine Hände, die ein Smartphone halten, auf dem ein Kind in verkrümmter Haltung, sichtlich von Brandwunden gezeichnet, zu sehen ist. Der Pakistani war aus seinem Land nach Deutschland geflüchtet, um hier Geld zu verdienen, damit er die teure Behandlung seiner Tochter bezahlen kann. Die ist inzwischen außer Lebensgefahr, aber plastische chirurgische Eingriffe im Gesicht sind notwendig.

Gegen Grenzen in den Herzen
Das Bild habe Symbolkraft für viele Flüchtlingsschicksale, sagte die Jury. Ihr Vorsitzender Hans-Eberhard Hess fand bei der Preisverleihung eindringliche Worte. „Es gab eine Zeit, da flohen Menschen von Deutschland nach Deutschland. Heute sind Grenzen wieder ganz nahe gerückt. Übertragen wir diese Grenzen nicht auch noch in unsere Herzen.“

Ein Dilemma der Politik gestand die Schirmherrin des Wettbewerbs Pressefoto Bayern, Landtagspräsidentin Barbara Stamm ein: „Solche Bilder berühren auch uns politische Verantwortliche. Wir kümmern uns um viele Einzelschicksale. Wenn aber der Ruf nach Abschaffung bürokratischer Vorschriften laut wird, müssen wir immer bedenken, dass die Gesellschaft nicht auseinander driften darf.“

Das Thema Flüchtlinge beschäftigt in diesen Tagen viele Bildjournalisten. Offenbar sind sie von den Schicksalen so beeindruckt, dass sie in diesen Momenten besonders hervorragend arbeiten und Beeindruckendes schaffen. Flüchtlinge haben auch die Sieger von Pressefoto Unterfranken und von PresseFoto Hessen-Thüringen abgebildet.

„Das Gebet“ heißt ein Bild von Peter Kneffel, das den Sieg in der Kategorie Tagesaktualität errang. Der dpa-Bildjournalist zeigt in einer Flüchtlingsunterkunft, einer Turnhalle in München, einen Muslim, der im Mittelgang zwischen den Reihen von Betten und Metallschränken einen Teppich hingelegt hat, um sein Gebet zu verrichten. Den Preis von 1000 Euro spendete der Kollege spontan Flüchtlingseinrichtungen.

Eine ausführliche Beschreibung der weiteren Siegerfotos finden Sie in unserer Pressemitteilung zu Pressefoto Bayern 2015.

Stamm: Überall gute Fotografen nötig
Sich auf das einlassen, was die Fotos der Bildjournalisten erzählen, dazu rief Landtagspräsidentin Barbara Stamm bei der Preisverleihung auf, an der Vertreter aller Fraktionen und auch der Integrationsbeauftragte der Staatsregierung teilnahmen.

Stamm erinnerte daran, dass das Thema Flüchtlinge fast jede Kommune betreffe. Sei es zunächst auch nur als organisatorisches Problem betrachtet worden, steckten doch dahinter Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Hoffnungslosigkeit geflohen seien. Dies zeigten die Bilder, die als Ausstellung im ganzen Land gezeigt würden. Das belege auch, dass gute Pressefotografen überall erforderlich seien, weil ihre Arbeit weit hinausstrahle.

Nicht genug gewürdigt
Die Kunst, mit unbewegten Bildern eine Geschichte zu erzählen, werde nicht genug gewürdigt, dem versuchten der Landtag und sie persönlich durch Übernahme der Schirmherrschaft und der jährlichen Preisverleihung im Maximilianeum entgegenzusteuern.

Sie bedauerte, dass die Fotos immer besser würden, aber die Arbeitsbedingungen der Fotografen immer schlechter und die Honorare immer niedriger würden. Angesichts der kostenlosen Angebote im Internet hielten viele Medien feste Stellen für Bildjournalisten nicht mehr für nötig.

„Barbara Stamm hält zu uns“, war die nicht erstmalige Erkenntnis von Michael Busch, Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes. Am Eintreten der Politikerin für Qualitätsjournalismus könnten sich die Arbeitgeber der Journalisten ein Beispiel nehmen. Stattdessen forcierten sie die fatale Entwicklung, Fotos von Textern nebenbei machen zu lassen.

Die Bilder, die im Kopf bleiben, seien aber von Profis gemacht. Michael Busch mahnte: „Haderthauer, Ecclestone, Flüchtlinge, Pegida – wer dokumentiert diese Ereignisse und stellt sie in den richtigen Kontext, wenn nicht die Pressefotografen?“

Journalisten bei Demos schützen
Es müssten aber die Rahmenbedingungen stimmen und die Kollegen ihrer Tätigkeit nachgehen können. Ausdrücklich forderte Busch die Parlamentarier auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen, wenn in bayerischen Städten Fotografen bei Demonstrationen geblendet, körperlich attackiert oder weggedrängt würden.

Auch sei abzustellen, dass Feuerwehrleute und Polizisten den Bildjournalisten die Verdienstmöglichkeiten wegnähmen, weil Einsatzkräfte eigene Fotos den Medien kostenlos zur Verfügung stellten.

Gedenken an Herbert Liedel
Als engagierten Fotografen und liebenswerten Menschen schilderte Thomas Geiger, Vorsitzender BJV-Fachgruppe Bildjournalisten, in einfühlsamen Worten den Nürnberger Kollegen Herbert Liedel, der vor einigen Monaten im Alter von 66 Jahren verstorben war und viele Preise beim Pressefoto-Wettbewerb gewonnen hatte.

Liedel war Sportfotograf, hatte aber in seinen 60 Büchern auch die fränkische Natur, Kultur und Zeitgeschichte dokumentiert. Sein erster Bildband war dem alten Ludwig-Donau-Main-Kanal gewidmet. Liedel wollte, sagte Geiger, in der Zeit des Technikwahns der Einöde in den Herzen entgegenwirken.

Michael Anger

Ausstellung im Bayerischen Landtag
Die Ausstellungen „Pressefoto Bayern 2015“ und „15 Jahre Pressefoto Bayern“ sind bis zum 18. Dezember im Kreuzgang im zweiten Stock des Landtags bzw. im Ausstellungsfoyer des Landtags (Erdgeschoss) zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr. Verkehrsverbindung Linien U4/U5 Station Max-Weber-Platz oder Tram Linie 19, Haltestelle Maximilianeum. Der Eintritt ist frei.

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