Ausgabe 4 / 2019
Teure Freiheit
Gehört die Zukunft im Journalismus den Freelancern? Freiberuflich zu arbeiten ist oft ein Balanceakt. Wie unterstützen andere Gewerkschaften in Europa ihre Freien? Ein Blick über die Grenze.
Freiberuflich zu arbeiten mit allen (un)möglichen Nebenwirkungen ist der Gegenentwurf zur Festanstellung mit geregelten Bürozeiten bis zur Rente. Nie mehr sinnlose Stunden in Konferenzen verbringen. Nie mehr einen kreativen Entwurf, von dem man überzeugt ist, in den Papierkorb werfen, nur weil er dem Chef nicht gefällt. Dafür flexible Arbeitszeiten, den Vormittag auch mal in der Sonne oder im Museum verbringen und erst mit der Arbeit beginnen, wenn andere gerade den PC herunterfahren. Scheinbare Freiheit ohne Grenzen.
„The Future is Freelance“ – die Zukunft im Journalismus ist frei, sagt Renate Schröder, Direktorin der Europäischen Journalisten-Föderation (EJF) in Brüssel. Jeder zweite Journalist im Deutschen Journalisten-Verband ist heute ein Freier. Und auch in vielen Ländern Europas arbeitet die Mehrheit der Journalisten freiberuflich. Manche von ihnen würden eine feste Anstellung vorziehen. Andere schätzen Freiheit und Vielfalt. So oder so, die Zahl der Freien steigt hier wie auch in anderen Ländern Europas.
Damit die freie Mitarbeit nicht im freien Fall endet, entwickeln die Gewerkschaften innovative Modelle, um Freelancern neue Chancen in den Medien zu eröffnen, ihnen Sicherheit zu geben und sie im Alltag zu unterstützen. Vorbildlich seien dabei die skandinavischen Länder, berichtet Renate Schröder. „Die Gewerkschaften im Norden tun einfach mehr für die Freien. Ihnen ist bewusst, dass das immer mehr das Modell der Zukunft ist.
Mediakunta, zu deutsch Mediengemeinde, heißt eine Genossenschaft, die die Association of Freelance Journalists in Finnland (AFJ) für ihre 1700 Mitglieder im Januar 2017 gegründet hat (bjvlink.de/mediakunta). „In die Selbständigkeit zu starten, kann schwierig und zeitraubend sein. Wir erledigen die Abrechnung und den Papierkram für unsere freiberuflichen Mitglieder und übernehmen die Pflichten eines Unternehmers “, erklärt Hanna Kokkonen.
Mediakunta vermittelt Aufträge
Das Besondere an diesem Modell: Mediakunta vermittelt seine Freien für journalistische Aufträge und Medienauftritte, stellt die Rechnung an den Auftraggeber und zieht die anfallende Steuer gleich vom Lohn ab. Das schafft soziale Absicherung. Freilich entfällt durch die Anstellung die Möglichkeit des Vorsteuerabzugs.
Von Maria Goblirsch
Download:
BJVreport 4/2019 (pdf, 7MB)