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Wirbt selbst für SöderTV im Bayerischen Fernsehen: Markus Söder
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Screenshot von Markus Söders Twitter-Seite

BJV-Landesvorstand

Staatsferne ist offensichtlich relativ

Minister Markus Söder wirbt im Bayerischen Fernsehen für seine Politik

München, 22.01.2015

Der Bayerische Rundfunk hat dem bayerischen Finanz– und Heimatminister Markus Söder die Möglichkeit gegeben in einer Serie aufzutreten. Am Dienstagabend hatte der CSU-Politiker in der Daily Soap „Dahoam is Dahoam“ die Gelegenheit sich zur besten Sendezeit ausführlich politisch zu äußern. Der Berliner Medienjournalist Stefan Niggemeier machte am Mittwochabend in seinem Blog auf diese PR-Farce aufmerksam.

In der fiktiven Serie rühmt Söder, der sich selbst spielt, die vermeintlichen Leistungen der Staatsregierung bei der Förderung des ländlichen Raums. „Einen offensichtlicheren Missbrauch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, kann es gar nicht geben“, kritisiert der Vorsitzende des Bayerischen Journalisten-Verband (BJV) Michael Busch. „Von einer Staatsferne ist der Bayerische Rundfunk in diesem Fall offensichtlich weit entfernt“, sagt Busch. Fiktion und Realität greifen eng ineinander, so dass parteipolitische Interessen nicht als solche erkennbar sind.

Es sei nicht ungewöhnlich, dass Politiker immer mal wieder in Rollen schlüpfen, um ihre schauspielerischen Talente zu untermauern. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder habe dies ebenso getan, wie zuletzt der frühere Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Der Unterschied sei allerdings eklatant, bemerkt Busch. Denn im Gegensatz zu seinen politischen Schauspielerkollegen präsentierte Söder nicht nur sein Gesicht und sagte unverfängliche Sätze, sondern der ehemalige Volontär und Redakteur des BR nutzte den gut zwei Minuten dauernden Auftritt für massive politische Äußerungen im Sinne der Staatsregierung.

Busch fordert den Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, auf, zu diesem Vorfall klar Stellung zu beziehen und zukünftige Auftritte dieser Art zu verhindern. In der nächsten Rundfunkratssitzung (am 5. Februar) müsse dieser Vorfall behandelt werden, um auch die Glaubwürdigkeit des Senders nicht in Frage zu stellen. Die Verantwortlichen des BR müssten sich eindeutig zur Staatsferne des BR bekennen.

presse@bjv.de

Aktualisierung, 22.01.2015, 13:40 Uhr

Der Bayerische Rundfunk rechtfertigt in einer Stellungnahme den Auftritt von Markus Söder, es seien sogar weitere Auftritte von Politikern „anderer Parteien“ geplant. „Der Text entstand im Autorenteam ohne jeglichen Einfluss von außen und wurde von der zuständigen Serienredakteurin abgenommen. Minister Söder hat sich in seinem Dialog inhaltlich an das Drehbuch gehalten.“ Der BJV-Vorsitzende Michael Busch kommentierte dies so: „Der Bayerische Rundfunk scheint leider nicht verstanden zu haben, was es mit dem Begriff der Staatsferne auf sich hat“.

Christoph Süß vom BR-Magazin quer kommentierte das Vorgehen des eigenen Senders bei Twitter mit einem Protestschild: „GESÖDA – Gegen die Söderisierung des Abendprogramms“. Für die heutige Sendung wird das Thema als „Söder-BR-PR“ angekündigt.

Aktualisierung, 22.01.2015, 15:40 Uhr

Stefan Niggemeier kritisiert in einem weiteren Blog-Beitrag: „Zu dem Werbepaket, das das Bayerische Fernsehen dem Heimatminister des Freistaates geschnürt hat, gehörte nicht nur der Auftritt in der Vorabendsoap „Dahoam is Dahoam“. Markus Söder
(CSU) schaute am Tag der Ausstrahlung auch in der „Abendschau“ bei Moderator Christoph Deumling zum Kuscheln vorbei. (...)“

Aktualisierung, 23.01.2015, 10:00 Uhr

Kreativ und couragiert reagierte das BR-Magazin quer am Donnerstag auf die Malaise im eigenen Sender: CSU-PR beim BR? Söderisierung des Abendprogramms und quer-Ministerpräsident – Der Horst ist der Horst.

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