Ausgabe 2 / 2016
Wie glaubwürdig sind Journalisten?
Eine Betrachtung über Kritik an den und Eigenverantwortung der Medien
Schimpfen auf die Medien ist „in". Nicht erst seit Neonazis 2012 den Spruch „Lügenpresse halt die Fresse!" an Redaktionsgebäude des Freien Wortes und der Lausitzer Rundschau schmierten. Schon im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm wird der Schriftsteller Kaspar von Stieler gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit den Begriffen „Lügenblatt" und „Lü-genschrift" zitiert. Während Friedrich der Große 1740 verkündete, dass „Gazetten, wenn sie interessante seyn sollten, nicht geniret (zensiert, Anm. der Redaktion) werden müsten", schufen viele Monarchen nach ihm jede Menge Arbeitsplätze durch fast lückenlose Zensur. Die Nazis begnügten sich nicht mit Schimpfen oder Beobachten, sie schalteten gleich.
Nach den Vorfällen im Osten und Übergriffen auf Medienvertreter wurde „Lügenpresse" zum Unwort des Jahres 2014 gewählt. Und es gab wieder die Diskussion, ob die Social Media am sprachlichen Verfall der Sitten Schuld seien oder die Medien ihre Aufgabe nicht mehr korrekt erfüllten. Dazu das Grundsatzprogramm des DJV: „Presse und Rundfunk haben im demokratischen Staat die Aufgabe, die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger so zu informieren, dass sie am Prozess der demokratischen Meinungs- und Willensbildung teilnehmen können ... Den aus dem Grundgesetz Presse und Rundfunk verbrieften Rechten muss die Pflicht der Journalistin und des Journalisten zu einer sachlichen und fairen Berichterstattung entsprechen."
Daran hapert es, bemängeln Kritiker und verweisen auf den „Pranger der Schande", an den BILD Hasskommentatoren stellte. Das OLG München hat zwar der Veröffentlichung von Fotos widersprochen, aber in der Hauptsache ist nichts entschieden. Dennoch lohnt wohl die Überlegung, ob Journalisten nicht doch glaubwürdiger sind, wenn sie sich auf ihre Aufgabe beschränken, die Welt darzustellen, nicht sie zu verbessern.
... weiterlesen im BJVreport 2/2016, Seite 10
Von Michael Anger
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