Ausgabe 3 / 2020
Tanz auf dem Vulkan
Journalismus in Zeiten der Pandemie
Corona hat auch das journalistische Arbeiten auf den Kopf gestellt. Kollegialer Austausch ist am Telefon ein anderer als einst in der Cafeteria. Interviews per Videocam haben ihren Charme, blickt man als Journalist*in ins fremde Wohnzimmer.
Dennoch weckt die Bildschirmscheibe ein eigentümliches Gefühl von Distanz. Alles also anders? Nein, denn die Krise verlangt gleichzeitig eine Besinnung auf journalistische Kernkompetenzen – auf saubere Recherche, fundierte Hintergründe, auf Fragen um Haltung und Verantwortung. Und auch auf die Bedeutung eines konstruktiven Journalismus.
Das Redaktionsteam des BJVreport will mit dieser Ausgabe vor allem zwei Dinge: die aktuelle Arbeitswirklichkeit abbilden; und die kleinen Lichter am Ende eines langen Tunnels aufspüren. Wir sprachen mit kreativen Kolleg*innen, die auch in der Krise Perspektiven für den Journalismus sehen, und mit Freien, die neue Arbeitsfelder für sich entdecken. Wir erfuhren, wie es in der Pressestelle der LMU-Kliniken in München zuging, als sich plötzlich selbst die New York Times für die Arbeit dort interessierte.
Wir hinterfragten, wie Verlage derzeit wirtschaftlich dastehen und was Kurzarbeit in der Praxis bedeutet. Wir redeten mit einer Expertin für Krisenjournalismus. Und – der Blick über die Grenze kann nicht schaden – wir schauten auf Hilfsprogramme in anderen europäischen Ländern. Ab Seite 14
Eine Preisverleihung in München gab es heuer nicht, doch die Sieger stehen fest. Den ersten Platz beim Wettbewerb zum Tag der Pressefreiheit belegt Christian Kretschmer mit seinem SWR-Feature „Die Newsrooms der Politik – Verlautbarung statt Journalismus“. Ab Seite 8
Auch die „Officestory“ lief anders ab als sonst: Senta Krasser hatte sich mit Henriette Löwisch zum Videogespräch verabredet, nur unser Fotograf besuchte die Leiterin der Deutschen Journalistenschule (DJS) daheim. Ab Seite 36
Michaela Schneider, Leitende Redakteurin
Unser Titelbild
Ein brodelnder Vulkan, unberechenbar in seinen Folgen; wabernder Nebel und ein düsterer Hintergrund; Chaos, durch das sich Journalisten arbeiten mussten, als von einem Tag auf den anderen die Welt eine andere zu sein schien.
Diese Assoziationen gingen Dokumentarfotograf Jan A. Staiger durch den Kopf, als das BJVreport-Team mit ihm über die Covergestaltung sprach. Doch gelang es vielen Redaktionen und Journalisten rasch, sich auf den neuen Arbeitsalltag einzustellen. Und so zieht der Nebel ab und das vulkanische Chaos des Covers verwandelt sich auf Seite 14 in einen geordneten Hügel, eine Journalistin erledigt ruhig und seriös ihre Arbeit.
Mit seinem Foto „Manfred Weber im Taschenformat“ gewann Jan A. Staiger im Dezember 2019 bei „Pressefoto Bayern“ – mit nur 24 Jahren als jüngster Gesamtsieger in der Geschichte des Wettbewerbs. Der gebürtige Nürnberger studiert Fotojournalismus an der Hochschule Hannover.
Mehr unter: instagram.com/janstaiger
Online-Ausgabe
Blätterbare Version des Heftes und PDF (48 Seiten, 11 MB)
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